Zur Geschichte des Klosters Tennenbach

Der erste Stein wurde 1161 von Abt Hesso von Frienisberg gelegt, der das Gelände im Tennenbachgrund 1158 erworben hatte und zusammen mit zwölf Mönchen das neue Kloster begründete. Die in den folgenden Jahren entstandene Anlage orientierte sich streng an den Richtlinien der Zisterzienserbaukunst, die von 1180 bis 1230 erbaute romanische Kirche entsprach dem Fontenay- Typ. Sie wurde nach der Aufhebung des Klosters 1829 abgetragen und in Freiburg als Ludwigskirche wiederaufgebaut. 1944 jedoch völlig zerstört. Die nach dem Brand von 1728 nach Plänen des Vorarlberger Baumeisters Peter Thumb errichteten Klostergebäude wurden seit 1824 nach und nach abgebrochen. Erhalten geblieben ist heute nur eine frühgotische Kapelle, vielleicht die frühere Leutkirche, und ein Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude (jetzt Gasthof Engel). Das Kloster Tennenbach war 1190 zunächst der Abtei Salem übertragen worden. Seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts gehörte es dann zur schweizerisch- elsässisch- breisgauischen Provinz der Oberdeutschen Kongregation des Ordens, ihm unterstanden die Frauenklöster Günthersthal, Wonnenthal, Lichtenthal und Friedenweiler. 1444 und 1525 hatte das Kloster große Schäden erlitten, konnte jedoch unter Abt Martin Schleher (1585 – 1627) zu einer neuen Blüte geführt werden. Nach einem weiteren Einbruch während des Dreißigjährigen Krieges besserte sich die Lage zwar wieder, konnte aber durch erneute Kriegseinwirkungen und Auseinandersetzungen mit den Markgrafen von Baden nicht das alte Niveau erreichen. 1806 wurde Tennenbach säkularisiert.

Das Tennenbacher Kloster wurde 1158 gegründet. Es gehörte dem Zisterzienserorden an, jenem Orden, der 1119 als bedeutendster Reformzweig aus dem Benediktinerorden hervorging und seinen Namen von dem Stammkloster Citevaux bekam. Als seinen Ordensvater verehrte er den hl. Bernhard von Clairvaux. Nach der Gründung blühte der Orden rasch empor, machte sich hoch verdient um Förderung von Kultur, Wissenschaft und Baukunst. Vor allem hat er Bedeutendes in der Vergangenheit gewirkt in Rodung und Siedlung und als Urheber der rationellen Landwirtschaft. Kolonisation und Germanisierung der deutschen Ostmark und die Christianisierung der Ostseeländer ist zum großen Teil sein Werk. So hat er wesentlich am Gesicht Deutschlands mitgeformt. Als Reformorden hielt er auf große Zucht und Frömmigkeit, war aller Pracht abhold, seine Mönche lebten einfach und streng, seine Kirchen waren ohne Turm und Bilderschmuck. Die Tennenbacher Gründung fällt in eine Zeit gewaltiger religiöser Begeisterung, für die wir Menschen der modernen Zeit gar kein Verständnis mehr besitzen. Neben den vielen Klöstern anderer Orden besaß allein der Zisterzienserorden zur Zeit der Tennenbacher Gründung 2000 Männer- und 6000 Frauenklöster. Außerdem entstanden in derselben Zeit zahlreiche Beginenhäuser, die vermutlich den Überschuss an religiösen Berufen aufzunehmen hatten, die in den Klöstern nicht mehr ankamen. Auch Tennenbach betreute Beginenklausen in Emmendigen, Kenzingen, Eichstetten, Landeck, Wöpplinsberg u.a..

Im Jahre 1221 war die Tennenbacher Klosterkirche vollendet im Übergangsstil von der Romanik zur Gotik. Wir besitzen von ihr noch zwei Zeichnungen, die ein Freiburger Student vor ihrem Abbruch anfertigte. Diese zeigen einfache, klare Formen, einen dreischiffigen Baukörper mit romanischem Portal, darüber ein großes gotisches Fenster, wie das typisch ist für den Zisterzienserstil, der keine Flächen für Malerei braucht. Das Chor ist noch nicht halbrund sondern viereckig, über der Vierung der Schiffe befindet sich ein großer Dachreiter, da ja Türme nicht erlaubt waren. Das Kloster trug den Namen „Porta Coeli“ (Himmelspforte) und erlebte eine rasche Blüte. Es wächst schnell an Gütern in der nahen und fernen Umgebung; bald verfügt es über städtischen Besitz in Villingen und Freiburg, das Kaiserstuhldorf Kiechlinsbergen ist ihm hörig. Das heutige Schloss in Emmendingen steht auf dem ehemaligen Tennenbacher Klosterhof, woran der Abtsstab über dem Portal noch erinnert. Die Frauenklöster Günterstal, Friedenweiler, Wonnental (Kenzingen) und Lichtental (Baden-Baden) wurden von Tennenbach betreut. Bedeutende Geschlechter übernehmen als Schirmvögte den äußeren Schutz des Klosters. Unter ihnen finden wir in der Geschichte unserer Heimat wohlbekannte Namen wie die der Grafen von Fürstenberg, der Zähringer, der Üsenburger, der Geroldsecker, der Markgrafen von Hachburg und zuletzt der Erzherzöge von Österreich. Schicksalsschläge bleiben der Gründung nicht erspart, schon 1341 wird eine Flucht der Mönche nach Haslach und ein 10jähriger Aufenthalt im Kinzigtal erwähnt, wahrscheinlich wegen Zwistig-keiten über die Schirmvogtei. In der Folge erfahren wir von mehreren Bränden, zum Glück bleibt die Kirche verschont. Über das blühende Kloster, das Jahrhunderte ein Mittelpunkt reichen religiösen Lebens war, brechen zu Beginn der Neuzeit schwere Heimsuchungen herein. Die Chronik berichtet von Plünderungen, Verwüstungen und Bränden. Im Bauernkrieg wird das Kloster zerstört, nur die Kirche bleibt erhalten. Nach dem Wiederaufbau folgt neuem Glanz neues Unglück im Dreißigjährigen Krieg. Die Mönche ziehen fort, neue Plünderungen und Verwahrlosung sind das Schicksal der Abtei. Wir haben darüber ziemlich genaue Nachrichten aus der Feder eines der bedeutendsten Konventualen Tennenbachs, des Paters Konrad Burger, der seiner lebendigen Schilderung wegen in die Heimatgeschichte eingegangen ist als „zweiter Grimmelshausen“. Dieser Pater Konrad Burger muss eine sehr eigenartige und interessante Persönlichkeit gewesen sein. In Freiburg 1613 geboren ist er als Kind mit dem Vater, der in mehrerer Herren Dienst stand, viel unterwegs. Als er zu einem gestrengen geistlichen Onkel zur Erziehung kommt, brennt er diesem im Alter von 10 Jahren durch, treibt sich geraume Zeit in Süddeutschland herum, bis er bei Verwandten in Freiburg unterkommt. Auch dort entflieht er und landet bei einem Regiment Tillys, dessen Wachtmeister ihn in Sexau als „Jungen“ mitnimmt. Drei Jahre zieht er mit den Soldaten durch viele Länder und erlebt einen Teil des Dreißigjährigen Krieges als aktiver Teilnehmer wie sein Landsmann Grimmelshausen. Der Bericht, den er später darüber geschrieben, ist leider nicht mehr erhalten bzw. bis heute nicht gefunden worden. Endlich heimgekehrt lernt er lesen und schreiben und beginnt in einer Jesuitenschule das Studium. Als junger Mann tritt er in Tennenbach ein, muss aber bald infolge der Kriegswirren mit dem Konvent Tennenbach verlassen, kommt nach Günterstal und durchzieht, ausgerüstet mit Reisebrief und Empfehlung seines Abtes, Frankreich, Deutschland und Österreich. Die Erlebnisse dieser Reise schildert er uns in einem Reisebüchlein mit vielen interessanten und originellen Beschreibungen der fremden Klöster und deren Verhältnissen. Nach dem Krieg sorgt er unermüdlich für die Wiederherstellung des Tennenbacher Klosters und ist schließlich 39 Jahre Beichtvater des Frauenklosters Wonnental bei Kenzingen, wo er 1680 stirbt. Auch über dieses Kloster schreibt er eine Chronik, die uns erhalten ist. Seine Schriften lesen sich so spannend wie ein moderner Roman. Er ist originell und lebensgewandt, eifrig und mutig, dabei ein redlicher Charakter und überzeugter Ordensmann.

Nach den langen Kriegswirren darf nun das Kloster 30 Jahre in Ruhe und Frieden leben, dann wird es wieder von Plünderungen heimgesucht. Schließlich zerstört im Anfang des 18.Jahrhunderts ein verheerender Brand die ganze Anlage, nur die Kirche übersteht wiederum auch dieses Unglück. Das Jahr 1726 sieht den letzten Wiederaufbau des Tennenbacher Klosters. Der Erbauer dieses letzten Klosterbaues ist kein geringerer als der Konstanzer Baumeister Peter Thumb, der berühmte Erbauer von Birnau, St. Gallen, St. Peter, St. Trudpert, St. Ulrich u. a. In diesem letzten Bau starb am 22. März 1806 der letzte Abt von Tennenbach, Johann August Zwiebelhofer aus Rastatt, von dem die bekannte Grabinschrift der Tennenbacher Kapelle sagt:

„Ein Mann voll Eifer für das Gute:
Ein Glück, daß er schon ruhte,
denn nach eines Mondes Lauf,
hob man alle Klöster auf.“

Tatsächlich bringt der August 1806 die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation. Die letzten Mönche werden pensioniert und ziehen fort, um als Seelsorger oder Gelehrte in der Fremde weiter zu wirken. Einer von Ihnen, Pater Bernhard Boll, wird 1827 der erste Erzbischof von Freiburg. Ins leere Kloster siedeln die Familien der ehemaligen Dienstleute über. Auch fremdes Volk und umherstreunendes Gesindel sucht dort Unterschlupf, so daß Verwilderung und Sittenlosigkeit das ehemalige Kloster zu einem Gefahrenherd für die Umgebung machen. Die Regierung muss schließlich die zwangsweise Umsiedlung der Bewohner verfügen.

Noch einmal stehen die Gebäude der einstigen „Himmelspforte“ im Dienst der Nächstenliebe, als sie während der Befreiungskriege 1813/14 den österreichischen und bayerischen Truppen als Lazarett dienen. Ein Denkmal und das „Soldatengrab“, das 1500 Tote der Befreiungsarmee, die Opfer einer Typhusepidemie, birgt, zeugen von diesem letzten Dienst, den die alte Abtei der Menschheit erwies. Dann geht sie unaufhaltsam ihrem Untergang entgegen. 1829 werden die zerfallenen Gebäude abgerissen, die Kirche wird als protestantische Ludwigskirche in Freiburg wieder aufgebaut. Die in der Klosterkirche bestatteten Vorfahren des badischen Fürstenhauses, die Markgrafen von Hachberg, werden nach Freiburg überführt und in der Fürstenkapelle des Münsters beigesetzt.

Im Tennenbacher Tal bleiben lediglich Reste des Friedhofes erhalten, ein Ökonomiegebäude an der alten Straße (das jetzige Gasthaus zum Engel) und die bekannte Kapelle. Diese überstand den Abbruch, weil sie kurz vor der Säkularisation renoviert worden war und sich deswegen noch in gutem baulichen Zustand befand. Diese Kapelle war 1310 von einem Ritter von Hornberg?? gestiftet worden. Vermutlich diente sie als Leutkirche für den Gottesdienst der Laien. Bei vielen Zisterzienserabteien finden wir am Rande des Klosterbezirks solche Leutkirchen, weil ursprünglich die strenge Regel den Laien den Zutritt zur Klosterkirche verbot. Später wurden die Männer zum Besuch der Klosterkirche zugelassen, aus der Leutkirche wurde eine „Frauenkirche“. Als schließlich auch Frauen beim Gottesdienst der Klostergemeinde anwesend sein durften, wurde aus diesen Frauenkirchen, die ebenso wie die Hauptkirchen der Zisterzienser der Muttergottes geweiht waren, „Liebfrauen-Kirchen“. Wahrscheinlich hat auch unsere Tennnenbacher Kapelle diese Entwicklung mitgemacht. Nach dem Abbruch des Klosters diente sie den Bauern des Tales als Geräteschuppen, bis sie 1898 von Stadtpfarrer Sachs renoviert und dem gottesdienstlichen Gebrauch zurückgegeben wurde. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges sind in ihrem Schatten mehrere deutsche Soldaten gefallen, die Kapelle selbst wurde durch Beschluss an Dach und Fenstern beschädigt.

Die Tennenbacher Kapelle wurde im Jahre 1957 innen und außen gründlich renoviert. Doch schon zuvor wurden in der Kapelle an Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten Gottesdienste gefeiert, die von den Emmendingern bis auf den heutigen Tag gerne besucht werden. Außerdem finden dort viele Taufen, Hochzeiten, sowie silberne und goldene Hochzeiten statt. Auch Marien-Andachten von der Frauengemeinschaft, Kolping und Kirchenchor, sowie Kreuzwegandachten der Jugend haben ihren alljährlichen Platz dort gefunden. Einen Höhepunkt durfte das sonst so stille Tennenbacher Tal und die Kapelle im Jahre 1964 erleben. Zusammen mit dem 100jährigen Bestehen der Pfarrei St. Bonifatius wurde der Gründung der Abtei Tennenbach vor 800 Jahren gedacht. Neben einer Ausstellung im Pfarrsaal St. Bonifatius, mit wertvollen Bildern, Gemälden und Statuen, sowie einem Modell der ehemaligen Abtei, wurde ein Pontifikalamt mit H. H. Erzbischof Hermann Schäufele, sowie einem Festakt am Abend im Bautzensaal, das Kloster Tennenbach gefeiert. Unter den Gästen waren mehrere Zisterzienser- Äbte, darunter Abt. Dr. Heinrich Suso Groner von der Abtei Wettingen – Mehererau und des Abtes Bernhard Kaul von Hauterive/Schweiz. Alle diese Gäste zusammen mit weiterer geistlicher und weltlicher Prominenz, sowie viele Emmendinger besuchten das Tennenbacher Tal.

Im Mittelpunkt des Festaktes am Abend standen die Festreden des Abtes Dr. Heinrich Suso Groner, sowie Prof. Max Weber, Rastatt. Viele Gastredner darunter auch der evangelische Dekan Hörner, Emmendingen, sprachen Grüße und Glückwünsche zur Feier dieses denkwürdigen Tages, der allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben wird.