Eingang in diseß Buech

Es ist zu wissen vor allem daß so wohl vonwegen der Elte der Zeit, alß vonwegen vilen zerstörungen undt verlierungen der brieffliche Documenten von disem würdigen Gottshaus Wunnenthal kein gründtliche und eigentliche wissenschaft oder bericht erfunden wirdt oder vorhanden ist, auff welches iahr und tag es eigentlich angefange sey worden zu bauwen; auch welches eigentlich die erste Abbtissin darin gewesen: iedoch hab ich durch fleißig nachforshung so vil auß den brieflichen Documentis, welche noch zur zeit beym Gottshaus erfunden worden, erkundiget und erfunden, daß das Gottshaus auffs wenigst umb das iahr, da man zellt hatt 1240, seinen anfang müesse gewonne haben 1240 oder noch ehender 1230 oder 1220 (Wunnenthal ist 1254 in den Cistercienser Orden einverleibt), die bstättigung und auffnemmung aber in den Heiligen Cistercienser Orden ist geshehen, laut Bäpstlicher Bull, 1254.
Ein Graff von Üsenburg hatt an den Bapst Innocentium nen brief abgeh lasse, und angehalte und begert, daß Er das Closter soll in den Cistercienser Orden einverleibe.

Der Bapst Innocentius hatt dem Grave von Üsenburg einen brieff zur antwort gegebe; und obwohle derselbige Graff sein name darin vertutscht (was ursach weis ich nit, vileicht aus demuet, oder verfolgung des Kaisers Friderici) so ist doch wohl zu mutmassen, daß es der Graff Ruodolphus mueß gewesen sein, welcher in andere brieffe vilfältig gefunden wird, daß er dem Gottshaus Wunnenthal sehr vil guetes gethan hatt, also daß er billich für ein Stiffter deß Closters kan und soll gehalten werde, obwohlen von ihme Graff Ruodolffen selbsten noch ein elterer brieff vorhande, in welchem er austruckhlich meldet, daß die erste Frauwen daß erst Closter selbsten aus ihrer eigenen substanz und der fromme Leüthe allmüosen gebaut haben

Notanda

Auß disem brieff ist lauter und clar abzunemme, daß daß Gottshaus Wunnenthal a. D. 1248 schon gestanden und gebauwt gewesen: Auch daß schon ein Abbtissin und Convent darin gewesen: item daß daß Closter von ihnen den ersten Closterfrauwen selbsten aus ihrer substanz und eigenen vermögen mit hinzuthuung frommer Leüthen allmüosen seye gebaut und gestiftet worden, und nit von dem Graven von Üsenburg (wie wollen er ohne alle zweifel gar vil darbey wird gethan haben und vileicht grund und boden darzu geschenckt).
Und auch daß diselbige Closterfrauwen fürnemme edle und reiche döchtere und persohne müesse gewesen sein; dan wan sie nur schlechte und gmeine döchtere gewesen weren, wurden sie solches wichtige werck nit haben könne anfange, noch weniger durchbringen; wurd ihne vileicht auch von dem landherre solcher große gunst nit geshehen sein: daß aber der eigentlich Ursprung und die name sowohl der ersten Abbtissin alß ihrer Conventfrauwen nit gewußt, noch erfunden werden, ist solches alles durch vil kriegsverhergungen ohne zweifel verloren worden, wie dan daß Gottshaus der gleiche Verstörungen nit wenig hatt müesse leide, und nit wenig Documente verlore, wie hernach mehrers zu sehe seind wird: aber ich will nun zu der erste Abbtissin shreiten, welche ich nach fleißiger nachforshung gefunden.