Von Franckfurt kam ich per Aschaffenburg gen Weinheim und Miltenberg in das Mans – Closter unseres Ordens Brombach, ein Stund von Wertheim gelegen, und ward daselbsten nit allein wohl empfangen und begrüest, sunder gar bey ihnen zu bleiben auffgenommen, welches ich dan auch mit Dank acceptiert. Dis war im Monat September a. 1638.
Hie vornen hab ich vergessen zu melden, daß ich auff das Fest S. Bernardi auch zu Schönthal, einem schönen Mans – Closter unseres Ordens gewesen, worin mir vil Ehr und Guets geschehen, dieweilen ich etliche Bekandte aldorten gefunden.
Zu Brombach bilb ich ein Jhar lang, und versahe vom Closter aus die Pfarrey zu Dörlinsperg; empfing zuvor curam animarum zu Würtzburg, warzu mich der Herzog selbsten examiniert. (Er war ein Hatzveldt vom Gschlecht und seindt die Bischöff auch zumalen Herzogen zu Würzburg.) Und nachdem er mit mir wohl content gewesen, hat er mir auch den Gwalt gegeben, in seinem Bistumb ab haeresi zu absolvieren, so lang ich leb.
Daß ich aber lenger nit als ein Jhar lang zu Brombbach gebliben, ist die Ursach, daß der Schwed, nemblich der Königsmarck, wider in Francken eingefallen, darumb sich Jederman wider in die Flucht rüstete. Also hab ich gedacht, mein Heil auch wider weiters zu suchen.
Zu End des 1638 Jhares umb Weihnachten ward Breysach vom Herzog von Weimar eingenommen, und alle unsere Documenten und brieffliche Sachen, sambt allem Hausrath an Zinngschürr, Leinwatt und anderen Sachen mehr in ihr Händt kommen; dan drey Truhen mit Brieffen und Erneuerungen waren auff die Cammer getragen, der ander Hausrath aber, welcher im Pfarrhof Herrn Hans Geörg Hanselmann zu verwahren übergeben gewesen, waren dem Herzog von Weimar vom Prädicanten seim Hoffprediger verrathen und für sich begert, welcher dan ihme auch geschenckt worden. Diser Prädicant hatte damalen sein Quartier beym Pfarrer, und sobald er disen Hausrath empfangen, ist er von ihm gewichen und ins Augustiner – Convent gezogen; er hatt jedoch dem Herren Pfarrer ein Resignation schrifftlich aller Stucken müessen geben und mit eigner Handt underschreiben und bezeügen, daß ers hinweg genommen habe. Die Documenten aber waren auff der Cammer dem Cammer – Präsidenten Zangmeister, einem Durlachischen, übergeben, gleich wie der Katz der Schmär zu hüeten; dan gleich wie sie zuvor in dem Pfarrhoff in drey Reyströgen verschlossen gestanden, also wurden sie da auff der Cammer in ein grossen offenen Meelkasten geworffen, welcher vor der Cammerstuben in dem Haus allen Menschen under den Augen und Händen gestanden. Aber von disem allem wird hernacher mehrers gehandelt werden, da ich selbsten sowohl die Documenten, als allen Hausrath wider in meine Händt, und des Gottshaus Thennenbach Gewalt gebracht.
Da ich dan wider vom Prälat zu Brombach mein Abschiedsbrieff begert, ward er mir folgender Gstalt gegeben.
Nos F. Joannes, Dei Gratia sac. Ord. Cist. in Mñrio Brumbach Herbipolens. dioeces. Abbas etc. praesentea inspecturis Salutem et Honorem.
Quod praesentium Lator, R. et Religiosus in Cho Pater J. Conradus Burger, ob Weimariensem persecutionem ac Mñrii sui B. V. M. de Porta Coeli vulgo Thennenbach sac. noatri Ord. Cist. hostilem occupationem exulare, alioque sese in loca tutiora conferre coactus fuerit, pracsenti tenore testamur. Ideoque eundem ad Nos confugientem, ea qua par fuit humanitate suscepimus; sed cum jam jarn maxima pericula et hostium incursus apud Nos quoque ingruant, ita ut plerique de tutiori sibi loco, absque longa mora, providere debeant; inde est, quod idipsum etiam Rdo Patri huic faciendum fuerat, at non sine nostro dolore ac singulari sui desi-derio. Ne ergo in Erronum ac Vagorum numerum censeretur, aequum duximus, illi hoc testimonium non negare. Testamur itaque illum, dum Nobiscum fuit, vita et moribus sese talibus gessisse, quales religiosum hominem et ornare et commendare possint ac debeant. Ideoque ne virtuti suus desit honor, merito consilio et auxilio juvari ab omnibus debet. Hoc quoque praetermittere non potuimus, cum a Nobis pro cura animarum suscipienda Rmo et Illmo Dño Dño Herbipolensi Episcopo per religiosum aliquem nostri Mñrii praesentatum jam fuisse et legitime examinatum, admissum, approbatum et dispensationem accepisse, etiam ab haeresi, quamdiu in hac dioecesi moraretur, absolvendi. In quorum omnium fidem, hasce manu et sigillo nostro Abbatiali signare voluimus.
Datum in Mñrio nostro Brumbach die 7. 7bris a. 1639.
Auff disen empfangenen Abscheidsbrieff bin ich hinweg gereist, und haben mir zwehen Polacken, München vom Closter Oliva bey Danzig ligendt, der ein ein Graff, der ander ein Freyherr, das Kleid gegeben, welche auch mit mir fast ein Jhar lang Exules daselbsten gewesen und ungern von mir abgesöndert wurden, und wollten mich mit sich in Polen genommen haben, wan sie Kriegsgfahr halber hetten können fortkommen.
Also zog ich fort auff Bischoffsheim, Lauda, Mergenthal, Dinckelspihl, Nördlingen zu; underwegs aber muest ich Parteyen halber durch ein verborgnen Weg, welcher von den Bauren durch ein halb ausgetrockneten See gemacht war. Durch disen See mueste ich nur auff gelegten Stangen gehen und offt bis an die Kney watten; und wehrte solches von Morgens umb zwey Uhr bis gegen Mittag, also daß ich die Schue muest im Morast stecken lassen. Und war gleichwohl dises mein Glück in meinem Übelstandt, daß ich gleich ein Frauen – Closter unseres Ordens angetroffen, worein ich also barfueß kommen, und vom Beichtvatter daselbsten mit Schue und Strimpffen wider versehen worden. Gleich bey disem Closter (Kirchheimb genant) ist das Feld, worauff die bluetige Schlacht vor Nördlingen geschehen, welche der König in Ungern (hernach Kaiser Ferdinandus der dritte genant) wider die Schweden erhalten.
Von Kürchheimb dem Closter (worin damalen auch eine vertribne Closterfrau von Fridenweyler gewesen, Magdalena genant) kam ich gen Kaisersheimb, ein fürtrefflich Mans – Closter unseres Ordens. Ich war nur über Nacht da und zog gen Thonauwerth, ein Stund weit vom Closter an der Thonau ligendt. Allda blib ich in einem Benedictiner – Closter über Nacht; am morgens früeh kam ich ans Gstad, wo man in die Schiff einstig, die Thonau hinab zu fahren, wohin man wolt. Da ich nun am Wasser wartendt stuendt, kam ein Benedictiner – Münch zu mir, von deme ich auch beschehener Gegenbegrüeßungen verstanden, daß er auch auf die Thonau sitzen und gen Wien fahren wöll. Und weil mein Will auch solcher war, als machten wir gleich Cammeratschafft mit einander, sunderlich dieweilen wir Landsleüth waren, dan er war von S. Peter auff dem Schwartzwald und ich von Thennenbach, beede nit weit von Freyburg und beede Freyburger.
Zu weiterem Glück unserer Rais war zu allem Glück ein Postschiff ankommen, welches auch bis gen Wien fuhr, worin etliche fürnemme Herren waren, und sunderlich der Hoffmeister des verstorbnen Obersten Commissarii Ossa (welcher damalen zu Regensburg bey den Prädigeren noch unbegraben in einem Chörlin auff künfftige Begräbnuß hinderstelt war). Dise Herren baten wir fleyssig, sie wolten uns zu sich in ihr Schiff nemmen, welches wir auch leichtlich erhalten. Wir fuehren also glücklich fort, und haben uns die Herren mehrentheils kostenfrey gehalten. Wir haben under Wegs vil herrliche Stätt und Schlösser an der Thonau ligendt angetroffen, sunderlich Ingolstatt, worin damalen der General Götz als ein Verräther im Arrest gelegen; Neüenburg, Regensburg, worinn wir zwo Stundt lang ausstigen, und hab ich ein Closterfrau von Günterstal darin angetroffen, Salome Rainacherin, des Rainachers Schwester, welcher Breysach übergeben und damalen Regensburg commandierte. Dise hatt mir ein Silberkron verehrt und ist hernach über etlich Jhar Äbtissin zu Günterstal worden, darbey ich Secretarius gewesen.
Von Regensburg kamen wir auff Passau und Lintz. Hier zwischen traffen wir ein Benedictiner Mans – Closter an, nit weit (etwan zwehn Musqueten – Schuß weit) von der Thonau gelegen. Die Herren im Schiff vexierten uns zwehn (war ihnen aber ernst) und sagten: sie haben uns schon lang zu essen und zu trinken gegeben, wir sollen ihnen auch einmal Profiant herzuschaffen. Es sey da ein reichs Benedictiner – Closter, wir können wohl etwas erhalten. Wir liessens uns mit Ernst gesagt sein, begerten, daß das Schiff etwan ein Stundt lang solte angehalten werden, wir wöllen unser Heil probieren. Es wurd und gestattet; wir stigen aus, giengen hin im Zweifel, ob wir etwas ausrichteten oder nit. Under Wegs rathschlagten wir mit einander, wie wirs angreiffen köndten, daß es nit über unser Seckel mit unserem Schaden und Spott auslauffe. Der Benedictiner (der sunst Prior zu S. Peter gewesen) sagte: er wöls mir übergeben haben; er verstande sich nit auff dise Sachen. Nun wohlan, wir kommen fürs Closter, lassen uns anmelden: und weilen es eben damalen Kirchweyhung im selbigen Closter war, vermeinte der Prior, daß wir umb der Kirchweyhung halber daherkommen, dieselbige helffen zu celebrieren. Empfieng uns ganz freündtlich und fierte uns ins Closter hinein, vermeindt wir wöllen Meßlesen; aber ich vermerckte es gleich und sagte: Herr Pater (dan ich wuste nit, daß er Prior war), wir kommen da aus einem Schiff von der Thonau, worin fürnemme Herren weren, welche zu Ihr Kaiserl. Majestet gen Wien wollen. Ihnen sey das Profiant an Wein und Brot ausgangen; darumb schicken sie uns als Geistliche zu Geistlichen, und halten an umb die Bezahlung umb ein guet Stuck Brodt und gueten Trunck Wein. Der Prior bedenckte sich nit lang, zeigts dem Prälaten an. Der last alsobald zwo große Gelten mit Wein und zwehn große Körb mir Weißbrodt hinaustragen zum Schiff und lies uns bitten, daß wir bey ihrem Fest wolten verbleiben. Ich aber antwortete und sagte: wir hetten nur ein Stundt Platz und müessen gleich wider zu den Herren, worauff uns ein Trunck und ein Stuck Flaisch dargestelt worden, und wir gschwind in der Eyl etwas gessen und mit Wein und Brodt dem Schiff zu geeylt, welches etliche Closterdiener hinausgetragen, worüber sich die Herren hoch verwundert, und vermeint wir habens bezahlt. Aber die Diener sagten es selbsten, der H. Prälat schicks ihnen zu freündtlicher Ankunfft, und wan er nit mit seinem grossen Fest verhindert were, wolt er ihnen besser auffwarten.
Worauff wir uns alle hoch bedanckt, und seind die Herren darnach gar wohl mit uns zufriden gewesen, haben uns wider gern zu essen und zu trincken gegeben. Da wir nun wider also fortgefahren, fragte mich der Benedictiner, wie ich so frech hab dörffen sein, und hab dörffen Brot und Wein auff der Herren Bezahlung forderen. Wan jetz der Prälat die Bezahlung begert hett, wie ich bestanden wurde sein? Ich antwort und sag: es fiel mir also ein, daß wan ich sag, es seyen fürnemme Herren, die es begeren, wurde sich der Prälat schämmen, wan er Gelt von ihnen begerte oder annemme, wie es dan auch geschehen sey.
Endlich kamen wir auff Lintz, die Hauptstatt im Ländlin ob der Ens, und dan auff Korneüenburg, ein Mans – Closter Canonicorum Regularium. Da stigen wir aus dem Schiff, und da wir fragten, was wir schuldig weren, sagte der, welcher das Schiff bedingt hatte, wir sollen nur fortziehen, es wird schon Alles bezahlt werden, worauff wir uns auch auffs höchste bedanck und solches mit unserem priesterlichen Gebett zu verschulden wissen.
Dise Rais wehrte acht Tag und Nacht, dan wir zur Nacht nie ausgstigen; es war ein halb gedeckt Schiff, oben darauff ein Fähnlin zum Zeichen, daß es ein Postschiff seye, darumb man uns am Tag nie anschreite. Aber zur Nacht blies einer von den Schiffleüten das Posthörnlin, wan wir vor einer Statt oder sunst fürnemmen Ort vorüberfuhren; dise Schiffart war 100 Meilen lang. Aus dem Schiff giengen wir ins Closter Korneüenburg hinauff und wurden freündtlich empfangen. Dis Closter ist eins aus den 3 reichsten Clösteren in Österreich, und wird der Riesenkasten, vom Reichtumb der vilen Früchten so genant; das ander Melck, genant der klingendte Pfenning, von vil Gelteinkommen; das dritte Gettwein (Anm. Göttweih) genant, der rinnendte Zapffen, von vilem Weineinkommen; die zwey letztere sind Benedictiner – Ordens, und seind wir zwar nit darein kommen, habens aber wohl beseitz an den Bergen auff der rechten Hand sehen ligen im Hinabfahren.
In diser Schiffart haben wir auch ein schön wohlgebaut Schlößlin nit weit von der Thonau beseits auff einem Berglin ligen sehen, worin (der Schiffleüten Aussag nach) Niemand anders wohnt als ein wahrer Teüfel; und dörfft kein Mensch darein kommen, als allein ein einiger Man, welcher alle Tag zu Morgen muest hineingehn und die Stuben schweiffen, das Bett machen, frisch Wasser ins Gießfaß thuen und zu Mittag Essen und Trincken auff den Tisch stellen, so vil als einem fürnemmen Herren gnueg were. Und wan es einmal nit gschehe, so werde ein solch Ungstümme im ganzen Bezürck herumb, daß man vermeine, es werde Alles drunder und drüber gehen. Man sehe offt den Teüfel zum Fenster hinaussehen, und dises hab Gott durch ein Verfluechung also verhengt, und helff kein Beschwehrung; Tach und Gmach müest Alles in guetem Bau erhalten werden, und gschehe Niemand etwas Übels, wan man etwas bessere. Es hab groß Einkommen, welches die Herrschaft einziehen laß.
Auch ist das notabel, daß ein Orth auff der Thonau ist, S. Nicolaus genant, allwo in mitten dem Fluß ein grausamer hoher glatter Fels ist, ganz rund wie der Straßburger Thurm, und zu oberst drauff ein überaus groß stainene Crucifix und unden darbey Maria Magdalena, das Creütz umbfangend, auch aus Stain. Zwischen disem und noch einem anderen Felsen versinkt und verliert sich die halb Thonau, und kombt selbig versuncken Wasser ererst bei Constantinopel wider herfür, wie es einsmalen mit einem Sack mit Spreyeren probiert worden; wan man nun mit einem Schiff gegen selbigen Orth kombt, ermahnen die Schiffleüth die Einsitzendte, wer nun aussteigen wölle, der mög aussteigen, der aber Leib und Leben wagen wöll, der könn im Schiff bleiben, dan sie müessen ihr Leben auch wagen; worauff Alle ausgstigen und haben ein halb Stundt weit gehn müessen. Underwegs aber ist ein S. Niclaus Capellelin und darbey ein Brueder, der von den Vorübergehendten das Allmosen zu Ehren des S. Nicolai heüscht, dessen Bild aus Erz geschnitzet auff der Handt tragt; under dessen fahren die Schiffleüth zwischen den Felsen durch den Wirbel, und müessen mit allen ihren Kräfften wie ein Pfeil darüber schießen, sunst wurd das Schiff gleich verschluckt, wie es dan schon Vilen soll geschehen sein, welche nit wohl darmit haben können umbgehn.
Aber ich fahr nun weiter mit unserer Rays fort. Da wir von Korneüenburg gen Wien kommen, haben wir unser Einker den ersten Tag im H. Creützhoff genommen und traffen den Prälaten von H. Creütz (ein fürnemb Mans – Closter unseres Ordens) daselbsten an. Diser vermeinte, ich solte zu ihm in sein Closter gen H. Creütz, aber der Benedictiner, mein Cammeradt, wollte nit, daß wir uns schon von einander zertrenten, sunder noch mehres mit einander erfahren wolten. Wir bliben also noch zwehn Tage in Wien und pasten auff, den Kaiser zu sehen, welches dan den anderen Tag in der Jesuiter Kürchen geschehen, allwo damalen ein solemnisch Ampt gehalten wurd, und er demselben beywohnte (dis war der Kaiser Ferdinandus der dritte). Wie stuenden underhalb in der Kürchen ganz an einem bequemlichen Orth (aus Anweisung eines gueten Freündtes), und kondten dem Kaiser grad in das Angesicht sehen. Nach dem Ampt gieng der Kaiser gradt mitten durch die Kürchen hinaus, und muest so nahe an mir hergehen, daß ich ihm in die Augen hett können greiffen. Nachdem er hinaus war, giengen wir auch hindennach hinaus, und stelten uns abermalen aus Anweisung eines guet meinendten Freündtes an ein schicklich Ort, wo alle Fürsten und Herren hart neben uns her muesten, dan es war ein so groß Gefolg, das schier einer Armee gleich war mit Fürsten, Grafen, Prälaten und anderen Edlen, daß wir vermeinten, es wölle kein Endt nemmen: under anderen rauschte auch der Prälat von Lillienfeld daher mit ungefer dreyssig Dieneren und Bedienten, und indem er hart an mir hergieng und mich in seim Habit ersahe, zog er auch sein Huet vor mir aber, und fragt, woher ich wer? Ich antwort: ich sey ein Vertribener aus dem Breysgau. Er sagt darauff: ich soll zu ihm kommen in sein Hoff und gieng fort. Ich hette zwar ein gueten Lust gehabt, ihme nach zu folgen, aber mein Cammerad, der Benedictiner, wolte es nit gschehen lassen.
Hie kann ich nit ungemeldet lassen, daß ich und er ein solchen Contract mit einander getroffen hatten, daß allzeit, so lang wir bey einander sein werden, allzeit der ein die, der ander die ander Wochen soll Meister sein und dem andern vorgehen, welches wir dan fleyssig hielten, wan es nit die Noth oder ein sunderbare Ursach anderst erforderte; darumb er dan auch damalen Meister über mich war.
Nach disem allem kamen wir zu dem Closter der Franziskaner Conventualen, welches hart an des Kaisers Pallast ligt. Wir melden uns an und werden freündtlich eingelassen; wir werden auch gleich gefragt, ob wir Meß lesen wollten? Wir sagen ja. Da solches nun geschehen gewesen, kam einer mit einem Buch daher, hatte Dinten und Feder und sagt: ihr Herren Patres müest mir euere Namen und Closter angeben, dan wir müessen alle Tag alle Messen auffschreiben und die Persohnen, die solche gelesen haben, und solche dem Kaiser vorweisen; dan er will alle Tag wissen, wie vil Messen und von wem sie bey ihnen gelesen seyen worden. Nach solchem gaben sie uns ein Früestuck, und einer wurd uns zugegeben, der uns in die Statt herumbfüehren und die fürnembste Ort zeigen muest.
Zum ersten füehrte er uns in Kaisers Pallast und sunderlich in die guldne Capell, also genant, dieweil sie inerhalb ganz verguld ist, worin auch Wundersachen zu sehen gewesen.
Nach solchem kamen wir in die Capuziner Kürchen, in welcher Mitte ein großer runder Kasten, oberhalb offen, worin ein große Quantitet allerhandt Fahnen und Standarten, so von Feinden erobert worden, stehnt und herabhangen.
Von danen kamen wir in der Schotten Benedictiner Mans – Closter und fanden daselbsten P. N. von Zwifalten, welcher das Astrum inexstinctum wider die Jesuiten geschriben und in Truck hatt ausgehn lassen.
In obgemeltem Franziskaner Closter bliben wir hernach übernacht und gschahe uns große Liebe. Endlich zogen wir wider fort auf Baden, allwo wo ein warm Bad ist, und dan kamen wir gen Neüstatt, worin ein Kaiserliche Burg ist mit einem Thier – Garten. Hart bey diser Burg in der Statt ist ein Mans – Closter unseres Ordens, und muest von den Religiosen alle Tag ein Meß in der Burg – Capell gelesen werden. In diser Capell ist ein König in Ungeren auff einem Pferdt von weißem Marmel beyde lebensgroß zu sehen. Diser König als noch ein Heyd hatt vor Zeiten die Statt mit über hunderttausent Man belägert, und nachdem er ein ganz Jhar darvor gelegen und nichts ausrichten kondt, begerte er endlich zwey Ding von ihr; wan mans ihm bewillige, wöll er wider abziehen. Das eine war, daß sie ihn nur mit zwölff Geferten wolten lassen durch die Statt reiten, nur damit er sagen könne, daß er einmal in der Statt gewesen sey; das ander war, daß sie ihm verlauben wolle so vil Holz mit sich hinweg zu füehren, als vil er auff einem Wagen füehren könne; beyde wurden ihm erlaubt. Die in der Statt füllten eylendts auff allen Gassen, wodurch er reiten muest, vil Vierling – Fässer mit Kalch an und stelltens auff beeden Seiten der Gassen, also daß der König darzwischen durchreiten muest. Da er nun also durchritt, fragte er: was dises bedeüte? Sie antworten: es were Mehl, welches ein jeder feil hab und verkauffe; da sagt der König: mit der Weis müeste er noch lang vor der Statt liegen, bis er sie aushüngerte. In disem Fall handleten sie listig; aber in dem anderen Begeren ganz thorechtig, dan das Holz das er begert hatt, das hatte er begert zu nemmen wo er wöll, welches sie dan auch also verwilliget. Da er derohalben abzog, namb er ihr Galgen oder Hochgricht, ladet ihn auff ein Wagen und füehrt ihn mit sich hinweg. Welches ihnen zu einem solchen Spott ausgeschlagen, daß sie noch auff den heütigen Tag kein hochgrichtliche Gerechtigkeit mehr haben, sunder Alles gen Wien mit grossen Kösten müessen überlassen.
Zu diser Zeit als wir zu der Neüstatt waren, hatt es sich zugetragen, daß der Abbt des Closters Wein in einem Keller außer dem Closter lies ausschencken, und das durch ein Magt, welche den ganzen Tag im Keller saß. Was gschicht? Es hatt sich gar nit lang verzogen, seid ihm sechzig Vierling besten Weins abgestanden, also daß aller hatt müessen ausgeschüttet werden. Die Ursach kann ein jeder Verständiger leichtlich vermercken.
In dem Burgschloß ist ein Gefängnuß, worein die große Herren, welche auff Leib und Leben gefangen werden, gelegt werden.
Von der Neustatt ließ uns der Prälat in einer Kalesch auff eine seiner Probstey füehren, allwo der Probst uns herrlich empfangen und tractiert.
Von danen zogen wir dem Steürmarck zu, und kamen in ein andere Probstey, dem Gottshaus Neüenburg, auch ein Mans – Closter unsers Ordens zugehörig. Da wurden wir abermalen wohl empfangen. Dise Probstey hieß Paradeis, und zwar nit gar unbillich; dan es ist ein Schlößlin ganz auff der Ebene, gerings herumb mit einem breiten tieffen Graben und hellem lauteren Wasser erfüllt; desgleichen mit allerhand Fischen zu underschidlichen Orten und Schlagen angefüllt, also daß mans nach Wunsch kann mit einem Bärlin herausfangen. Dises aber nit außerhalb gegen dem Hoff, sunder innerhalb umb die Mauren des Schlößlins, worumb dan ein ganzer lustiger Spatziergang geht.
Diser Probst that uns sunderbare große Ehr und Lieb an; allein ist durch ein Polacken und mein Cameraden zimblich besudelt worden, dieweilen sie mit Brantenwein sich angetrunken, wiewohlen ich und der Hr. Probst ihnen abwehrteten, unvernünftig zu trincken – – –.
Nach solchem brach ich wider auff und kamb ins Closter Neüenberg ein fürnemb Mans – Closter unseres Ordens, anstößig an Steürmarck; hielten uns nit auff als nur übernacht, und kamen durch die Statt Bruck über die Mur, ein zimblich groß Wasser, welches durch Steürmarck in Slavonien laufft. Endtlich kamen wir gen Grätz, die Hauptstatt in Steürmarck; daselbsten kerten wir im Rainerhoff ein und traffen da den Prälaten des Mans – Closters Rhain an; bey disem hielte ich an, umb auffgenommen zu werden in sein Closter, dan ich war müed zu raisen.