XXII.
Anastasia von Reyschach

Dise Abbtissin ist vom Edlen geshelcht von Reüshach geboren, wo sie aber, oder ob sie im Gottshaus begrabe, ist unbewußt, weilen daß Closter under ihr im bauren krieg verbrennt und verstört worden; hatt angefangen zu regieren a. 1521, ob sie nun gelebt hatt biß auff 1546 da die nachvolgendte erfunden wird, daß sie hernach wider regiert hatt, ist auch nit bewußt.
Convent
Sr. Senta Ruberin, Edel
Sr. Clara de Bolsenheim, Edel
Sr. Agnes de Santpult, Edel
Sr. Beata Zollerin
Sr. Margaretha de Blumeneckh, Edel
Sr. Adelheidis de Reitenbach, Edel
Sr. Elisabetha de Ambringen, Edel
Sr. Anastasia de Geroldseckh, Edel
Sr. Clara Zündin, Novicin
Sr. Menna Conversin
Sr. Anna von Blumeneckh
Thennenbachisher Abbt
21te Abbt Joannes Ringlin
Notanda
Dise Abbtissin hatt gelebt under dem Abbt Joannes Ringlin dem 21te zu Thennenbach, zu zeite deß Römische Bapst Adriani 6., Clementis 7., und Pauli 3., und des Kaisers Caroli 5.
Under diser Abbtissin hatt daß allgemein Feüer, welches der verzweifelte abtrinnige und aufgesprungene Münch Martin Luter und lotterbuob (desse gedechtnus in ewiger Vermaledeyung) in der ganze Christenheit angezunde, auch dis Clösterlin auff dem bode hinweg verbrennt, welches zwar in brieffe gefunde wird, wie aber und waß gestalt, wird clärlich nit gefunde; doch ist daran nit zu zweiflen daß es a. 1525 im allgemeine baure krieg und wüeterey geshehe seye; wie dan auch daß Gottshaus Thennenbach ebe auch im selbige iahr von den Malterdingere ist verbrennt worde, und darnach 30 iahr lang öd gestanden. Der iamer diser zeit kann mit keiner feder gnugsam beschribe werden, welche der wahre Vorleuffer deß Antichrists der vermaledyte Martin Luther angerichtet hatt, dan er hatt allenthalben die baure wider ihre ordentliche Oberckeiten auffgemahnt, alle Priester und Münche ermörde, waß nit ihrer ketzerey hatt wölle anhengig sein, alle Closterfrauwen shende oder zwinge Männer zu nemme, wie das der ehrlos aufgesprungene Augustiner Münch selbste ein Abbtissin Gottlästerlicher weis zum weib genomme; alle Clöster zu versenne und verbrenne und under sich über sich zu khere: letstlich aber alß hundert und zwanzig tausent baure ershlagen worden, hatt der frid im Vaterland widerumb angefange zu ersheine.
Wie es aber der Abbtissin und ihrer damalige Closterfrauwe ergange, wo sie sich auffgehalte, wird nit gefunde, allein mueß die Abbtissin Anastasia von ihre Clostergüetere nie gar geflohe sein, sunder sich nur etwa zu Freyburg aufgehalten haben, wie auch der Thennenbachische Abbt Joannes Ringlin, welcher noch 12 iahr lang nach verbrantem Closter Thennenbach zu Fryburg gelebt, und daselbsten auch gestorbe, doch aber gen Thennenbach ins Capitel begrabe worde.
Daß aber die offtgemelt Abbtissin Anastasia sich bald wiederumb auch nach verbrentem Closter Wunnenthal, der Clostergefelle embsig mueß angenomme habe, ist aus einem brieff abzunemme, welchen sie auff ein neuwes vom Bapst Clemente dem 7te über die Collatur zu Amoltere ausgewürckt hatt, so beshehe a. 1529, nemblich 4 iahr nach bshehender brunst; welcher brieff weile er wohl würdig in Ehre zu halte, will ich ihn auch ohne Verdrus lateinisch hereisetze und alsdan auch verdeütsche.
[Folgt zuerst lateinisch, dann in deutscher Übersetzung eine von Papst Clemens VII. am 16. Juni 1520 dem Kloster Wonnenthal verliehene Bulle, durch welche die Inkorporation der Pfarrkirche zu Amoltern aufs neue ausgesprochen wird.]1
Daß nun dise Abbtissin Anastasia wiederumb ein neüwes inkorporation brieff über die pfarrgefell zu Amoltere ausgewürckt, da doch noch Bäpstliche bulle darüber vorhande, wie auch nit weniger vom Stiffter selbste, ist wohl abzunemme, daß durch ellende zeite so wohl deß vorhergangne baurenkriegß, alß etwan auch übelhausens die gerechtigkeit widerumb fast, oder gar verschlaffe oder verloren mueß sein, und die weltliche Priester und Bistumbsofficiale, oder Pfarrherre darmit nach ihrem beliebe gehauset und daß Gottshaus darvon gestossen haben.
Es ist auch hier zu mercke, daß ich diser Abbtissin die zeit ihrer regierung von a. 1521 biß auff 1546 gesetz; und ist zu wisse, daß ich solches nit darum gesetzt, daß sie solange solle gesesse und regiert habe, dan sie nit so glückselige zeit. Sunder wie lange sie eigentlich gelebt, ist nit bewußt; allein find ich sie in brieffe erst widerumb meldung von einer andere nach folgendte Abbtissin a. 1546, daß also kein gewisheit sein kann, wie lang dise hinaus geregiert, sunderlich, weilen auch noch über daß in einer alten geshrifft erfunde wird von einem Abbt zu Thennenbach Gregorius Fabri genant, welcher austrucklich meldet, daß vor der nachvolgendten Abbtissin Elisabeth von Lichtenfels ein verwalterin oder statthalterin gewese sey mit name Anna von Blumeneckh; wie lang nun auch dise statthalterin gewese sey wird auch nit gefunde; es sey aber disem wie ihm wolle, so ist doch a. 1540 auch noch ein königlicher freyheitsbrieff ausgewürckt worde für daß Gottshaus Wunnenthal, und kann ich niemandt billicher zuschreibe alß auch noch der Abbtissin Anastasia von Reyschach, welchen brieff ich mich auch nit will lasse verdrüessen hieher zu setze: doch ist zuvor zu merkhe, daß diser brieff nit vom Kaiser selbste, welcher damale war Carolus Quintus, sunder von König Ferdinand, welcher damal war Römischer König war, ist die Ursach, daß der Kaiser Carolus ein lange zeit in Hispanie sich auffgehalten, und die verwaltung des Römischen Reichs dem Ferdinando Römische König anbevohle gehabt, welcher dan disen nachvolgendte brieff gegebe.
[Folgt ein vom Römischen König Ferdinand im Jahre 1540 gegebener „Freyheitsbrieff“.]
Auß disem brieff sheint nun außtrücklich, daß Abbtissin Anastasia a. 1540 noch regiert hatt, und daß sie obgemelten brieff für ihr Clösterlin ausgewürckt hatt, die weile zu selbige zeit der Römische Kürchen und glaubens. Also ist zwishen disen 1540 und 1546 Anna von Blumeneckh Statthalterin gewese, auff sie ist nachvolgendte Abbtissin worde, nemblich: Elisabeth von Liechtenfelß.
Dise Abbtissin hatt nach dem baurenkrieg daß verbrente Closter widerumb zum mehre Theil aufferbauwt, wie dan ihr Wappen oben an der Abbtey Porten und hinden am Schlaffhaus, oben dem hindere Auditorü Portal zu sehen, obwohle ohne iahr zahl.