Da ich nun obgemelter Maßen von Einsidlen wider zu Wettingen angelangt, war eben der Zurzacher Jharmarckt; und weilen die Ballierer von Waldkürch aus dem Breysgau ordinarie auch dahin kommen, kondt ich von ihnen vernemmen, wie die Sachen mit dem Gottshaus Thennenbach beschaffen weren, dieweilen sie die nechste Nachbaren waren, und dan mein Sach darnach richten, zog der H. Prälat mit mir dahin. – Da nun die Sach sich dahin schickte, hab ich mich gänzlich entschlossen, hinab zu ziehen.
Hie kann ich aber nit ungemeldet lassen, wie daß, eh wir gen Zurzach zogen, zwo Closterfrauen von Wonnenthal, Fr. Barbara Cassarin und Fr. Elisabeth Eggetterin daselbsten zu Wettingen angelangt und ihr Ellendt geklagt, und under anderen auch, daß sie so lang kein Seelsorger mehr gehabt haben. Dan damalen waren weder Capuziner noch Barfüeßer, und selten ein Pfarrer im Landt.
Dieweilen der Prälat dan nun wußte, daß ich mich resolviert hatte, widerumb ins Gottshaus Thennenbach zu ziehen, oder in die Nähe daselbst herumb, tröstete er sie, daß er ihnen bald mit einem geistlichen Vatter wölle beholffen sein.
Umb dise Zeit war und stuendt das Gottshaus ganz ödt und unbewohnt schon etliche Jhar, und hielt sich die Frau Abbtissin selbander oder dritt in höchster Armuet zu Kentzingen in einem kleinen rauchigen Stüblin, daß kaum 4 Persohnen darin Platz hatten, und wurden von der Statt gezwungen mit der Burgerschaft zu contribuiren. Da sie doch ihr Brodt und alles anderes, was sie von nöthen hatten, bettlen müesten, und drey schier continuirlich auff den Strassen waren bis ins Schwabenlandt, Schweitzerlandt, Elsaß, und das Landt hinab, war eine aus disen Bettlendten die Barbara Cassarin, die nit so gar lang zuvor über die siben tausent Gulden Gelt und Guet ins Closter gebracht hatte.
Nachdem wir derohalben also zu Zurzach ankommen und etliche Ballierer von Waldkürch angetroffen, under welchen auch einer Burger-meister Löffler war, kundte ich mich in Allem erkundigen, welche mir auch Anweisung gaben, wie ich mit etlichen Trägern durch heimbliche Wege könne sicher vor den Parteyen hinunder gen Waldkürch kommen. Dan die Geistlichen waren noch nirgendt vor den Schwedischen Parteyen sicher. Also gieng ich von Zurzach gen Clingnau; aber eh daß ich die Benediction vom Prälaten genommen, hatt er mir die Beichterey von Wunnenthal vollkommen übergeben, und war im St. Bläsamer Hoff oder Probstey über Nacht. Den anderen Tag kam ich mit drey Trägeren an den Rhein, und ließ mich wider auff den Reichsboden setzen. Wir zogen durch heimbliche Weg über den Schwartzwaldt, kam glücklich beym Probst zu Waldkürch an, und eröffnete ihm mein Intention, welche er auch lobte und mir Hilff und Rath darzu versprach; hielt mich heimblich etlich Tag bey ihm auff.
Es begab sich aber, daß selbiger Tagen der Pfarrer zu Elzach starb, und weilen der Probst Collatur daselbsten war, und unverzogentlich ein Pfarrer dahin thuen mueste, aber kein wuste zu bekommen, sprach er mich an, daß ich ein Zeit lang dieselbige Pfarrey wolte versehen. Er wöll mich mit Wein und Brodt versehen, welches ich dan auch angenommen, aber nur so lang, bis ich mein Closter expracticieren köndte. Indem ich mich derohalben also zu Elzach auffhielt, schrieb ich dem Prälaten zu, er solle beym Ambassator (Anm. Gesandter) zu Soloturn sollicitieren, daß er mir ein Recommendationschreiben an den Französischen Commandanten zu Breysach erlangte, damit ich mich daselbsten stellen und unser Closter anmelden könne, dan derselbige Commandant hatte auch den Gwalt über das Ländlin Breysgau; diser hieß Baron d´ Oisenville.
Da nun zu allem Glück war damalen ein Tagsatzung zu Baden, worzu auch der Französische Ambassator von Soloturn erschien, und allzeit auch auffs wenigst einmal ins Gottshaus Wettingen kam, und daselbsten königlich tractiert wurde. Dieweilen eben der Prälat des Closters Wettingen übel zu paß (Anm. Unpäßlich) war, muest mein Prälat dem Ambassator zusprechen, welches dan ein erwünschte Glegenheit war, daß er ein Recommendation obgemelter Maßen von ihme erbetten und herausbringen kondte, was dan auch geschehen. Dan der Ambassator hatt ihms gleich versprochen, und den anderen Tag ein französischen und lateinischen Brieff sub sigillo volante eingehändiget; welche er mir also auch offen zugeschickt, daß ich sie, wan ich sie auch ersehen, ererst zuschließen soll.
Damit ich aber nit vergesse, eh zuvor dis Alles geschehen, ist zu wissen, daß in disem Ländlin Breysgau ein großer Lärm entstanden, indeme der General Gildehas (Anm. Gille de Haes s. Schreiber l. e. Thl. 4. nr. XXXIII) mit 6 tausent Man kaiserischen Volk eingefallen, Molberg und Wildstett eingenommen und auff Freiburg zu marschieret. Man hatt vermeint, er werd Freyburg einnemmen wöllen, hatt aber nichts anders ausgericht als die armen Leüth ganz und gar verderbt, indeme er umb Freyburg, Endingen und Kentzingen alle Früchten verderbt und in Boden zertretten hatt lassen, und dan widerumb darvon gezogen. Der Ursachen wegen muesten sich die Leüth auff die Flucht begeben, und ich selbsten begab mich umb bessere Erhaltung willen vier Wochen lang gen Fridenweiler.
In wehrendter Zeit, da ich zu Fridenweiler war, hab ich vil geflehnte, versteckte und verborgene Sachen gefunden, welche dem Gottshaus Thennenbach zugherten, als nemblich unser uralt pergamenten Urbarium,welches als ichs dem H. Prälaten gen Wettingen geschickt, hatt er mir geantwortet: wiewohl er mehr als arm seye, so hab ich ihn doch mehrer darmit erfreüt, als hett ich ihm 300 Ducaten geschickt.
Weiteres hab ich gefunden den alten Abbtstab, welcher von Mössing und übergult war. Item ein zimblich groß Trüchlin (Anm. Kistchen) voller köstlichen Kölchtüechlin, welche noch auff den heutigen Tag gebraucht werden; und dann auch ein Trüchlin voll köstlicher Chrystallen Waar.