1. Capitel. Von meinem Eingang ins Closter Thennenbach.

Nachdem ich nun vorgemelter Maßen a. 1629 umb S. Gallen Tag auffgenommen worden, bin ich gleich auff allerley Weis und Weg probiert worden; und weilen eben damalen ein weltlicher Magister im Closter etliche Jungen den kleinen und großen Syntax, und die Humanitet profitierte, bin auch ich in großen Syntax admittiert, und bald in die Humanitet avanciert; hernacher aber, im 1630 Jhar im Fest des allerh. Vatters Bernard bin ich ins Noviciat eingekleidet worden, und darin bis ins ander 1631 Jhar umb S. Martini Tag auffs allerschärffest probiert worden.

Da nun mein Profession in Gegenwart meiner Mutter, eltisten Schwester und H. Vetteren, von dem in der Vorredt Meldung geschehen, mit grossen Freuden vollbracht worden, fuhr ich weiteres im Studieren fort, nemblich in der Humanitet und Poesi. Aber ach! gar nit lang hatten wir Ruhe im Closter und Land, dann im nechst folgende 1632. Jhar muesten wir schon aus dem Closter fliehen, wie hernach ein Mehrers darvon gemeldet wird werden.

Es war zu diser Zeit nemblich a. 1632 das ganz Convent in nachfolgendten Personen bestanden:

1) Adamus Egeter, Abbt, von Bissigen gebürtig;2) Joannes Schleher von Villingen, Prior; 3) Michael Rieger von Villingen; 4) Jacobus Bichwiler von Villingen, Subprior; 5) Gottfried Boldt von Villingen; 6) Martinus Schmaus von Freyburg; 7) Andreas Hartmann von Lauffenburg; 8) Mathaeus Heermeyer von Ensisheim; 9) Joannes Meyer von Freyburg; 10) Simon Weyer von Ensisheim; dise waren die Priester.

11) Benedictus Leuthin von Villingen; 12) Bernardus Stolz von Gähwiler; 13) Edmundus Schütz von Freyburg; 14) Hugo Buchstetter von Waldkürch; 15) Robertus Eisenring von Freyburg; 16) Nivardus Hag von Waldkürch; 17) Conradus Burger von Freyburg; dis waren die Professen.–

18) Hans Ulrich Moser von …– ; 19) Jacobus N. aus dem Wirtemberg, Convers. Brüder (Frates conversi, Laienbrüder).

Nach disen allen ist endtlich auch noch ein Guillelmiter Pater und hochberüembter Doctor Theologiae von Louvanio (Löwen) bey uns Profeß worden, Petrus N., welcher bey den Oberrüeteren zu Freyburg hatt sollen bleiben, aber kein Lust gehabt, sunder lieber bey uns Thennenbacheren hatt wöllen sein, wiewohlen sein Leben bald hernacher durch die Pest ist abgeschnitten worden.

Alle dise Obgesezte seind folgender Gestalt vor mir hinweg gestorben, und an underschidlichen Orten begraben worden.

  1. Adamus der Abbt, starb a. 1637, 15. Junii zu Freyburg, und ward zu Thennenbach begraben im Capitel.
  2. Joannes Schleher der Prior, starb zu Thennenbach a. 1658.
  3. Michael Rieger, starb zu Breysach a. 1637.
  4. Jacob Bichwiler ist zu S. Urban im Schweizerland gestorben a. 1639.
  5. Gottfried Boldt ist zu Kiechlinspergen gestorben und begraben.
  6. Martinus Schmaus ist zu Thennenbach gestorben, und in unser lieben Frau Capell begraben a. 1655.
  7. Andreas Hartman ist zu Fridenwiler gestorben a. 16..
  8. Mathaeus Heermeyer ist zu Fridenwiler gestorben a. 16..
  9. Joannes Meyer ist zu Stambs in Tyrol gestorben a. 1634
  10. Simon Weyer ist zu Fridenwiler gestorben a. 16..
  11. Benedictus Leuthin ist zu Fridenwiler gestorben a. 16..
  12. Bernardus Stolz ist zu Kiechlinspergen gestorben und in Thennenbach im Capitel begraben a. 1651.
  13. Edmundus Schütz ist zu Ziserstorff in Ober – Österreich gestorben a. 16..
  14. Hugo Buchstetter ist gestorben zu Kiechlinspergen und in Thennenbach im Capitel begraben 1664.
  15. Robertus Eisenring ist zu Freyburg gestorben und bei den Oberrüeteren im Creuzgang begraben a. 1637.
  16. Nivardus Hag ist gestorben zu Thann im Elsaß a. 1635.
  17. Hans Ulrich Moser ist gestorben zu Thennenbach a. 16..
  18. Bruder Jacob N. ist gestorben zu Wettingen im Schweizerland a. 16..
  19. Petrus de Louvanio ist gestorben zu Freyburg und bey den Oberrüeteren in der Kürche begraben a. 1634.

Also bin ich noch einzig und allein von dem alten Convent überig in disem 1674. Jhar; ob mir dis nun zur Straff oder zum Guten von Gott gerechnet wird, daß ich so lang in diesem Ellendt verharren muß, ist Ihme allein bewußt; iedoch verhoff ich, daß ich meine vorhergangene Mitvätter und Brüeder zu getreue Fürbitter werde haben; daß ich auch zu ihrer ewigen Glückseligkeit im Himmel werde bald auffgenommen werden. Ich find in mir auch wahr, was geschrieben steht: Deus infirma eligit, ut fortia confundat, Gott außerwählt die Schwachen, damit Er mit ihnen die Starken überwinde; dann ich iederzeit der allerschwächeste under allen gewesen, und allezeit mit vil medicinieren mein von Jugent auff verderbte Natur hab müssen erhalten, als welche durch vier malig empfangene Gifft; einmal gehabte Pest; zweymal gehabte rote und weiße Ruhr; etlich malig ausgstandnes Fieber (will das vilmaligen Zähnwee, Grüetz (Anm. Kreuzweh) und Stainwee, auch Grimmen und anderen mehr gfährliche Zustände aller geschweigen) gänzlich erschwecht gewesen.