Obschon die Abtei bei ihrer Aufhebung (1807) nebst über den 8 Stunden großen eingemarkten Klosterbann von 1353 Morgen Waldung, 68 Morgen Wiesen und über 250 Morgen Ackerfeld; den Laberhof, die Höfe zu Herdern, Weißweil und Freiburg, Dorf und Patronat Kichlinsbergen als Grundherrschaft, den Pfarrsatz zu Güntersthal und Friedenweiler, und Zehnten, Zinsen und Gefälle aus 40 Ortschaften besaß, was Alles dem Staate zufiel, so bewilligte dieser für die überlebenden 20 Ordensgeistlichen und Laienbrüder doch nur eine spärliche Pension, und für die in den Dienstgebäuden des Klosters wohnenden 30 Familien, welche bislang an dem Kloster ihre einzige Erwerbsquelle hatten, fast gar nichts, sorgte auch nicht, was bei jenen reichen Mitteln so leicht geschehen konnte, für einen erträglichen Übergang zu anderer gewerblicher Thätigkeit.
So wird es allerdings begreiflich, daß „diese Bevölkerung Thennenbachs in eine Armencolonie ausartete“, welche im Interesse der Sicherheit und Sittlichkeit schleunigst aufzulösen, und dem benachbarten Orten einzuverleiben sei. Leider machten die sich noch vermöglicheren Bewohner dieser Colonie, in der trügerischen Hoffnung für den Kopf mit 300 fl. entschädigt zu werden, zu voreiligen Lobrednern solcher Procedur – und empfingen als verdienten Lohn nichts. Inzwischen waren auch die sämmtlichen Klostergebäude, weit ohne Fürsorge und Bestimmung, ihrem Verfalle nahe gekommen; sie wurden daher abgebrochen und als Baumaterial versteigert.
Gleiches drohte auch der Kirche in den edlen Formen des romantischen Baustyls mit nur wenigen, doch kunstreichen gothischen Zuthaten, welche das Gepräge des Festen und Unzerstörbaren in schweren Zeiten und herben Geschicken bewahrt hatte. Nach dem Aussterben der Klostergeistlichen und nach der Zerstreuung der übrigen Klosterbewohner erschienen sie auch unnöthig und kostspielig. Da faßte der hochselige Großherzog Ludwig von Baden den Beschluß, dieselbe abbrechen und in Freiburg den protestantischen Cultus wieder aufrichten zu lassen. Daher befahl er zunächst, daß die Ueberreste der darin beerdigten Ahnen aus dem markgräflich Hachbergischen Hause, sowie jene des Grafen Egeno, des Stammvaters der Grafen von Freiburg und der Fürsten von Fürstenberg, in das Münster zu Freiburg zu verbringen. Die Beisetzung geschah am 10. Dezember 1829 mit einer wehmüthigen Feier in der vormaligen Kapelle des Oelbergs auf der nördlichen Seite des Münsters. Als darauf das sorgfältig abgebrochene Material der Klosterkirche nach Freiburg befördert war, wurde sie am 25. August 1829 bis 26. Juni 1839 mit Beseitigung der Spitzbogenfenster an dem Chore und über dem Giebel des Portals, wie mit entsprechenden Abänderungen am Thurme über dem Querbau unter der Leitung des nachmaligen Oberbaudirectors Dr. Heinrich Hübsch als eine zweite Zierde Freiburgs neben dem großartigen Münster wieder aufgebaut.
Wir schließen diesen Bericht mit dem Wunsche, die Erinnerung an das gegenwärtig fast vergessene Kloster Thennenbach etwas belebt zu haben. Unausgesetzt werden bei Ausflügen von Emmendingen aus die Hochburg rechts, und die Landeck links mit erneutem Interesse aufgesucht. Ein Besuch des von dort aus auch nur eine Stunde entfernten Thennenbach ist in mancher Beziehung noch lohnender. Ein Paar Minuten von Emmendingen an ausgenommen, führt der bequemen Fahrweg ununterbrochen durch den schönen, dichten Wald bis zur Stelle. Von der geräumigen, sauberen Wirthsstube im Engel übersieht man das liebliche, saftige Mattenthal, das ein Bach durchrieselt und ein prächtiger Wald in mannigfachen Formen umschließt. Die gemüthliche, verständig Wirthin, welche seit 1822 dort weilt, und das Kloster noch in seinem ganzen Umfange sah, wie es auf der ihr angehörigen großen colorirten Tafel abgebildet ist, hat ein treues Gedächtniß für die einzelnen Localitäten bewahrt, und ist erfreut, wenn ihre Gäste sich den Schlüssel zur Betrachtung der oben beschriebenen gothischen Kapelle erbitten.

Bildquelle: Peter Keiluweit 24.04.2004