Capitel 19. Wie ich der Erste nach dem Schwedischen Krieg wider gen Thennenbach eingezogen und ein Haushaltunglein angfangen

Als nun im Römischen Reich aller Orten die endliche Hoffnung vorhanden, daß der so lang erwünschte Frid dermalen einst ein endtlicher Schluß werde, und die Sachen sich nach und nach besseren, trachtete ich mit allem Fleyß, wie unserem Gottshaus Thennenbach auch wider geholfen köndte werden. Dieweilen ich es aber wohl erwogen, daß es nit geschehen kondt, wan nit etwan ein Religios widerumb darin wohne, aber der Prälat noch kein Magen darzu hatte, sunder liber zu Kiechlinspergen sein Wohnung behielt, so hielt ich mit ihm einsmals ein Gspräch und sagte: wan wir noch lang also auf dem Land wohnen und herum vagieren, so sey darumb dem armen Gottshaus nit geholfen, dan es gange je lenger je mehr zu Grund; die Dächer fallen ein, die Gewölber desgleichen, wie dan das Dach des ganzen Schlafhauses und des Roßstalls daran, die Creutzgangdächer, die Capellen-dächer, die ganze Scheur, der ganz ussere Rossstall, Khuestall, Brennöfen und Hütten, die Säge, das Gartenhaus, das Thorhäuslin, Alles ohne Dach sey oder ligen gar darnider; die Gärten alle waren voller wilder Bäum und Hürsten, und so großer wilder Bäum, daß sie mehrentheils Menschendicke, und so hoch, daß sie an vil Orten über die Dächer sich erstreckten, also daß man die Dächer nit sehen kondt; rings ums Closter war es auch also; und muest man oft unter den Bäumen und Hürsten auf dem Boden hindurch kriechen, und man sahe das Closter nit, bis man hart darzu kam. Alle Fenster im ganzen Closter (ausser gar wenig in der Kirchen), waren verschlagen, das Bley hinweg gestolen; desgleichen die Schlösser an den Thüren und alles andere Eisenwerck.

Es kann nit wohl beschrieben werden, wie ein abscheulicher Anblick, Elend und Verderbnuß darin gewesen; dises Alles hab ich mit großem Bedauren und Schmerzen schier siben Jhar lang sehen müessen, da ich ihme noch nit helfen kondt, weil ich ganz allein war. Jedoch were noch unsäglicher größerer Schaden geschehen, wan ich derweilen nit im Land were gewesen; dan unfehlbar weren die Glocken alle geraubt worden; der Kirchenthurm durch die langwehrendte Verfaulung der Trömen und Sparren darnider gefallen, wie dan nit vil mehr gefehlt hatt, wan ich ihn nit, wie hievor gemeldt worden, het lassen in den allerärgsten Zeit decken. Aber ich laß das Alles nun an seinem Ort, und komb nun widerumb zu unserem Gespräch, welches ich mit dem Prälaten über die Sach gehalten hab.

Nachdem ich dan dises dem Prälaten zu Gemüet gefüehrt, und mein Intention eröffnet, daß ich nemblich von Wunnenthal hinweg und gen Thennenbach ziehen wolt, ein Haushälterlin dorten anzufangen, darzu er mir die Nothwendigkeiten verhoffentlich werde geben: als nemblich etwas an Hausrath für mich und die Magt, ein Bett, ein Khuo, und Vierling Wein ec.

Er aber wolt sich darzu nit verstehen, sunder sagte, es wer noch nit Zeit, zog mich von Tag zu Tag auf und wolt eben schier gar nit daran.

Aber ich ließ ihm kein Ruh und zwang ihn halber, wiewohlen die Wunnenthaler auch heftig darwider thäten, als welche mich nit gern von sich ließen; aber ich überwand letzlich Alls; kaufte zu Freyburg ein Bett, namb auch daselbsten ein Magt an, und von Breysach aus Büeblin Hans Martin Ysselin genant, der nach vil Jharen darnach Schaffner zu Güntersthal geworden.

Bin also den 19. Juny 1647 zu Wunnenthal mit ihrem großen Leyd aufgebrochen, und von ihnen hinweg gezogen, doch also, daß ich doch noch ihr Beichtvater gebliben, und etwan zu 8 oder 14 Tagen zu ihnen kommen; es hat mir der Prälat das Gleit selbsten geben, und da wir mit dem Wagen durch Emmendingen gefahren, hat der Burgermeister N. der Glaser genannt, sich auch darzu gesellet, bis gen Thennenbach.

Nachdem sie mich also installiert, und den anderen Tag mich heimblich hinterlassen, hab ich mir gleich das Unterstüblin under der großen Prälaten-stuben in der neuen Abbtey zugerüst mit papieren Fenstern.

Ich namb bald darauf zwen BaursMannen ins Closter, setzte sie in die Müli und Badhäuslin, gab ihnen Plätz in den Garten auszustocken und zu bauen. Sie muesten mir hingegen auch alle Wochen ein Tag frohnen; ich richtete mir selbsten vor dem AbbteyGarten ein BluemenGarten zu, mit Latten umbzogen; die Pfosten hab ich selbsten gezimmert und durch ein Mißstreich schier ein Fuß entzwey gehauen; und weilen damalen selbst herumb keine Wundärzt zu finden waren, und ich mir selbsten auch nit helfen kondt, wurd es so gfährlich mit dem Fueß, dan der Streich war über das link Schinbein, daß ich bey vier Wochen lang im Bett ligen, kein Tritten weder stehn noch gehen kondt, und unausprechliche Schmerzen ausstehen muest. Und weilen bereits der schwartz Brand darzu geschlagen, were ich in Gfahr gewesen, daß man mir den Fueß hett müessen abstoßen, wan nit Gott sunderlich geschickt hette, daß der Prälat mit dem Apotheker von Breysach zu mir kommen were, und mir der Apotheker den Brand gelöscht hette; den er ließ gleich Bilharz im Tannenwald von den Tannenbäumen holen, und namb von selbigem und das Gelb vom Ey, ein wenig Saffran und Mastix, machte ein Salben daraus, welche mir den Brand in selbiger Nacht gelöscht, daß ich den anderen Tag keine Schmerzen mehr gehabt, und in acht Tagen darnach wider gar hail worden.

Disen Streich hat mir eine Hex verursacht, wie näher kundtbar geworden; dan gleich den anderen Tag ist sie ins Closter kommen, hatt mich heimbsuchen wöllen. Sie hielt sich bey eim Margräfischen Bauren bey Hochburg auf, sagt zu meiner Magt, sie hab ghört, daß ich mich so gfährlich in Fueß gehauen hab, sie soll ihr nur den Beil geben, mit welchem ich mich gehauen, sie wöll machen, daß ich von Stund an wider gsund müest sein; die Magt kombt und sagt mirs; gib ihr zur Antwort: wan sie das kann, so ist sie unfehlbar eine Hex, und hatt mir disen Streich mit ihrer Zauberey verursacht. Geht hin und sagt ihrs also, und sagt zu Ihr, sie soll sich alsobald aus dem Closter machen, und nimmermehr darin sehen lassen, und wan sie mehr komb, wöll ich sie in ein Ort werfen lassen, daß sie in drei Tagen kein Sonn mehr sehen müest. Sie hatte ein Buoben, der ihr Sohn war, etwan 12jhärig, der sagte offentlich ohne Scheu, sein Muetter kön wunderbarliche Künsten, und sunderlich die schwere Wetter hinwenden, wohin sie wöll. Den nechsten Tag hernach, da ich sie also aus dem Closter gemustert, kam ein solch grausam Wetter übers Closter, daß ich nit anderst vermeint, als das ganz Closter werd under sich über sich gestürzt werden; und als die Bauren die groß Glocken leuten wollten, fiel im ersten Anziehen der Schwenckel aus der Glocken hinweg; farte also das Wetter fort und erschlug mir ein zwey juchigen Acker mit nunmehr zeitigem schönen Korn im Boden, daß ich nit ein Körnlin darvon bekommen. Das war nun mein Einstandt und der Teufelisch Neyd und Vergunst, daß das Closter Thennenbach widerumb solte aufkommen; aber ich kümmerte mich nit vil umb dises, sunder farte fort und sorgte, wie ein Anstalt köndte gemacht werden, daß den Dächeren und nidergefallenen Bäumen wider köndte geholffen werden.

Wir haben derohalben anno 1648 den Anfang mit der Sägen gemacht, und dieselbe auferbauen, darzu ich die Mühewaltung mit den Zimmer und Bauleuten gehabt; der Prälat aber gab die Frucht, Wein und das Gelt her. Solches gschahe auch noch im gemelten 1648 Jhar mit dem SchlafhausDach; desgleichen mit der Müli, und haben alle drey Ort über die 500 R. gekostet, ohn den Wein und die Früchten.

Im May dises Jhars 1648 ist der P. Gottfrid Boldt aus der unteren Pfaltz aus dem Exilio zu Kiechlinspergen ankommen, und gleich zu mir gen Thennenbach mit nit geringerem meinem Ueberlast gesetzt worden.

In disem Jhar 1648 ist endlich der lang erwünschte theure und allgemeine Frid beschlossen worden.

Im Monat Merz ist zu Wunnenthal zum ersten Mal wider ein Schafner ins Closter angenommen worden, mit Namen Joannes Krick, hatte mein Schwester Jacobä zur Ehe.

Den 13. November ist Fr. M. Barbara Casparin, gewesne Dienerin, gestorben. R. I. P. Hatt dem Gottshaus bey 8000 R. in Gelt, Gülten und Geltswerth zugebracht und im ganzen wehrendt dem Schwedischen Krieg dem Gottshaus getreulich gedient und vil Nutzen geschafft.

Umb dise Zeit ist P. Hugo Buchstetter auch wider aus dem Exilio heimbgekehrt, nachdem er etlich Jhar mit dem Schweizerischen von Nollen in Italien und Franckreich herumbvagiert; Er ist nacher Güntersthal zum Beichtvatter verordnet worden. Von diser Zeit an bin ich der Gschäften zu Freyburg umb etwas enthebt worden, nachdem ich acht Jhar lang die selbig Schafney unter meiner Direction gehabt.

Den 7. Juny bin ich kranck worden; den 15. August bin ich gen Liechtenthal verreist, hab daselbsten den Saurbrunnen getrunken.

In wehrendter Zeit, da ich zu Liechtenthal gewesen, sein zwen meiner Brüeder aus dem Krieg zu mir kommen, welche under dem Bayr. Fürsten unterhalten gewesen; der ein Christophorus geheißen, hat sich hernach zu Oberhausen gesetzt, von Wunnenthal ein Meyrhoff zu Lehen angenommen, ist Vogt daselbsten worden, und nach zwey Jharen zu Saspach im Rhein vertruncken, als er ein Wagen mit Wein aus dem Elsaß herüber wolt füehren lassen; welcher als im dreyzehnten Tag erst wider gefunden worden, hab ich ihn in der Kirch zu Wunnenthal vor unser lieb FrauenAltar ehrlich begraben und ein Epitaphium darbey aufheften lassen.

Der ander Bruder Ferdinand Burger hat sich zu Freyburg verheuratet und verburgert. Von disem hab ich ein Roß abkaufft, also daß ich fürdershin im Landt hab herumbreiten können, da ich sunst seithero schon neun Jhare lang den Gschäften zu Fueß hab müessen nachlaufen.

Nun kom ich in das 1650. Jahr.

Den 18. Februar anno 1650 ist der Brennofen und die Ziegelhütte zu Thennenbach wider aufgericht worden.

Es ist auch der Bruoder Hans Ulrich der Koch wider aus Franckenlandt aus dem Exilio ankommen, nachdem er ein Zeitlang unter den Schwedischen ein Gfangener gewesen, von ihnen ausgerissen; sich darnach im Closter Erbach im Ringau, darnach auch zu Brombach im Franckenlandt, und dan auch zu Langheimb, allen Mannsklösteren unseres Ordens, für ein Koch hat gebrauchen lassen.

Kurz zuvor hab ich auch den ersten Müller zu Thennenbach wider angenommen, hieß Thoma Baur, ist hernach Müller zu Kiechlinspergen im Hof worden.

Den 1. August ist Mathäus Heermeyer aus Francken aus dem Exilio wider ankommen, und als Beichtvatter gen Fridenweiler gesetzt worden.

Den 10. Nov. ist die Fr. Anna Maria Knöllin von Cöllen aus dem Exilio wider zu Wunnenthal ankommen, und hernach bald zur Priorin gesetzt worden, als die AltPriorin N. Trautweinin den 20. Nov. das Jhar zuvor gestorben.

Umb dise Zeit und gegen End des 1650ten Jhares ist auch wider ein Schafner gen Mundingen gesetzt worden.

Nun kombt das 1651. Jahr.

Den 13, Feb. anno 1651 ist zu Wunnenthal zum erstenmal wider ein Tochter ins Noviziat (Ursula Leenerin, hernach Bernarda genant) angelegt worden.

Den 20. Feb. ejusdem anni, nachdem der Abbt Bernhard lang kranck gewesen, ist er zu Kiechlinspergen todt verblichen. Nach dem Todt ward er von dem Apothecker von Breysach durch die Handt seines eignen Bruders (Hans Stoltzen) aufgeschnitten, und erfunden worden, daß er an Leber und Lungen ganz faul gewesen, darumb ihm auch die Red und Stim ganz und gar benommen gewesen, nachdem er etlich Tag zuvor schon versehen gewesen. Nach solchem ist er gen Thennenbach den 26. Febr. geführt, und von dem mehren Theil der Kiechlinspergeren beleitet, und sowohl von den Margräfischen Königschafhäuseren, Köndringeren und Munderingeren, wohindurch er geführt ist worden (doch mit Vorbegrüeßung der Oberkeit in jedlichem Ort), aber sunderlich zu Endingen mit Begegnung weit ins Feldt hinaus des H. Pfarrers und des ganzen ehrsamen Raths und auch der ganzen Burgerschafft ganz ehrlich empfangen, und der Stattschreiber im Namen seiner Herren und ganzer Burgerschafft, ein Leidklag (wegen solchem liben, getreuen Hochw. Hr. Nachbaren) gehalten; welches unser Prior wider hingegen bedanckt im Namen unserer Allen; dasselb ist auch noch einmal zwischen Endingen und Riegel geschehen. Und seind auch alle Glocken zu Endingen geleutet worden, so lang die Action wehrte.

Nachdem er nun zur Erden bestetiget, wurd die Anstaltung ein neuen zu erwählen mit bestem Fleyß gemacht. Der Abbt von Paris Bernardinus war Präses; die Prälaten von S. Peter und Ettenheimmünster Scrutatores; der Probst von Waldkirch und H. Dechant von Breysach Testes. Im Namen des Landfürsten ein Commissarius, war der Jung Hildebrant. Zum neuen Prälaten ist erwählt worden R. P. Hugo Buchstetter; dis gschahe den 18. Mertzen anno 1651; die Benediction oder Infulierung ist auch gleich vorgenommen worden. Der Commissarius wollte Neues und vor disem Ungebräuchliches unterstehen, ist ihm aber in allem Widerstand gethan worden, also daß er im Zorn am Sonntag ohne Meßhörung hinweg geritten.

Nit lang nach disem, als nemblich den 29. April, ist auch der Probst zu Waldkirch N. Laumer gestorben, und Herr Michel Diel erwählt worden.

Weiteres ist nichts sunderbar Denkwürdigs in disem 1651 Jhar mir zur Wissenschaft kommen, schreitt derohalben in das

Jhar 1652.

Den 26. Januar ist P. Gottfrid zum Beichtvatter nachher Güntersthal verordnet worden.

Den 9. Februar ist P. Christoph Silberisen von Wettingen als ein Vertlehnter hieher gen Thennenbach kommen.

Den 10. Mertzen hat die Novitzin zu Wunnenthal die Profession gethan, und ist M. Bernarda genennt worden.

Den 3. April ist Abbt Hugo von Kiechlinspergen ins Gottshaus Thennenbach gezogen, da in zwanzig Jharen kein Abbt mehr darin gewohnt hatte. Zu Kiechlinspergen hat er den P. Prioren Johann Schleher gelassen, und hat ihm ein Amptsverwalteren zugegeben, Mathias Stainmeyer genant.

In diesem Monat April anno 1652 ist der General la Ferté aus Lotharingen mit ungefer 7 oder 8 Tausend Mann ins Elsaß ankommen, die Vestung Belfort einzunemmen, darzu er auch noch 400 Brandenburgische Reüter erkauft und an sich gezogen, welche, als sie durch das ganz Reich gezogen, und endlich auch ins Breysgau bis gen Kentzingen kommen, und dan ihr Quatier gen Königschafhausen gerichtet. Und weilen wohl zu muet-maßen gewesen, daß sie Kiechlinspergen nit überhupfen werden, schickte mir der P. Prior Joh. Schleher (welcher damalen mit einem Secretario Stainmayer genant, daselbsten sich aufgehalten) in großer Eyl ein Botten gen Wunnenthal zu, ich soll unverzogen gen Kiechlinspergen kommen, den Soldaten beizu-wohnen, weilen ich besser mit ihnen umbgehen könne als er. Welches ich zwar aus Ghorsame gethan; es hette mir aber schier mein Ehr und Leben gekostet, desgleichen auch mein Roß. Dan kaumb kam ich im Kiechlins-perger Hof an, da waren gleich über die 200 Reiter zugegen, die sitzeten gleich ab, die Officierer kamen gegen mir, dan ich wartete ihrer mit sambt dem Secretario vor dem Thorhof, und ich begrüeßete sie, und sie mich auch. Ich fragete sie die Ursach ihrer Ankunft? Sie sagten, die ankommendte Nacht bezwing sie, da hie und im nechsten Dorf das Nachtquatier zu haben. Sie seyen dahero geordnet, man müest den Pferdten Fuetter und den Soldaten etwas zu essen hergeben; thue mans mit Gutem, so werd Niemandt nichts Leids geschehen, wo aber nit, so nemmens die Soldaten mit Unguetem. Ich antwortete, sie sollen gut Ordre halten und alles Plinderen verhüten, so wird ihnen begegnet werden so vil müglich were. Da sie nun solches versprachen, führte ich die Officierer mit sambt den Pferdten in den Hof, und sie stellten gleich Schiltwacht und ließen Niemandt mehr hinein. Ich ließ gleich zurüsten nach bestem Vermögen; sprach ihnen die ganze Nacht zu, daß alle voll und doll wurden, und umb Mitternacht etliche im Garten mit einander raufeten; also daß ich gnug abzuwehren hatte.

Morgens früe war ich widerumb wachbar, gieng aller Orten herumb zu sehen, ob nit etwas gemauset oder geraubt were worden, und fand gleich, daß mir mein neuer Huet mit einem alten were abgetauscht worden. Ich lief gleich selbander in aller deren Quatier, die bey mir zu Nacht gegessen hatten; suchte und fand ihn in einem BaurenHaus in der Stuben, wo drey meiner Gäste auf dem Strau und Boden noch lagen; namb ihn und henckte den anderen hinan; die Zeit kam, daß man wider zum Marsch blaste; in einer Gschwinde waren alle Reiter bey einander, die Officierer bedanckteten sich gar höflich gegen mir, und baten mich, ich wolt ihnen das Glait geben bis zu ihrem Obersten nur ein kleine Viertelstund weit; sie wöllen ihms rüehmen, was ich ihnen für ein Ehr und Guets erwisen hette. Ich Einfalt ließ mich überreden, ritt mit ihnen gen Schaffhausen zwischen den Officierern im vordersten Glid. So bald wir ins Oberst Angesicht zu seim Quatier kamen, sprangen die Officier ab den Pferdten und zum Obersten in die Stuben hinein; hielten ein halb Stund Rath und kamen heraus gählings auf ihre Pferdt und aus dem Dorff. Weder der Oberst noch die Officierer redten Keiner kein Wort mehr mit mir; da sie nun aus den Augen waren, stig ich ab meim Pferdt, bands beseits, redte ein gar wenig mit den Bauren. Sihe, da kamen sporenstreichs wider der Trompeter und drei Officierer mit ihm, sagten, ich soll gschwindt ein Ritt mit ihnen ins Feldt thuen zum Obersten. Er wolt ein Wort mit mir reden. Ich antwort und sag: ich hab nichts mit ihm zu schaffen; gieng ihnen aus den Augen. Es ist gleich darnach kundbar worden, daß sie mir mein Pferdt haben wöllen nemmen, mich nackend ausziehen und halber Todt schlagen, und ligen haben wöllen lassen.

Den 27. April sind die zwen Prälaten, der von Paris und Thennenbach gen Neuenburg verreist, haben mich mit sich genommen. Sie haben daselbsten (wichtiger Verbrechungen halber) den Abbt Bernhard abgesetzt und P. Michael Stromeyer zum Prälaten daselbst gesetzt; bei diesen Acten muest ich Secretarius und Notarius sein. Der Abgesetzte ist ins Oesterreich versetzt worden. Ich hab auch die Königsbrucker Closterfrauen helffen visitieren und auch die zu Lichtenthal.

Den 24. Juny an St. Johannis Baptista Tag hab ich zwischen Kentzingen und Herboltzheim ein gar gfährlichen Unfall gelitten, indem mein Roß mit mir zu Nacht umb Bettzeit über ein Steg hinabgestürzt in ein tiefen kotigen Graben. Ich zwar bin (ohne Zweifel durch die Gnad Gottes und die Fürbitt des Heil. Johannis Baptista, meines H. Patronen und meines Schutz-engels) also beym Leben erhalten worden, daß wie ich hette müessen under das Roß in Koth fallen, ich aber in der augenblicklichen Stürzung aus dem Sattel kommen, nit wissendt wie, und aufrecht auf dem Roß (so im Graben gelegen) gestanden, allwo der ein Fueß mit einem Roßeisen in einem Spalt gesteckt, am Eck des Stegs erzweygebrochen. Ich sprang ab dem Pferdt aus dem Graben ohngeschediget, sagte Gott Danck, daß es noch so wohl mit mir abgangen, dan ich vernünftiger Weis vor dem Pferdt hett sollen zu Grunde gangen sein, ist das Roß im Koth zu Schanden worden, und der Sattel und Zaum in der Nacht darvon gestolen worden. Wie ich dan Morgens, sobald das Thor aufgegangen, den Schafner hinausgeschickt, der nichts mehr gefunden als das Roß, welches den Kopf noch zum Koth herausgestreckt. Sobald solchen Unfall mein Bruder Christoph, Vogt zu Oberhausen, vernommen, ist er zu mir gen Wunnenthal kommen, hat mich getröstet und gesagt: ich soll nit vil bekümmert sein, daß ich umb mein Roß kommen sey; ich müest darumb nit zu Fueß gehen, er wöll mir schon umb ein ander Roß helfen. Aber ich gab ihm zur Antwort und sagte, daß vil Umbstehende gehört haben: ach lieber Bruder, es ist mir nit umb disen meinen Unfall, sunder vil mehr umb den, der mir noch bevorsteht; und hab also unwissendt vorgesagt, daß mir noch ein größer Unglück vor der Thür seye, wie dan auch leider gewesen, indem grad über acht Tag, gemelter mein geliebter Bruder im Rhein ertruncken, wie schon hievor gemelt worden. Also bin ich umb mein Pferdt, er aber umbs Leben kommen. Nach solchem hab ich für mich wider ein Roß umb 72 R. gekauft und mich wider beritten gemacht.

Den 17. Oct. bin ich mit dem Abbt Hugo, meinem Gnd. Herren, nacher Fridenweiler geritten und hab helfen visitieren; bei diser Visitation hat die alte Abbtissin Anna resigniert und ist eine andere, nemblich M. Martha Stegerin gewählt worden.

Anno 1653.

Hievor ist gemelt worden, wie daß der Abbt Bernhard Klebeisen von Neuenburg im H. Forst seye durch Bernardinus, Abbt zu Paris, und Hugo, Abbt zu Thennenbach, von wegen seinem unreinen Leben abgesetzt worden und in Österreich verschickt. Nun aber hat er durch Anstiftung etlicher Prälaten so weit practiciert, daß Alles retractiert worden (als seye ihm Unrecht geschehen), und er beim General die Revision erhalten, welche den zwen Prälaten von Ebrach in Francken und Bebenhausen in Schwaben (und das alles unwissendt der zwen Prälaten) anbefohlen worden.

Der Ursachen wurden von dem Victario Generali, dem Abbt zu St. Urban, die zwen erste Prälaten befehlt, sich auch widerumb alsobald gen Neuenburg zu begeben, umb ihr vorige Action zu verfechten, welches dan auch geschehen, und mueste ich (als in diser Sach Secretarius) auch widerumb darmit.

Da wir nun zu Hagenau ankommen, und eben auch die zwen, der von Ebrach und Bebenhausen mit sambt dem Exabbate im selbigen Tag, da war ein seltsam Aussehen gegen einander. Wir unserer Seits trösteten uns mit unserem gerecht gefällten Urtel; die andere Partey aber verhoffte dasselbe zu stürzen, und glorierte der Abgesetzte, er werd bis Morgen wider glorwürdig eingesetzt, und der von uns Gesetzte mit Spott wider abgesetzt werden. Aber es ist anders ausgeschlagen; dan sobald unser Action den zwen Commissarius vorgewisen, und von ihnen wohl revisiert und examiniert worden, haben sie ohne Difficultet den Beschuldigten auch selbsten wider condemniert und ist der neue Abbt wider auf ein neues stabiliert worden. Er aber, der Abgesetzte, ist zu einem gmeinen Religiosen gemacht worden, und hat dem neuen müessen Profession thun und Obedientiam prästieren, und hat ihn der Prälat von Ebrach mit sich gen Ebrach genommen. Es reicht nit 2000 R. Schaden, die er seinem armen Closter mit disem seinem unrühigen und hoffertigen Kopff verursacht hat, zu geschweigen der großen Müehe, welche die Prälaten und ich mit Schreiben und Laufen geplagt seind gewesen. Gleichwohl hab ich ein neuen Reitmantel, 30 R. Werth, zur Recompens bekommen.

Den 30. April ist P. Edmundus Sagittari zu Ziserstoff in Österreich, dem Prälaten von Zwettel unseres Ordens zustendig, gestorben, soll ein große Barschafft hinterlassen haben, ist aber dem Gottshaus Thennenbach nec hilum (Anm. Kein Stäubchen, nicht das Geringste) zukommen, wiewohlen oft derenthalben zugeschriben ist worden.

Den 23. Nov. ist H. Prälat von Paris herüber ins Breysgau kommen, und hat mit Beystehung meines Gnd. Hr. Prälaten zu Thennenbach die zwo Abbtissinnen von Güntersthal, M. Salome von Reinach und M. Martha von Fridenweiler, solemniter zum Stab benedicirt; bei diser Action hab ich müessen Director sein.

Als nun umb dise Zeit das löblich Gottshaus Liechtenthal ein zimbliche Zeit lang ohn ein Beichtvatter gestanden und von Capucineren und Barfüesseren versehen worden (nit ohne große Beschwernuß beiderseits), darumb hat das Gottshaus bey ihrem Hr. Visitator mit allem Ernst umb ein anderen Beichtvatter angehalten. Da nun die nechst vorgemelte Prälaten zu Güntersthal bey einander waren, referierte der von Paris meim Prälaten der Liechtenthaler Noth in Ermanglung eines Beichtvaters, und daß er ie [je] von seinem Mittel keinen wüßte zu bekommen, hielt derohalben bey ihme umb mich an, daß er mich ihme ein Jhar lang leihen solte. Es wolte Anfangs meim Gnd. Hr. schwer fallen, dieweilen er mich selbsten hoch von Nöten hatte, als sein Bursierer und zumalen Beichtvater zu Wunnenthal; indem aber der von Paris nicht nachlassen wolte, gab er ihm zur Antwort: er wöll mit mir daraus reden; wan ich wöll, so will ers auch geschehen lassen. Da er nun von Güntersthal wider bey mir zu Thennenbach ankommen, hielt er mirs vor, was sie beede mit einander abgeredt hatten, und begert mein Willen zu vernemmen; wan ich nemblich wöll, so wöll ers geschehen lassen. Da ich solches gehört, gedachte ich bey mir selbsten: ey, kan ers dan geschehen lassen, so kan ichs auch thuen, dan ich kom dardurch viler Frettereyen ab; gab ihm derowegen zur Antwort; in Gottes Namen: Ich wölls ein Jhar lang über mich nemmen, aber mit disem Beding, daß ich darumb die Beichterey zu Wunnenthal nit wöll aufgegeben haben, sunder sie soll mir vorbehalten bleiben, welches er mir dan versprochen. Also zog ich hinab mit großem Leid der Wunnenthaler, ward aber von den Liechtenthaleren mit großer Freüd empfangen. Es gieng aber den Wunnenthaleren darnach gar übel; dan sie muesten an Sontagen und Feiertagen in die Statt in die Kirchen gehen oder muesten gar ohn ein Meß sein, und beichteten in einem Viertel Jhar kaum einmal. Und obwohlen ich vermeint hatte, es solte nur ein Jhar lang weren, so hatte doch der Prälat von Paris noch ein Jhar von meim Prälaten aus Anstiftung der Liechtenthaleren erhalten.

Anno 1654.

In disem Jhar weiß ich nichts sunderbar Denckwürdigs zu notieren, als daß der Ex Abbas von Neüenburg Bernardus, nachdem er beym General zu Cisterz zum dritten Male erhalten, daß man seine verloffene Acta revisieren sollte, als weren sie ungerecht, und ihme Unrecht geschehen; ist derohalben die Commission dem Vicario Generali von St. Urban anbefohlen worden; welcher den hinabgezogen und aller 4 Prälaten Acta revidiert und inquiriert, und darin gefunden, daß Alles gerecht sententiert worden; worauf er abermalen, und also zum dritten Male ihn condamniert und der Sentenz auf folgendte Weis gefällt worden. Ich will hie nur den Sentenz setzen, und den übrigen Act unbeirrt lassen.

Christi Nomine invocato, dicimus, sententiamus, declaramus, et definimus, dictum Dñm Bernardum depositum Abbatem, repertum esse per calumniam litigasse, ac proinde culpabilem ac de jure punibilem, nec non in poenis a jure et sacro Ordine periuris calumniatoribus publicae et privatae quietis perturbatoribusinflictos incurrisse.

Quaproptcr dictum D. Bernardum condemnandum esse, et fore ad captivitatem, prout illum sententiamus et condemnamus ad illam per 7. menses integros, ita ut in ea clausus manere debeat, nec inde per id tempus unquam exire valeat; ibique semel in hebdomade, sexta videlicet feria, in pane solo et aqua jejunet, et ter in hebdomade septem Psalmos poenitentiales cum Litaniis recitare debeat ac teneatur.

Insuper privamus illum et privatum esse declaramus Abbatiali sua dignitate, voce activa et passiva, atque omnibus juribus atque praerogativis a Rmis Dñis primae et secundae instantiae commiasariis, illi permissis et concessis.

Et denique ipsum de solvendis expensis damnamus et Monasterium do Novo Castro liberum a solvendo declaramus etc.

Lata, lecta, et publicata fuit haec sententia in praedicto Mñrio B. M. de Novo Castro praesentibus ibidemn RR. Dñis P. Amadeo Friderici, Prioro Patrum Augustinianorum in Hagenau; et P. Joanne Conrado Helbling, Patrum Franciscanorum in cadcm Civitate Guardiano; et P. Frederico Haepffer, ibidem colnventuali Assistentibus et Testibus ad hoc vocatis. 31. Jan. 1654 in loco Capitulari, praesentibus Rssmo Moñij Abbate, cum omnibus, qui nune in loco degunt, suis Religiosis.

Dis war nun der Sentenz, und ward zwar wircklich vollzogen; aber er ward bald durch einen seiner heimblichen Favoriten aus dem Kercker erlöst, entlossen und ins Bayerlandt kommen. Wie es weiters mit ihm abgeloffen, ist mir nit eigentlich in die Wissenschaft kommen; so vil hab ich gehört, daß er auf einer Pfarrey soll gestorben sein, wie aber weiß ich nit.

Anno 1655.

Den 1. May ist P. Martinus Schmaus zu Thennenbach gestorben und in unserer lieben Frauen Capel begraben worden, nachdem er etlich Jhar zu Wettingen, und 13 Jhar zu Inspruck im Tyrol im Exilio, und eben ein halb Jhar lang wider daheimb gewesen.

Da ich nun 7 Viertel Jhar zu Liechtenthal die Beichterey versehen, und die Wunnenthaler ohn Unterlaß meiner wider begert, so hab ich entlich mit Ernst mein Entlassung vom H. Prälaten von Paris von Lichtenthal wider begert (wiewohl mit großem Trauren der Lichtenthaleren), und endtlich erlangt. Und lautet mein Entlassungsbrieff folgender Gestalt.

Pax Chri et Fraterna Salus Rde P. Conrade.

Perquam grata mihi fuit hucusque R. V. opora, quam in excipiendis sacrarum Virginum nostrarum Liechtenthalensium confessionibus, et aliis religiosis functionibus fructuose et laudabiliter impendit, pro qua earundem sacrarum Virginum nomine gratias ago. Et quia ante modicum tempus, dimissionem ex hoc loco Liechtenthal a me serio postulavit, illam ulterius retinere invitam nolo; cum praesertim Rmus Dñs Abbas vestcr, mihi Rtia Vra non ultra hunc annum benigne concesserit. In locum vestrum constitui P. Albertum Bally Conv. meum Lucellensem et majoris Cellaii officio in Lauterbach hucusque functum, qui pro sua quiete hunc Locum prae ceteris sibi elegit, atque intra octo dies inferius erit. Reverentia Vra Hisce fraterne valefacio, ejusque precibus et sacrificies me studiose commendo.

Dedi in praepositurâ nostrâ Lucellensi in Blazheim 22. Aug. a. 1655.

Mein von Liechtenthal Abscheides Testimonium lautet also:

Wir Eva Regina, Priorin und Convent den Gottshauses Lichtenthal Cist. Ordens Speyerer Bisthumbs in der mitleren Margrafschafft bey Beüren gelegen, bekennen und urkunden hiemit. Demnach Fürweiser dises, der Wohlehrw. und wohlgelehrte H. P. Conradus Burger, Conventual zu Thennenbach, seinem allhie auf siben Viertel Jhar lang getragenen Beichtiger Ambt und exercierten Gottesservitien, den Geistl. und Priesterlichen Statuten gemäß gebührendt und unklagbar vorgestanden sey, auch sich in solcher Zeit (Maßen uns, der Wahrheit zur Steur, anders nit bewust) ehrlich, eingezogen, fromb, fleißig, ohn ärgerlich erwisen; und dergestalten ein exemplarischen Lebenswandel geführt, wie einem Geistlichen Herren gezimbt und wohl-ansteht; also daß wir ihne, wan er nit aus Antrib geistlicher Obedienz, sich in wohlermelt sein Gottshaus erheben müeste, lang hetten erdulden und leiden mögen. Derentwegen an männiglichen Standes Gebür nach, respective, ehrenfreundtlich und demütig gesinnendt ehrengedachten Herren Patri Conrado alle verhäfliche gnädig günstige Recommendation zu erzeigen, und ihne diser unserer hiemit einliegendte Intercession umb seiner geleisten geistlichen Diensten willen, genüessen zu lassen; so wir in vorfallendter anderwertig begebendter Occasion zu erkennen geneigt seind. Zu mehrer Bekräftigung dessen haben wir unser größer Abbtey Insigel allhie auftrucken lassen.

Gegeben in unserem Gottshaus Liechtenthal, den 13. Sep. a. 1655.

Es ist mir zwar in disem Closter Lichtenthal vil Ehr und Guets widerfahren, und hab ein zimbliches Salarium gehabt, den ich bin mit sambt den Verehrungen auf 60 R. kommen, und man mir auch den Doctor und Apotheker müessen aushalten; aber der Teüfel hatt mir dis Glück mißgunt, indeme er eine Hex instigiert und gezwungen, daß sie mir dreymalen Gift in den Speisen gegeben (Anm. Wie glauben diese und obige Stelle [Seite115 (hier Seite 143)} von dem Hexenglauben auch bei unserem Pater, als ein trauriges Zeichen jener Zeit, nicht vorenthalten zu dürfen. Zur Orientierung über diese Verirrung verweisen wir auf den Artikel „Hexenprozesse“ im Freib. Kirchenlexicon Bd. V.), wie sie es selbsten bekent, da sie gericht worden. Solches hatt sie wohl thuen können, dieweilen sie Unterköchin gewesen; jedesmal hetts mich sollen umbs Leben bringen, dieweilen ich aber jedesmal nit vil von denselbigen Speisen genossen (einmal war auf einer Gallert Gift für Pfeffer; das andermal auf einer Gersten, das drittmal auf einer Suppen), hatt es sein Wirkung nie ganz bekommen; aber doch so vil, daß ich schier wer taub worden, und daß drey Doctores medici mit dreyerley Kuren gnugsam mit mir zu thuen gehabt, das Gift aufs wenigst den stercksten Theil von mir zu bringen, wie dan an disem klar erkent worden, daß dem also gewesen, dieweil in der letsteren Kur der obere Leib bis an Kopf, und die Schenckel ganz voller rother Flecken wie Reichsthaler und noch grösser worden. Gleichwol ist mir doch noch ein Particul dahinter bliben, daß ich dafür muest schier zu 4 oder 6 Wochen Medicin einnemmen, damit es ausfüehre die gifftige Materie, die es wider an sich zeugt.

Aus den vorhergangnen Gschichten wird erfunden, daß das Gottshaus Wunnenthal kein beywohnendten Beichtvateren gehabt; nemblich von der Zeit an, da ich von ihnen weg und gen Thennenbach gezogen, und es von dannen aus versehen worden. Dieweilen es ihnen dan und mir dem Beichtvater zu schwer gefallen, darumb sie dan ietzund, da ich wider von Lichtenthal zuruckkommen, um mein vorig Ampt der Beichterey bey ihnen ganz instendig beym Gnd. Hrn. angehalten, daß er mich wider gar bey ihnen lasse; welches sie auch erlangt.

Bin also den 25. Sept. selbigen Jhars widerumb bey ihnen installiert worden.

Anno 1656.

In disem Jhar, nemblich den 23. Februarij, seind wider das erstemal 2 Professen zu Thennenbach gemacht worden, mit Namen Benedictus Meyer von Freyburg im Breysgau, und Bernardus Dick von Luzern, nachdem es von a. 1630 nit mehr geschehen. – Schwester M. Lutgardis Profession gethan.

Den 25. Okt. hab ich allhie zu Wunnenthal das Fieber bekommen.

Anno 1657.

Den 12. Aug. seind zu Wunnenthal 5 Töchter ins Noviziat angelegt worden, drey unter die Chornovizinen und zwo unter die Convers- (Laien) Schwesteren; die erste 3 seind M. Scholastica Duotin von Luzern; M. Hum-belina Weberin von Kitzingen im Franckenlandt, meiner Schwester M. Salome Tochter; M. Benedicta Hueberin von Zug. M. Benigna Herrenbächin aus dem Simonswald, Convers – Schwester; Maria von Rotenburg, Convers – Schwester.

Anno 1658.

Den 25. Aug. haben obgemeldte Novizen Profession gethan.

Und ist M. Francisca Pfeifferin von Luzern, Hauptman Jostens Tochter, ins Noviziat angelegt worden.

Den 12. Aug. ist M. Salome Hochherrin am Schlag gestorben, R. I. P.; hat doch vorher die groß Absolution, und die letzt Ölung von mir empfangen.

Den 30. Oct. ist der Kreuzgang zu Wunnenthal von der Kirchthüren bis zu der Kuchen herfür, sambt dem angesetztem Bäulich ganz neu gemacht worden.

Umb dise Zeit ist ein zimblich Sterben zu Thennenbach gewesen, in welchem P. Johannes Schleher und drey Fratres gestorben.

Und hab auch ich erstlich die roth, und dan auch die weiß Ruhr bekommen, und über ein viertel Jhar lang gehabt. Dieweilen dan (wie vorgemelt) 4 Geistliche zu Thennenbach mit Tod abgangen, seind hingegen 4 Patres von S. Urban dahin geschickt worden, welche diselb Lucken wider erfüllt, nemblich P. Candidus Pfeiffer, so als Prior gesetzt worden, P. Mansuetus, der hernach auch Beichtvater zu Güntersthal worden, und daselbsten gestorben; P. Eugenius; P. Albericus Kraft.

Anno 1659.

In disem Jhar hab ich beym Herren Dechant zu Breysach, H. Hans Georg Hanselman, zu Wege gebracht, daß er über 70 R. zu einem Kelch in die Wunnenthalische Kirchen spendiert, darzu die Closterfrauen, was sie von Silber und Gold konnten zusammen bringen, hergegeben, darvon noch ein ander gemacht worden, also daß wider zwen hübsche Kelch zur Stell gebracht worden; der ein ganz vergult, der ander halber, da zuvor und bisher nur ein schlecht bleyes Kelchlin vorhanden gewesen.

In disem Jhar hatt der Abbt Hugo im Monat October zu Thennenbach in der großen Kirchen, und in unser lieben Frauen Capellen 7 Altär reconciliert, welche im Schwedischen Krieg violiert worden; desgleichen hat er auch zu Kiechlinspergen in seim Dorf gethan.

Und bald hernach, nemblich den 21. October zu Wunnenthal drey: Den Oberen ad honorem Smae Trinitates et SS. 12 Apostolorum; den auf der Seiten gegen dem Kirchhoff zu Ehren der Mutter Gottes, 8. Joannis Bapt. und S. Barbarae; den auf der anderen Seite bey der Canzel zu Ehren S. Bernardi, S. Erasmi und S. Ursulae.

Den 21. October ist von Abbt Hugo auch geweyht worden Schwester M. Francisca Pfeifferin von Luzern.

Den 6. Nov. hernach ist der Prälat von S. Urban in dis Ländlin kommen, und hat die 3 Clöster Thennenbach, Güntersthal und Wunnenthal visitiert.

Anno 1660.

Im Februar hab ich die neu Canzel an das Ort setzen lassen, wo sie ietzundt steht, die alt ist zuvor am grossen Schwingbogen gestanden, hab sie zum Theil selbsten gemalt.

Im Monat März seind zwen von den gelehnten S. Urbaneren wider heimb geschickt worden, und seind hingegen zwen Professen des Closters zu Priesteren geweyt worden, nemblich P. Bernardus Dick und P. Chrysostomus N.

In disem Jhar 1660 hat Abbt Hugo ein schweren Krieg mit seinen Kiechlinspergischen Bauren ausgestanden, und hat nach vil angewendten Kösten doch letztlich den kürzeren gezogen, und ist darüber bald gestorben. Und ist von seim Nachfolger die Sach gen Innsbruck appelliert worden.

Anno 1661.

Den 22. Jan. ist das Beichthäuslin zu Wunnenthal abgebrochen und wider mit neuem Holz aufgebaut worden, und hab ich die Kammer zu der Stuben brechen lassen, dieweil das Stüblin zu klein war..

Den 17. Feb. hab ich mit den Gnd. H. nacher Güntersthal müessen, 3 Novizen Beicht hören, welche Profession gethan, die ein Juliana Holtz-apfflerin ward geweyt, die zwo anderen wurden Convers – Schwestern.

Umb dise Zeit ist das Gottshaus Thennenbach wider gar von den Schweizeren entlediget worden.

Anno 1662.

In disem Jahr hab ich das Thennenbachische Weyerlin an der Eltz oberhalb dem Gottshaus Wunnenthal auswerffen, und zugleich die zwey beigelegene Gütlin ausstocken lassen, hatt über die 90 R. gekostet.

Den 24. Feb. a. 1662 ist die Convers – Schwester Maria im Gottshaus Wunnenthal gestorben R. I. P.

Den 7. May hat Schwester M. Juliana Schumacherin von Luzern ge-bürtig zu Wunnenthal Profeß gethan.

Den 28. May ist Schwester M. Benedicta Huoberin gestorben zu Wunnenthal. Den 11. Juny dis 1662 Jhars ist die neu erbaute Barfüßer Kirchen zu Kentzingen vom Weyhbischoffen von Moltzen geweyt worden.

Anno 1663.

Den 3. Oct. ist allhie zu Wunnenthal die Redstub verendert, und auf jetzige Weis gemacht worden.

Den 8. Oct. haben die Güntersthaler ein Polacken zum Beichtvatter bekommen, P. Stephanus Niderländer, den ich dahin promoviert.

Den 25. Nov. haben zwen Novizen zu Thennenbach Profession gethan, Fr. Placidus, und Fr. Gerardus genant, und Fr. Nivard Droxler ist Noviz worden.

Anno 1664.

Den 27. Jan. hat Schwester M. Hildegard Holdermännin Profeß gethan, und seind M. Beatrix Schererin, M. Charitas Steinerin und M. Cäcilia Käppelin Novizen geworden; und hat Schwester Catharina Profession gethan.

Im Monat April ist Abbt Hugo zu Thennenbach kranck worden, hat sich aber bald gen Kiechlinspergen begeben, besserer Wartung halber. Den 5. May hab ich ihn mir den hl. Sacramenten versehen, welche er noch mit gutem Verstandt und großer Andacht empfangen.

Dieweilen es sich dan je lenger je mehr zu dem letzten Endt mit ihm anließe, und kein Prior zur Stell war, sunder nur lauter junge Patres und Fratres, legten sie alle Sorg auf mich, als den Senioren, schickte ich in der Eyl ein Boten gen S. Urban zum Vicario Generali, umb Bericht zu thun und zeitlich vorzusehen, was wir uns in Allem zu verhalten werden haben; dan die Regierung zu Freyburg paßte gar starck auf sein Hintritt, ohne Zweifel uns ein Eingriff zu molieren, wie sie andere mehrmalen tentiert haben.

Sobald nun mein Schreiben dem Herren Vicario Generali zu Handen gekommen, ist er von Stundt an Thennenbach zugeeylt, damit ihm von der Regierung Niemandt vorkomb. Endtlich nachdem das letzt Stündlein herzu kommen, und ich ihm in Beysein zweer Barfüßer und P. Bernards die groß Absolution gegeben, gab er am 11. May zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittag sein Geist sanftiglich auf: Gott Gnad seiner und aller Christgläubigen Seelen!

Damit aber solcher Todtfall nit gleich kundbar wurd, schickte ich nach dem Apothecker gen Breysach und nach dem Balbierer gen Endingen, gab den Leuten vor, ich wöll dem Gnd. Hr. noch ein Ader öffnen lassen. Ich ließ ihm die ganz Nacht in seim Zimmer ein Licht brennen, damit man vermeinen soll, man wache ihm; auch ließ ich zum öffteren ein Süpplin hinauftragen, also daß das Gsindt noch allzeit vermeinte, er leb noch; blib also sein Hinscheiden im Dorf 6 Tag lang verborgen. Damit er aber unter dessen nit schmeckendt werde, ließ ich ihn in Gegenwart des Apotheckers durch den Balbierer eröffnen, und das Ingweyd herausnemmen, und ihn balsamieren; das Ingweyd vergrub ich in einem Fäßlin in die Hoff Capel, vorne oberhalb dem Betstuel.

Den 16. May ließ ich ihn in einer Kutschen, welche ich von der Gnd. Frau zu Güntersthal entlehnt, gen Thennenbach führen, und er wurd vom Prälaten von St. Urban im Capitel ehrlich begraben.

Am 17. May ging die Wahl zu einem neuen an, wehrte von Morgens um 6 Uhr bis zur Nacht umb 9 Uhr, von wegen großen und vilen Strittig-keiten, welche hieher nit beliebig zu erzellen. Der Commissarius von der Regierung war H. Freyherr Girardi von Saspach, welcher vil Streitt moviert, ist aber in Allem repussiert worden.

Dieweilen aber die Stimmen nit kondten veraccordiert werden, hat der Prälat von St. Urban zween Frembde vorgeschlagen, einen von Altenreif, und einen von Wettingen; dieweilen dan under den Votierendten mehr Schweizerstimmen waren als der anderen, kamb der Schluß auf den von Wettingen, P. Nicolaus Göldin genant, von Luzern gebürtig; wurd also publiciert im Capitel, wiewohl Etliche reclamiert. Wurd also diser auf der Eyl vom Präses avociert, welcher damalen Beichtvater zu Franckenthal gewesen, und umb dise Ding alle nichts gewust. Diser kam also den 26. May zu Thennenbach an, und wurd den 30. perficiert aber noch nit insuliert.

Den 24. May mueste ich mit dem neuen Prälaten nacher Wettingen verreisen, der Benediction beyzuwohnen, welche den 29. May daselbsten solemnissime geschehen, in Beysein H. Prälaten von Muri und Wettingen.

Nach verrichter Benediction bin ich Gschäften halber gen Luzern geritten, hab alldorten 50 R. Gelt abgeholt für das Gottshaus Wunnenthal, damit darnach die Conventstuben repariert und wohnhaft gemacht worden, welches von Anfang des Schwedischen Kriegs her nit mehr geschehen war, nemblich in 32 Jharen.

Den 24. Junij ist R. P. J. Bapt. Rasman von St. Urban als ein Prior (unwissendt des Convents gesetzt) ankommen.

Den 8. Aug. dises Jhares 1664 hat der neu Abbt Nicolaus mit sampt seinem neuen Prior allhie zu Wunnenthal visitiert.

Bald hernach ist er wider hieher kommen, hatt dem Schafner Heinrich Wincklers Rechnungen abgehört, und ihm neue Bsoldung gesetzt, aus Antrib meiner, dan er darvor ein gwisse Portion von seinem Einnamb an Gelt, Wein und Früchten genommen gehabt, darmit dem Gottshaus Wunnenthal nit beholfen gewesen.

Den 22. October ist die neue Schlaguhr zu Wunnenthal aufgericht worden, von dem Uhrenmacher Jacob Enderlin, einem Burger zu Basel, hat 77 R. gekostet, welches Gelt ich hergelehnt; ist uns hoch nothwendig gewesen, dan die alt war im Schwedischen Krieg im Wunnenthaler Hof zu Kentzingen verbrent.

Den 25. November hat Fr. Nivard Droxler zu Thennenbach Profession gethan. – Im Monat December ist hiesiger Orten ein großer Cometstern gesehen worden, dessen Strom gegen Straßburg gesehen, ein Voranzeigung, was mit der Zeit daselbst herumb für große Blutvergießungen geschehen werden, wie es dan in disem 1674 Jahr, in disem October (da ich dises schreibe), aufs aller grausamst gschicht, von dem hernach weiteres soll gemeldet werden, wan ich mit Schreiben zu dem selbigen Jhar und Monat kommen werd.

Anno 1665.

Den 18. April ist der neu S. Bernardi Altar zu Wunnenthal aufgericht worden, hat 40 R. gekostet, das halb hab ich, das anderhalb die Frau Schultheis Catharina Spiessin bezahlt, zu der Ehr Gottes und der Gottes-gebärerin, und des H. Vaters Bernard.

Den 12. April seind zu Thennenbach zwo erste heil. Messen gehalten worden, vom P. Alberici, und Benedicti N.N.

Den 26. April haben zu Wunnenthal die 3 Novizen, M. Beatrix, M. Charitas und M. Cäcilia Profession gethan.

Im Monat Junio ist die Müli in Kiechlinsperger Hoff wider ganz neu aufgericht worden.

Den 18. Junij hab ich das Fieber bekommen. – Den 25. Junij ist unser Landesfürst zu Insbruck gestorben. – Den 10. Julij bin ich mit dem Gnd. Herren nach Fridenweiler verreist, hab helfen Novizen einkleiden a. 1665.

Anno 1666.

Im Monat April hat der Gnd. Herr zu Thennenbach den Schutterischen Hof auf dem Weblinsperg durch ein Tausch ans Gottshaus Thennenbach gebracht.

Item hat er die Orgel zu Thennenbach wider neu in das alte Corpus machen lassen, so etlich hundert Gulden gekostet.

Item hat er das Haus und die Scheüren zu Freyburg im Thennenbacher Hof widerumb bauen lassen.

Im Monat Februar hab ich den Acker oberhalb den Einfang Ackeren ausstocken lassen, und den 1. März zum erstenmal mit Waitzen ansäen lassen.

Den 23. Aug. ist Geörg Pfaff zu Wunnenthal für ein Lehenmayer in die Kirnhalden angenommen worden.

Den 16. Oct. haben P. Edmund und P. Nivard Droxler zu Thennenbach die Primitias celebriert.

Den 4. November hab ich das Stuck Räben (Kaisersperg genant) zu Rinzheimb an das Gottshaus Wunnenthal gebracht.

Anno 1667.

Den neuen Garten besät, welchen ich in Kenzingen mit großer Arbeit und Kosten im Thennenbacher Hof zugerichtet hab.

In disem Jhar ist zu Cisterz ein General – Capitel gehalten worden, worauf auch unser Prälat Nicolaus gezogen.

Den 28. Junij bin ich am Stechen der lincken Seite gar gfährlich kranck, aber (Gottlob) in wenigen Tagen wider gsund worden.

In disem Jhar hat das Gottshaus Thennenbach zimblich Unglück ausgestanden; dan under anderem ist ein ganzer Roßzug, nemblich 5 schöne Pferdt in der Elz versoffen 2. September, und hernach durch Verwahrlosung der Hechler die schön große Scheur und Stall zu Mundingen im Thennen-bacher Hof verbrennen den 18. November.

Den 18. Aug. ist ein Weib zu Kentzingen auf der Bruck vom Wetter zu todt geschlagen worden.

Den 22. September ist angefangen worden zu Wunnenthal ein neu Hünerhaus zu bauen.

Den 18. Juli hat der Prälat von S. Urban hie zu Wunnenthal, item zu Güntersthal, Fridenweiler, Thennenbach, Lichtenthal, Königsbruck und Neüenburg visitiert.

Anno 1668.

Den 21. April seind die zwey Prälaten der von Lücell und Thennenbach nacher Lichtenthal verreist zu visitieren; seind aber unverrichter Sach ab-gewisen worden.

In disem Jhar hat Wunnenthal den rothen Weinzehenten zu Amolteren wider erlangt, nachdem es ihn vil Jhar lang nit mehr gehabt; und hab mein best heftig darbey gethan.

Den 7. ist der unser lieben Frauen Altar in der Wunnenthaler Kirchen ganz neu repariert worden; hatt ohne die Kost (welche das Gottshaus dem Maler gegeben) über die 50 R. gekostet; ist durch mich und die Frau Anna Catharina Spiessin, Schultissin in Kenzingen (jedes das halbe Theil), bezahlt worden.

In disem 1668. Jhar ist das Gottshaus Lichtenthal wider unter die Thennenbacher Visitierung kommen, da es schon über die 50 Jhar darvon gewesen; dan es vom Abbt Schleher gewissermassen halber aufgegeben worden.

Den 30. Oct. des 1686. Jhars ist Hr. Prälat von Thennenbach nachher Baden abgereist, um der ersten Meß des Margrafen von Durlach bey-zuwohnen, welcher des regierenden Alten Bruoder, Abbt zu Fulden und Cardinal worden.

Den 15. Dezember ist die Abbtissin zu Güntersthal Frau M. Salome von Reinach gestorben, und Frau M. Agnes von Greit erwählt worden.

Anno 1669.

Den 6. Januar seind wider 3 Professen zu Thennenbach gemacht worden.

Den 22. May ist das Kirchlin in der Kirnhalden wider von neuem aufgericht worden.

Den 23. Juli bin ich mit Sack und Pack von Wunnenthal hinweg gen Freyburg gezogen, allda im Thennenbacher Hof (Anm. Jetzt Kuenzer´sche Cichorienfabrik. – Das Absteigequartier des Thennenbacher Abtes war in der Schiffgasse, nun Buchhändler Benjamin Herder gehörig.) Statthalter zu sein, und den Hof, welcher schon über die 33 Jhar öde gestanden, daselbsten wider zu reparieren, und anfangen zu bewohnen. Was ich für Beschwernussen in disem Wesen gelitten, und wie ungern mich die Wunnenthaler (deren ich schon in die 29 Jhar Beichtvatter gewesen) verlassen, köndt ich nit gnugsam beschreiben, sunder wills lieber mit Stillschweigen übergehn.

Nachdem ich mir daselbsten ein Accommodation gemacht, ein Haus-haltunglin angestellt, hab ich auch die Hofkapellen zurichten lassen, und ein Glöcklin von 70 Pfundt gießen, und hab also auch Meß darin gelesen.

In disem Jhar hab ich noch 3 mal die Wunnenthaler Closterfrauen extraordinarie zu Beicht gehört, also daß sie mich noch nit gar aufgeben wollten; ja auch so gar, als ich ein Jahr lang und 3 Wochen von ihnen hinweg gewesen, haben sie wider instendig beym Gnd. Hr. für mich angehalten, und haben mich auch wider erlangt.

Den 5. September hat der Prälat von Morimund zu Wunnenthal par force visitiert, und nichts guets angestellt.

Anno 1670.

Den 18. Feb. ist die Gnädige Frau Muetter und Abbtissin zu Wunnenthal M. Ursula in Gott seliglich entschlaffen, nachdem sie 34 Jhar ingroßer Trübsal, Armuet, Angst, Jammer und Noth regiert und billig einer Marterin zu vergleichen were. R. I. P. Den 25. Februar ist wohlehrw. Frau M. Helena Löfflerin Priorin zu Wunnenthal einhellig zur Äbtissin erwählt worden. – Den 9. Juni hab ich zu Thennenbach Rechnung über mein Verwaltung zu Freyburg gegeben. – Den 22. Juli ist Schwester Ursula gestorben.

Nachdem nun die Closterfrauen zu Wunnenthal für mich heftig beym Gnd. Herren auch durch andere Intercessoren angehalten, ist er den 5. August bey mir zu Freyburg ankommen, hat mirs vorgehalten und mein Willen erforscht, ob ich wider zu ihnen wöll oder nit. Da er mich dan guetwillig erfunden, daß ich nemblich gar gern aus diser gfährlichen weltlichen Fretterey were, sagt er: ey so packt dan eure Sachen zusamen, und ziehendt morgens früh auf Wunnenthal zu; sie begeren euer mit grosser Begird wider. Darauf packte ich zusamen, und gab mir der Prälat die Thennenbacher Fuohr. Ich nahm auf den Abendt Abschied von meinen besten Benachbarten, und zog morgens am Thor hinweg, und kam am 6. August mit aller großen Freuden zu Wunnenthal an. Es waren damalen erst vor 8 Tagen P. Hugo Quadsfasel von Thennenbach aus, vom Gnd. Herren dahin, Beichtvatter zu sein, deputiert; aber es hatten wenig ein Magen zu ihm, darumb mueste er mit grossem seinem Unwillen wider daselbsten hinweg.

Nit lang nach disem, da ich zu Wunnenthal wider ankommen, wurde ein Stuck Gelt an einer Vermächtnuß, der Gnd. Frauen zugebracht; da rathete ich gleich deroselbigen (weilen die Kirchen so gar baufällig were, etliche Tröm ganz faul, das Dach aller Orten einfallen wolte, also daß schier Niemandt mehr sicher darein dorfte), daß sie dis Gelt an die Kirch wenden solte. Als ich sie persuadiert und sie eingewilliget, und mir Alles übergeben, begab ich mich unverzogentlich nacher Ettenheim Münster, begehrte vom H. Prälaten Tannbäum zu Trömen und erlangte acht und etlich kleine Sparren; worauf das Kirchendach abgehebt, neue Trom eingezogen, und mit großem Kosten mit sambt der neuen Bühne aufgebaut worden.

Dieweilen aber die Geltmittel solches zu bezahlen nit vorhanden, seind vier, nemblich zwo Geweyte, und zwo Convers Schwesteren, ausgesandt worden, Gelt zu bettlen; die Geweyte waren Frau M. Bernarda Lenerin, damalen Priorin; M. Humbelina Weberin, damalen Custorin. Die Schwesteren waren die M. Lutgarda Droxlerin und M. Benigna Herrenbächin. Die zwo Geweyte gingen das Landt hinab der Pfaltz zu; die Schwesteren das Landt hinauf der Schweiz zu, und brachten beede Parteyen (nach Ausbleibung eines halben Jhares) bey 300 R., welches Gelt und noch Mehreres an die Kirchen (wie schon vorgesagt worden) hat müessen gewendt werden.

Nachdem nun die Kirch ist repariert worden, ist auch ein Sakristei (dan zuvor nie keins gewesen) und ein Thorhäuslin gebaut, und das Gsindthaus ganz neu repariert worden.

Anno 1671.

Den 20. September ist die Gnd. Frau Helena die Abbtissin von Wunnenthal vom Prälaten zu S. Urban, zum Stab benediciert worden; und wenig Tag zuvor auch die zu Güntersthal M. Agnes von Greit.

Im Monat October hab ich 3 Juch Acker (Glasacker genant) ausstocken lassen auf mein Bezahlung.

Den 30. November ist der Meyerhof zu Oberhausen wider ganz ans Gottshaus Wunnenthal abgelöst worden mit dritthalbhundert Gulden, welchen H. Andreas Philippus Conradus Burger erblich Lehenweis in Beseß gehabt.

Anno 1672.

Den 23. May hab ich der Schwester Barbel auf Befehl meines Hr. Prälaten, die Profession gegeben, und im Jhar zuvor ins Noviziat angelegt.

In disem Jhar bin ich zweymal schmerzlich und gefährlich am Stain kranck worden.

Anno 1673.

In disem Jhar hat sich ein gfährlicher und weitaussehender Krieg zwischen Franckreich und dem Römischen Reich angezunden, in deme der Franzos nit allein im Elsaß schier alle Stätt (sunderlich aber Colmar, Schlettstatt, Hagenau) gählings überrumplet, die Mauren und Thürn niederreißen, und mit Pulver zersprengen lassen, sunder auch gar ins Reich hinein mit grosser Macht gezogen, und Alles verhergt und verderbt hat; wie dan auch ebensolches in den vereinigten Niderlanden gethan, ohne alle Voranverkündigung des Kriegs.

Derohalben ist der Kaiser und alle Reichsfürsten verursacht worden, sich auch in Gegenwehr zu stellen, wie dan nun etliche grosse Blutvergießungen beederseits darauf erfolgten, von denen hernach ein Mehres wird gemeldet werden.

Eben diser Kriegsgfährlichkeiten halber ist vil Volck zu Roß und zu Fueß gen Freyburg gelegt worden; desgleichen auch gen Liechteneck, und ist in Kentzingen auch mit Fueßvolck besetzt worden.

Den 9. Januar ist der Prälat Bernardinus zu Lücell gestorben und ein anderer erwählt worden.

Umb dise Zeit hab ich wider zwey Juch Acker auf mein Bezahlung ausstocken lassen, der Endtenacker genant.

Den 14. May seind wider zwo Novizin angelegt worden, M. Helena und M. Ursula genant.

Anno 1674.

Den 20. May seind zu Wunnenthal die zwo Novizen, M. Helena und M. Ursula Mitzlerin zu Professen gemacht worden.

Den 5. Aug. hab ich einem Maler zu Freyburg die groß Altar Tafel verdingt zu malen, umb 40 Thaler oder 72 R. nemblich dem Mr. Jacob Langenegger.

Den 11. August seind die Franzosen in Niderlandt geschlagen worden von den Kaiserischen; und bald widerumb bey Heidelberg und dan abermalen bey Straßburg.

Den 4. October seind Kriegsgfährligkeit halber drey Convent Frauen, als M. Scholastica Duotin, M. Juliana Schumacherin, und M. Francisca Pfeifferin ins Schweizerlandt (auf ihr ernstlich Begehren hin) ins Exil dimittiert worden.

Den 5. October ist die groß Altar Tafel ausgemacht und aufgericht worden, Alles auf mein Kosten und Bezahlung und hab auch den Fürhang darzu kauft, nemblich 64 Ellen blau Cadis per 16 R., ist mich über die 100 R. kommen. Es haben Etliche mir versprochen beyzutragen, seind aber noch Alle ausbliben.

Den 26. November ist Schwester M. Benedicta Rauin von Winnethal Professin worden.

Gegen Endt des abgesetzten Monats November seind die Kaiserlichen Völcker diser Orten ankommen in die Winter Quatier, und haben Breysach bloquiert.

Den 9. Januar a. 1675 ist Breysach von den Franzosen widerumb entsetzt, und der Churfürst von Brandenburg turpiter abgezogen, und alle Kaiserlichen und Reichsvölcker aus dem ganzen Elsaß wider gewichen, und ins Breysgau und Schwaben in die Winter Quatier gezogen, Alles ausgefressen und ein unerschätzlich Gelt ausgepreßt. Wie dan auch nit weniger die Breysacher nit nur ein Unsumme Gelt, sunder auch Heü, Strau, Haber, durch Feur und Schwert heraus erzwungen.

Den 30. Jan. haben sie zu Riegel 15 Häuser und Scheüren verbrennt; den 1. Febr. Dachstein mit guldinen Kuglen bestochen und eingenommen; der das Gelt empfangen, hat sich selbst erschossen. – Den 11. Febr. haben die Breysachischen Mordbrenner den Wunnenthalischen Meyerhof zu Oberhausen mit noch anderen 35 Firsten erbärmblich abgebrent, Gott behüet vor weiterem.

Den 16. Febr. ist die Frau Abbtissin mit noch 4 anderen aus dem Closter in Simonswald geflohen; seind allein noch 3 geweyte und 3 Laienschwesteren mit dem Gsindt und allem Vihe im Closter verbliben.

Den anderen Monat hab ich sie wider heimb ins Closter abholen lassen, weilen es vil Unkösten verursacht mit Soldaten Convoyen und anderem mehr.

Den 10. Merzen haben die Breysachischen Franzosen die Statt Neuenburg auf den Boden verbrent und geschleifft; auch die Stauffen sambt dem ganzen Ländlin in die Contribution bezwungen.

Den 21. Merzen haben die Kentzinger Herren einen aus ihrem Rhat ins Closter Wunnenthal geschickt, mit dem Befehl, man soll ein Viertel Haberen hergeben zu Behilf der Haber Contribution gen Breysach, zu Abwendung der Brunst, dieweilen das Gottshaus auch noch ein Scheüren darin stehen habe; ist aber rund abgeschlagen worden.

Den 22. Merzen ist von Breysach mündtlicher Bescheid eingebracht worden, daß das Gottshaus Wunnenthal zweyhundert Thaler für Brand-schatzung und Contribution geben müesse, darumb man dan den Schaffner hinaufschicken solle; welcher aber untauglich war. Darauf die Priorin M. Bernarda Lenerin, und M. Humbelina Weberin, Portnerin und Kuchen-meisterin, hinaufgeschickt worden, die Unmöglichkeit vorzuwenden, wie sie dan nach 4tägigem Gfecht, mit schriftlicher und mündtlicher Supplicierung, endtlich Alles befreyt zu sein seind dimittiert worden.

Den 15. April ist der Französische General Vauban mit ungfer 6000 Man, und etlichen kleinen Stucken gen Kentzingen kommen, Morgens früe unversehens, und ist für Liechteneck gezogen. Hats um 8 Uhr Vormittag angefangen zu beschießen und gewehrt bis an den anderen Tag in die Nacht. Hat vil Tausent Schüß darein gethan, dieweilen aber die dareingelegene Kaiser. Besatzung (42 Man) an Munition fast auskommen, und kein Entsatzung zu hoffen gehabt, haben sie sich ergeben und seind gfänglich gen Breysach gefüehrt worden; und ist den Tag darnach das Schloß mit Stroh angefüllt angezunden, mit sambt vil Früchten und Wein verbrent worden. In was für Gfahren das Gottshaus Wunnenthal und das anwesendte Convent (deren 7 geweyte und 4 Conversin und ich der Beichtvatter;) gestanden, ist nit wohl zu beschreiben; dan dieweilen kein Mensch umb solchen Marsch oder Ankunft nichts gewußt, ist auch alles Vihe und alle Mobilien und Hausrath den Räuberen in die Hendt kommen; 6 Pferdt hinweg gefüehrt, und die Abbtey ausgeplindert; etlichs an Silber- und Zinngeschürr, und vil Leinwat hinweggenommen; und wan nit zeitlich ein Salvaguardi (war ein Creutz Reiter), ankommen were, were alles drunder und drüber gangen. Disen haben die Closterfrauen selber aus Kentzingen abgeholt.

Demnach den ein Französischer Salvaguardi vorhanden, der aber kein teutsch Wort reden kondt, und wan nit ich für die Noth noch etwas Französisch gekönt hette, dörfte er wol nit so gar vil genutzt haben. Disem Salvaguardi muesten jeden Tag 4 Reichsthaler gegeben werden, Essen und Trincken genueg, den auch vil Cameraden besuchteten, mit nit wenig des Gottshaus Unkosten. Wein, Brod, Hüener ließen underschidliche Officierer ins Lager aus dem Closter abholen, also daß wan es noch etlich wenig Täg gewehrt hette, wir gar in Allem also entblöst weren worden, daß das Convent gar verschickt hette werden müessen. Es ist zwar Niemandt im Closter an Ehren beleidiget worden; und seind sogar zwo junge Closterfrauen so beherzt gewesen, daß sie mit eines Officiers Diener in völlig Läger, vor das Schloß auf den Berg gegangen, die gestolene Roß gesucht, gefunden, mit Hilf eines Officiers fünf erhalten, und glücklich heimbgebracht. Diser Closterfrauen Namen hießen: M. Humbelina Weberin, ietzmalige Portnerin und Kuchen-meisterin, meiner Schwester Dochter, und M. Charitas Stainerin Custorin.

Die andern zwey Pferdt, die noch nit bekommen waren, hat mein Jung mit Hilf des Salvaguardi beym Durchzug der Reiter auch noch erdappt, und haben also wider (Gottlob) alle bekommen. Um Rindvihe ist auch wider alles erhalten worden, aber an gestolenen Mobilien nichts mehr, darunter auch der Frau Abbtissin ein neue Chorkutten, ein silberner Löffel, und mir ein silberner grosser und kleiner gewesen.

Das Dorf Hecklingen haben sie rain ausgeplündert, in der Kirchen unchristlich gehandelt, das Sacrarium aufgebrochen, zwen consecrierte Particul auf den Boden hinweg geworfen, das Ciborium hinweg genommen; das miraculose Frauenbild aller Kleider beraubt; desgleichen die Altär und Custorey, die schöne Meßgewänder hinweggenommen, die alte zerrissen, desgleichen auch mit den Fahnen geschehen; der Herr Pfarrer zweymal bis aufs Hembd ausgezogen, und all sein Gelt bekommen. Zu Kentzingen ist es auch gar übel hergangen; und hat sollen gar verbrent werden, ist aber noch erbeten worden.

Den 21. April ist abermalen ein groß Geschrey erschollen, daß Kentzingen soll verbrennt werden, wan sie nit in der Eyl alle restierendte Contribution einlifern. Dieweilen wir dan widerumb in grosser Sorg stuenden, abermalen geplündert zu werden, schickten wir die Frau Humbelina und ein Conversschwester hinauf, ein Salvaguardibrief zu erwerben, welchen sie dan auch erlangt von dem General von Vauban.

Den 25. ejusdem ist die Gnd. Frau am Hauptweh schweerlich kranck worden. – Den 28. ejusdem seind wir auch von den Freyburgeren mit der Execution bedroht worden, wo wir nit also bald so und so vil Contribution erlegen werden, wurden aber an 70 R. nur 6 Thaler erlegt.

Den 17. May war der Teüfel schier gar ab den Ketten; dan sowohl der Statt Kentzingen, als dem Gottshaus Wunnenthal abermalen gedreüt worden, daß sie innerhalb 24 Stunden sollen verbrent werden. Kentzingen darumb, dieweilen sie unlengst versprochen haben, daß sie alle Wochen 3 Man auf Kundschaft ausschicken wöllen, wohin die Kaiserischen ihren Marsch nemmen wöllen, oder wircklich hinnemmen, und solches gen Breysach berichten, solches aber nit gethan haben; darumb sollen sie, als falsche treulose Leut bestraft werden. Wunnenthal aber dieweilen es sein Contribution der 200 Thaleren nit lifere.

Wie sich nun die Statt Kentzingen verantwortet, ist mir seithero noch nit kundtbar worden, jedoch ist ihnen nichts geschehen. Wunnenthal belangendt seind wider zwo Closterfrauen M. Humbelina und M. Charitas in der Eyl hinaufgeschickt worden, und nachdem man die 200 Thaler mit allem Ernst von ihnen hat haben wöllen, sie aber sich so kläglich der Unmüglichkeit halber gestellt haben, ist es ihnen für ein und allemal gänzlich geschenkt und nachgelassen worden: actum 20. May.

Umb diese Zeit ist die Kaiserische Armee umb Straßburg aus dem Schwabenlandt ankommen. – Den 3. Junij ist die Frau Abbtissin mit etlichen Closterfrauen gen Freyburg gewichen. – Den 6. Junij war abermalen großer Lärmen in allen Orten, dieweilen die Franzosen mit vil Schiffen, etlich hundert starck, mit 2 Stucken gen Wittenweyer von Breysach den Rhein hinabgefahren, und daselbsten ein Schiffbrucken geschlagen, welches dem Ländlin aller Orten große Verherung verursacht. Dises hette, wie die gmein Red gangen, leichtlich verhindert werden können, wan nit dieser Seits tiefer Schlaf were gewesen; die Bruck ist hernach bis gen Altenen verruckt worden. Von obgesetzten Dato an, bis in die 14 Tag lang ist sowohl von Wunnenthal, als in allen Orten herumb, alles an Wein, Früchten, Hausrath und anderen Mobilien gen Freyburg mit unseglichem, sowohl Unkösten als Schaden geflehnt worden.

Auch ist in wehrendter diser Zeit der französische General Turrenne, und Generalleutenant Vauban mit der ganzen Armee von (wie insgemein ausgestreut worden) 36 Tausent Man starck, über die Schiffbruck aus dem Elsaß ins Breysgau marschiert; seind aber bald von General Montecuculi (welcher etwan drey Wochen zuvor aus dem Schwabenlandt, mit der Kaiserischen Armee umb Straßburg herumb ankommen, so auch über die 30000 starck war) eingeschlossen worden, daß sie nit weit ausfliegen kondten.

Den 19. Junij ist Ettenheim und bald hernach auch Ettenheim Münster ausgeplündert worden von den Kaiserischen. – Den 24. Junij bin ich auf Befehl meines Gnd. Hr. auch aus Wunnenthal gewichen, und hab mich zu Friedenweiler 5 Wochen lang aufgehalten, allwo mir vil Guets geschehen.

Umb dise Zeit, nemblich im Juli, haben die Breysacher abermalen grausame Mordbrennerey verübt, von welchem einstmals die Freyburger Schnaphanen ein Rädelsführer erdapt, gen Freyburg gfänglich eingebracht, der auch gleich lebendig verbrent worden. – In obgemeldtem unglückseligen Monat Juli ist auch das Gottshaus Thennenbach von den Kaiserischen rain ausgeplindert worden, und hat nach Aussag des Hochw. Hr. Prälaten in kurzer Zeit über die 5000 Thaler Schaden gelitten. – Vom 24. Juli an bis den 4. August seind die Franzosen, von den Kaiserischen an underschidlichen Orten angegriffen, geschlagen und zersprengt worden.

Den 27. ejusdem ist H. General Turrenne mit einer 13pfündigen Stuckkuglen, ohnweit dem Dorf Saspach und Offenburg gelegen, erschossen worden, daß ihm die Därm zum Bauch herausgehangen. Desgleichen ist auch dem Generalleutenant Vauban neben noch vilen anderen Generals und Fürstlichen Persohnen todt geblieben, und wie die gmein Aussag dieser Zeit gewesen, bey 7000 gmeiner Soldaten; auf kaiserischer Seiten aber nit über 600, und gar weniger Officierer gebliben. Nach solchem Streich seind sie wider über die Schiffbrucken ins Elsaß, und die Kaiserischen auch über die Straßburger Bruck geruckt, und haben sich die Franzosen gegen Schlettstadt und Benfelden retiriert und verschanzt, die Kaiserischen aber seind für Hagenau geruckt.

Indeme aber bald hernach der Prinz de Condé aus dem Niderland durch Franckreich mit etlichen Völckeren ins Elsaß ankommen, den Überrest der ruinierten Armee zu commandieren, machte er gleich heimlich Verständnuß mit den Herren von Straßburg, und marschierte von Schlettstatt mit der Armee dahin. Sobald es aber die Kaiserischen erfahren, verließen sie Hagenau, zogen in größter Eyl auf Straßburg zu, und traffen den Feind unfern von der Statt an, jagten durch alle Gärten auf ihn dar, erschlugen ihm in der Gschwinde widerumb etliche hundert, und zwangen ihn, daß er sich wider bis gen Schlettstatt retirieren mueste: allwo er sich in der Eyl also vortelhaftig verschanzt, daß ihm ohne grossen Verlust nit beyzukommen war; darumb der General Montecuculi sich wider zuruck gegen Elsaß gezogen, den Feind etwan wider aus seim Vortell zu locken, welches er aber verstehn wöllen.

(Der Vorgang ungenau und unrichtig erzählt.)

Underdessen, weil die zwen Armeen im Elsaß gehörter Massen agierten, war die Statt Trier von der Reichsarmee belägert und starck gedruckt; solche zu entsetzen, kam der General Crequi mit 10000 der besten Völcker an; aber die Belägerer ließen von der Statt ab, zogen dem Feind entgegen, griffen ihn mit großem Muth an, under dem Commando des Kaiserischen Generals Marquis de Grana, und schlugen ihn aufs Haupt; also, daß der General Crequi nur selb fünf nach Trier entran; die Kaiserischen aber die Stuck, Munition, Bagage sambt gar viel Beuten und vornemmen Officierern gefangen bekamen: worauf sie die Belägerung gleich widerumb prosequierten und den 6. September mit Accord erobert; den General Crequi aber, neben etlich anderen hohen Officiereren gfänglich abführten, weilen sie wider den Accord gehandlet und noch vil Falschereyen verübt. Seind darauf auf Ehrenbreitstein, die Festung bey Coblenz, in die Gfangenschaft und dem Churfürsten von Trier eingehendigt worden.

Den 7. September seind zu Breysach elff französische Officierer in dem Wirtshaus zum Löwen durch Krafft vom Himmel herab mit sambt dem Haus in die Lufft gesprengt, und jämmerlich zu Grund gericht worden; wie man sagt, sollen sie Rath gehalten haben, im Breysgau wider zu brennen.

Den 18. October ist großer Lärmen gewesen, weilen die Breysacher Herboltzheimb und andere Ort mehr verbrennen wollten, seind aber von den Freyburger Schnaphanen verhinderet worden, welche den fürnembsten Schiffman Scheidi erschossen und seine Knecht verletzt und etliche gefangene Franzosen eingebracht, und haben auch zumalen ein Landspion von Breysach gfangen bekommen.

Umb diese Zeit ist nichts Denckwürdigs mehr verloffen, als daß die Kaiserische Lauterburg befestiget, und ein Schiffbrucken daselbsten über den Rhein gemacht haben; welche ihnen hernach zu einem gar grossen Vortell dienen würde.

Im Uebrigen seind die Völcker allenthalben in die Winterquatier gezogen, und ist dem Breysach offener Paß gelassen worden, das ganze Landt in starcke Contribution zu setzen, und aller Orten zu sengen und brennen, Maßen dan über die 30 österreichische Dörfer verbrent worden, und allein die Margräfer verschont gebliben; welche auch dem Feind allenthalben Vorschub gethan mit Verrathen und Wegweisen.

Anno 1676.

Umb dise Zeit ist dem Gottshaus Thennenbach 400 Thaler zu Contribuieren auferlegt worden (nemblich gen Breysach) bey Androhung des Brennens; desgleichen dem Gottshaus Güntersthal.

Die Franzosen haben gebrent bis ein Stundt an Freyburg, nit ohne Argwohn einer heimblichen Correspondenz und Verrätherey in Freyburg; gleichwohl haben sie gleich darnach von des Graf Maxelischen von Fürstenberg Reiterey ein gueten Streich (nemblich über die 40 Reiter) verloren, actum 1. Jan.

Den 23. Februar seind die Franzosen von Breysach aus mit etlich Tausent und etlichen Stucklin und Munition gezogen, und seind bey Waldkirch in der Nacht ankommen, in Meinung das Stättlin zu überrumplen, zu plinderen und zu verbrennen. Dieweilen sie aber zeitlich verkundschafftet worden, seind sie in der Nacht von etlich hundert Freyburgerischen, und der Kaiserischen Armee Völckeren überfallen worden, und vil hundert (etlich sagten 1000) nidergemacht und gefangen worden. Unter den Gefangenen war auch ein Monsieur de Monclair, Generalgouverneur über ganz Elsaß, Breysach und Philippsburg, und dan auch der Oberst de la Broche, der GeneralBrenner im ganzen Landt, und noch vil Officierer, deren gar vile im Dorff Buchholz (nahe Waldkirch) verbrent seind worden; ja einer sogar des Königs in Franckreich naher Vetter.

Gegen Endt des Aprils haben die Kaiserischen ein Anfang gemacht mit Belägerung Philippsburgs.

Den 21. May seindt zu Straßburg und anderen Orten drey Sonnen am Himmel gesehen worden. Umb diese Zeit ist P. Hugo Quadsfasel zum Beichtvatter zu Güntersthal gesetzt worden, nachdem der Polack daselbsten gestorben.

Den 6. Juni haben die Franzosen abermalen ein Streich empfangen bey Lautenburg. – Den 7. haben die Breysacher den Hecklingeren ihr Vihe weggenommen.

Umb dise Zeit hab ich die weiß und roth Ruhr bekommen; hat fast ein viertel Jhar gewehrt: und darvor und darnach das Stainweh. – Damals haben die Franzosen Philippsburg entsetzen wollen, aber vergebens, dan sie haben beynahe alle Schiff verloren und über die 2000 Man.

Den 24. August ist Lärmen von wegen der Kaiserischen gewesen, als welche auch in vilen Orten herumb plinderten.

Den 29. ejusdem haben die Franzosen zwischen Sponeck und Yechtingen in der Stille ein Schiffbruck über den Rhein geschlagen und gleich darauf ganz feindlich angefangen mit Rauben und Plinderen grausam Schaden zu thuen. Worauf die Gnd. Frau und ich in der Eyl von Wunnenthal hinweg nacher Freyburg geflohen, und ist gleich den anderen und dritten Tag hernach das Plinderen und Rauben auch in Wunnenthal angangen, und hat bey Wochen lange gewehrt, und seind auch sieben Closterfrauen under ihre Händt kommen, denen zwar Gfar und Angst halber übel ergangen, jedoch seind sie unberüert ihrer Ehren alle durch Salvaguardien wider von ihnen entlediget worden; und seind hin und wider accommodiert worden, so guet möglich gewesen.

Under disem aber seind wir um alle Khüe, alles Gflügel, Wein, Früchten, Wägen, Kärren, Gschürr, Pfluog, Better, Fenster und Ofen kommen; die Kisten und Kästen, Bettladen zertrümmert und zerschlagen; die schöne neu Altartafel, welche erst vor anderthalb Jahren auf dem hohen Altar ist aufgericht worden, und über die 120 R. gekostet, sambt dem blauen Umbhang, welcher auch 24 R. gekostet, hinweggenommen.

Und hab ich selbsten für mein Person an Kleideren, Büecheren und anderen lieben Sachen über die 100 R. Werth verloren.

Den 17. September haben die Franzosen in und umb Emmendingen ein starcken Streich von dem General Schultzen bekommen, sunderlich von den Grabatten (Kroaten). – Den 15. seind die Franzosen per Accord aus Philippsburg abgezogen. – Den 20. ist Freüd geschossen worden zu Freyburg.

Nachdem nun die Franzosen wider von Kentzingen hinweg und die Schiffbruck abgethan, seind Priorin und Schwester Benigna wider hinab gen Wunnenthal und haben den erbärmlichen Standt des Closters gefunden, wie oben gemeldet.

Gegen Anfang September dises Jhars ist der Prälat Nicolaus Göldin in Commission gen Wettingen gefordert worden; und ist selbiger Abbt übel Hausens halber abgesetzt, und unser Abbt Nicolaus einhellig daselbsten zu ihrem Abbt erwöhlt worden.

Umb dise Zeit ist in Thennenbach abermalen geplindert worden; bey diser Plinderung seind bey 80 Wegen mit Heu, und die Bibliothek schier ganz hinweggeraubt worden von den Kaiserischen. – Den 4. October ist die Schwester Barbel Schmidin zu Ollsperg gestorben. R. I. P.

Den 6. October ist der Loteringer mit der ganzen Kaiserlichen und Reichsarmee bey Freyburg ankommen, und hernach gegen Basel aufge-brochen, und den 15. November daselbsten ankommen (nachdem auch die OberMargrafschaft, und am Schwarzwald auch ein Theil rain ausgeplindert worden) und ist ins Winter – Quatier ins Schwabenlandt und Wirtemberg marschiert.

Den 28. November ist im Thennenbacher Hof zu Freyburg Brueder Joseph gestorben, und bey den Oberrüeteren im Creützgang begraben worden.

Den 9. November ist der Gnd. Herr von Wettingen herab gen Freyburg kommen und hat den R. P. Prior Placidus Wilhemi zum Administrator über Thennenbach und alle Appertinentien gesetzt; und obwohlen gemeldter Herr Prälat guetwillig gewesen die Prälatur zu resignieren, so haben wir damalen gegenwertige (als R. P. Prior, wie hervor benambset, und ich F. Joh. Conrad Burger, unwürdiger Senior, P. Benedict Widerkehr, P. Hugo Quadsfadel, P. Robert Landman) ihn doch demüetig ersucht und erbeten, daß er noch weiter bis zu besserer, fridsamerer Zeit unser Haupt und Vatter solle und wolle verbleiben; welches wir dan auch erhalten.

Anno 1677.

Den 3. Januar seind Schwester M. Ursula Mützlerin und Schwester M. Benigna Herrnbächin nacher Liechtenthal ins Exil abgeschickt worden, dieweilen sie diser Orten nit erhalten kondten werden. Es ist aber die M. Ursula kranck worden, daß sie hinderhalten worden; sie hat die hitzig Kranckheit bekommen, und ist den 20. Febr. daran wohl versehen seeliglich ab diser Welt verschieden. R. I. P.

Den 23. Januar ist der Polack, Beichtvatter zu Friedenweiler gestorben. R. I. P. – Den 2. Februar ist der Prälat und Vicarius Generalis zu Lücell gestorben (nachdem der daselbsten gewesene Abbt abgesetzt worden), nemblich Edmundus Schneider, und gleichsam gählings.

Den 17. Februar ist das Leben unsers allerheiligsten Vatters Bernhard teutsch ins Druck verfertigt worden; ist von mir aus allerhand Lateinischen Autoren zusammengezogen und mit Lizenz der Superioren durch mein Verlag getruckt worden mit 600 Exemplaren.

Den 18. Juny seind die Reichsvölcker under dem Hertzogen Sax Eisenach in der Nacht über die Straßburger Bruck ins Elsaß marschiert, ungfer 15.000 starck.

Den 26. Juny bin ich von Freyburg ins Schweizerlandt verreyst, und hab alle verstreite und vertribene Wunnenthalische Closterfrauen als meine geistliche Kinder heimbgesuecht; hab 30 Meilen Wegs in drei Wochen verrichtet, hat mich über 24 R. gekostet.

Den 20. July ist von den Kaiserischen zu groß Hiningen bey Basel ein Schiffbruck über den Rhein verfertiget worden; und über wenig Tag wider mit Spott und unsäglichem Schäden von dem Sax Ysenach den Franzosen überlassen worden. Non sine magma suspicione venditiones proditoriae.

Auf solches hin haben sich die Kaiserischen das Land hinab gegen Straßburg auf die Flucht begeben, die Franzosen aber haben in der Eyl ein Schiffbruck über den Rhein geschlagen bey Wittenweyer, und haben dem Ysenach nachgesetzt, und ihn bis in die Rheinschantz gejagt, ihme vil Pack und Munition Wägen abgeiagt, und über die tausent Man erlegt, welcher hernach über die Straßburger Bruck gezogen, und zum Lotheringer gestoßen; und haben die Kaiserischen von diser Zeit und den ganzen Sommer nirgent einigen Nutzen, sunder nur unbeschreiblichen Schaden, mit Plinderen, Rauben, Sengen und Brennen, theils in Feindts, und theils in Freündtslandt gethan. Dises haben auch die Franzosen im Breysgau gemacht.

Den 30. September haben wir Wunnenthaler eingepackt mit etlichen Kirchensachen von Freyburg hinweg gen Friedenweiler zu fliehen, dieweilen ein groß Geschrey im ganzen Landt war, daß die Franzosen für Freyburg ziehen wöllen, wohin ich, der Beichtvatter nur allein kommen in der Meinung, mich daselbsten bis zum Früeling aufzuhalten, wie ich dan schon schriftliche Licenz vom Gnd. Herren von Wettingen aus gehabt.

Dieweilen aber die Abbtissin von Wunnenthal dermaßen heftig gejammert, und mir mit gar beweglichen Briefen zugeschriben, und andere mehr fürnembe Leüt instendig zugesprochen, daß, dieweilen ich so vil Jhar, nemblich über die 37 Jhar bey ihnen gewesen, sie jetzundt in ihrer höchsten Noth nit erst verlassen soll; worauf ich den 24. Oct. eylendts wider zu ihnen hinab mich begeben, mit großem ihrem Trost, aber allerseits mit schlechter Freüd.

Dan den 7. November zog der Franzos mit ganzer Heersmacht (als über die 30000 Man) in der Stille für Freyburg, und belägerte die Statt grings herumb, daß gleich kein Mensch mehr heraus oder fliehen kondt. Gleich von anfangs kamen die Vortruppen unversehens in das Closter Güntersthal; da war die Abbtissin gleich die erste welche sie erdapten; aber sie entkam ihnen wider und flohe ins Schweizerlandt.

Darauf gieng bald das Donneren und Blitzen mit vilen ganzen und halben Kartaunen an, und wehrte Schier unaufhörlich etlich Tag und Nacht, bis endlich ein große Bresch geschossen, und die Statt aufgefordert worden: wan sie sich nit gschwind ergeben, wöllen sie Alles niderhauen, und Kinder im Mutterleib nit verschonen.

Es war ein Gezänck zwischen der Statt und den Soldaten: der Commandant und die Herren der Statt wollten rund weg accordieren; der Biswurm aber und vil Andere wolten fechten bis auf den letzten Man, darumb sich der Feind zum Stürmen gericht und die in der Statt zur Gegenwehr.

Indem nun der Ernst angehen wolte, begab es sich (nit ohne großen Argwohn eines heimblichen Verständts mit dem Feindt), daß etliche Cannische Reiter mit bloßem Dägen gählings im Anfang des Sturmbs zuruck in die StattGassen kerten, und mit grausamen Geschrey brieleten: flih, flih, wer flihen kann, der Feind ist in der Statt und hauet alle Menschen nider; welches dan ein solchen grausamen Schrecken gemacht, daß alle Menschen aus den Häuseren und Gassen dem Schwabenthor zu eylten, sich umb den Berg des Schlosses etwas zu salvieren, aber ach! Wer wolt das grausame Ellendt gnuegsam beschreiben können? Die Reiter jagten die fliehendte und schreyende Leut von hinden an mit bloßen Dägen, dem Schwabenthor zu, und andere von vornen her, und triben sie wider zuruck in die Statt hinein, also daß under dem Thorgwölb ein solch Gedreng war, daß vil Leut, Weiber und Männer, Kinder, Meidlin und Büeblin, theils vertruckt, theils von den Rossen under die Füeß in dem Kot todt liegen bliben.

In dis grausam Ellendt bin auch ich Ellendter folgendter Massen geraten: da der allgemeine Auslauf aus allen Gassen und Häusern gegen dem Schwabenthor geschehen, wurde auch die Frau Abbtissin in ihrem hohen Alter gezwungen zu laufen, und weil die guet alte Gnd. Frau nichts anderst wußte, was ihr zum liebsten were zu erhalten, als ihre gwöhnlich tägliche Bettbüecher, namb sie eylig etlich derselben in ihr Fürtuch unwissendt vor Schrecken, was sie thäte, und lief die Gassen hinaus. Kaum aber kamb sie 20 Schritt, ward sie ermüedet und müeste mit sambt den Büecheren niderfallen, wan nit eben ein halb thöricht Meidlein ihr zu Hilf kommen were, ihre Büecher abgenommen, selbst getragen, und sie bis in Grünewalds Klösterlin gefüehrt hette.

Ich aber war damalen mit dem Stainweh, welches bey zwen Tag lang zuvor gehabt, ganz erschwecht, kondt kaumb gehen, geschweige laufen, lief doch so guet ich kondt, so lang ich die Frau Abtissin vor Augen sehen kondt. Dieweil ich sie aber gleich verloren, vermeinte ich, sie were under das groß Gedreng, welches dem Thor zu eylte, gerathen, eylte ihr nach so starck ich kondt, mit ihr oder für sie zu sterben, wan es vonnöten were.

Da ich nun in das groß Gedreng gerathen, welches von Reiteren mit bloßen Schwertern in den Henden getrengt wurde, kam ich endtlich in Mitten under das Thor, allwo schon vil Leüt vertruckt todt lagen, wie ich dan selbsten auf einem todten Man und Weib gestanden, und nun an dem ware, daß ich auch nidergetreten wurde, dan mir allbereit ein Roß auf den Mantel getreten und under sich gezogen, daß ich kein Tritten mehr gehen kondt. Ich kondte also schon under die Todten gerechnet werden, wan Gott den Seinigen nit in der höchsten Noth zu Hilf käme. Daß mir aber sein wunderbarliche Hilf geschickt worden, wer ich ein treuloser unerkendtlicher, undanckbarer Mensch, wann ich ihm sein Glori und Barmherzigkeit verschwige, welches dan auf solche Weis geschehen.

In einem Augenblick ward ich von einem unbekandten Man mit dem Arm umfangen und mit sambt dem Mantel zwischen den Rossen mit Gwalt ein Schritt weit herausgerissen, der Mantel zwar, weil ein Roß mit eim Fueß darauf gestanden, wurd durch das starck Reißen schier den halben Theil zertrent; der Man sahe einem Soldaten gleich, hatte aber weder Üeber- noch Under- Gwehr. Er schleiffte mich halber under dem Arm bis fürs Thor hinaus, machte ihm selbsten mit dem Ellenbogen Raum und sagt: Macht disem alten Vatter Platz. Da wir nun aus dem Gedreng errettet, und ich halber todt dastuendt, und vor Schwachheit nit mehr weiters gehen kondt, sagte er, schweig, schweig mein Vatter, ich will dich nit verlassen. Namb mich wider bey dem Arm, füehrt mich als gmächlich gegen dem Schloßberg, welcher schon mit vil Tausent Menschen, Männeren, Weiberen, Kinderen, großen Herren und Weiberen, kein Standt ausgenommen, geistlich und weltlich Regierungsherren, Canzler, Doctores, München, Priester, Frauenzimmer, Burger, Bauren, Mägt, Knecht, Ausländische und Einländische sicherheitshalber, wie sich Jeder selbsten eingebildet, dick angefüllt gewesen. Weilen ich aber je länger je mehr schwecher worden, undt vor Zitteren nit mehr gehen kondt, füehrte er mich zu einem Schutzloch, und setzt mich ein wenig nider, und hielt mein Kopf an sein Brust, oftermalen die Wort widerholendt: Mein alter Vatter, ich will dich nie verlassen, sey nur wohl getröst. Mein Herz redte under disem ohne Underlaß also: das ist kein Mensch, das ist mein Schutzengel; kondt auch endtlich nit mehr mich inhalten, sunder sagte lateinisch: Tu es Angelus meus Custos, Deus te misit ad me; worauf er: et ego te non derelinquam, Pater mi. Ich stuend wider von selbigen Ort auf, und wolt höher an den Berg hinauf. Er füehrte mich wider wie zuvor; und weilen es ganz gähe und schlipferig war, kondt ich kein Fueß setzen. Darumb trueg er mich wider halber, und stieß mit dem Arm die Leüt allerorten beiseits, und sagte mit rauen Worten, macht disem alten Vatter Platz; und dis also, bis er mich endtlich bis an den Felsen brachte, allwo er ein artlichen Sitz antraf, und setzte mich drauf. Er auch selber setzte sich neben mich, namb mein Haupt an sein Brust; dis wehrte also lenger als ein Stund in großer Sonnenhitz; alle Menschen luegten auf disen Man. Endtlich fragt ihn ein Soldat, ob er auch ein Soldat were? Er sagt ja; der andere fragt wider, ob er blessirt oder verwundt sey? Er antwort wider ja; reist darauf den Busen auf, und zeigt ein Kugel oberhalb der Brust zwischen zwey Rippen halber heraus blicken, und zeigt noch zwey Ort am Arm, entblößete ihn aber nit; die Wahrheit aber zu melden, gedunckte mich das auf der Brust gar kein Kugel zu sein, sunder scheinte mir in meinen Augen wie ein Silberschaum, so war auch nirgent nichts an ihm verbunden. Es scheinte auch nirgent kein Bluet; auf dem vermeinten verwundten Arm trug er allzeit mein schweren langen Mantel, gehebte sich niemalen einigen Schmerzens halber.

Damit ich aber disem Verlauf ein Endt mache, wurd mir anfangen die Zeit gar zu lang und zu hitzig, und lag mir die Frau Abbtissin dermassen an, zu wissen, wie ihr ergangen möchte sein, daß mir nimmer müglich mehr gewesen, lenger zu bleiben. Eben gleich darauf kam Bottschaft, der Feind wer noch nit in der Statt, sunder hab drei Stundt lang Stillstandt begert, die Todten aus dem Weg zue schleiffen, welches dem Kriegsgebrauch nach geschehen. Da liefen die Leut wider alle den Berg hinab heimet zu. Mein Füehrer aber sagte, ob ich auch gehen wöll? sagte ich ja. Da hebte er mich auf, und trug mich halber, so schonlich als je ein Vatter sein krancken Sohn köndte füehren. Da wir also mit einander auf die Brucken kamen, warauf damalen kein Mensch als ich und mein Füehrer, gieng ich gegen dem kleinen Thörlin (dan das groß war zu). Und weil nur ein Mensch nach dem anderen gehen kann, tret ich mit eim Fueß aufs Brücklin, vermeinend, er, mein Füehrer werd mir noch folgen. Aber in einem Augenblick sah ich weder Staub noch Flo mehr, dan ich wolt mich gegen ihm bedancken, wolt ihm heißen mit mir heimbgehen, und neben einem Trunck ihm etwas verehren. Ich verstumte heftig; er hett nit zwey Schritt weit von mir können gekommen sein. Nach solchem Wunder gieng ich in gar großen Gedancken, die Frau Abbtissin zu suechen, weilen ich nit wußte, wo sie hinkommen, und wie ihr ergangen were. Fandt sie endtlich bey den Grünen – Wald Klosterfrauen in guetem Standt.

In vorgemeldtem Sturm waren auch der Prior Placidus Wilhelmi, P. Benedict N., Beichtvatter von Güntersthal, und P. Hugo N., wie es ihnen ergangen, weiß ich nit, wohl aber hab ich erfahren, daß sie den Thennenbacher Hof und die Statt Freyburg verlassen, und auf den Schwarzwald geflohen. Dardurch dem Gottshaus Thennenbach ein merklicher großer Schaden an Pferdten, Wein, Früchten, Zerschlagungen ec. geschehen. Auch ward mir von dem hinderblibenen Knecht angezeigt, daß die Bibliothek von vil hundert Bücheren von einer Cammer hinab in den großen Keller sey gethan worden, und weil der Mülibach abgeschlagen worden, schwimmen nun die Büecher im Wasser herumb; und weil der Keller hart verschlossen, kön man ihnen nit zu Hilf kommen. Wie groß nun diser Schad seye ist mir noch nit bewust.

Im Kloster Wunnenthal (obwohlen es schon bey vier Malen ganz rein ausgeplündert), ist es doch nie gar öd gelassen worden, daß nit etwan ein gweyte oder par Laien – Schwesteren und ein Knecht darin gebliben.

Den anderen December hab ich am Morgen in der Finstere ein gefährlichen Fall an die Bettladen gethan, daß ich schon bei acht Tagen nit mehr celebrieren können. – Den 3. December haben die Franzosen Kentzingen mit sechs Companien besetzen wöllen, dieweilen sie aber kein Lebensmittel gefunden, seind sie wider gewichen, und muest die Statt darfür 300 R. geben.

Hie zu Freyburg wird die ganz Neüenburg, die Vorstatt angefangen befestiget zu werden, die Häuser und Kirchen abgebrochen, die Gärten ruiniert und ein Hauptwesen gemacht werden.

Es ist ein solcher Jammer, der nit genuegsam zu beschreiben ist, neben auch noch des zimblichen Sterbens, welcher auch diser Tagen ein junge Wunnenthalische geweyte Klosterfrau M. Humbelina hinweg gerissen, nemblich den 28. Januar dises 1678 Jahrs, und ist bey den Augustineren im Creuzgang begraben.

Indeme nun das Ellendt sich gar nit wenden wollte, sunder sich je mehr und mehr vermehrte, verleydete mir die Statt Freyburg ganz und gar, also daß ich daselbsten keinswegs mehr verbleiben wolte; resolvierte mich deshalb, daß ich nechsten Tagen von dannen hinweg ziehen wolte in das Gottshaus Wunnenthal. Und weilen solches nit geschehen kondt ohne etwas Hausrath, welches mit einer Fuohr geschehen mueßte, entlehnte ich ein Roß und Knecht vom P. Prior im Thennenbacher Hof und eins von Kentzingen; den Wagen hatten wir noch.

Indem ich nun die Sachen allbereit so weit gebracht, daß es der Tag were anzuspannen, legten sich ein und andere geweyte und Convers – Schwesteren darwider und mißrieten es der Frau Abbtissin mit allem Ernst, dieweil noch kein Sicherheit im Kloster were, da doch schon bey einem halben Jhar her die Leüt daselbst herumb wohl und sicher wohnen haben können.

Dises verdroß mich dermaßen, daß ich heraussagte: ey in Gotts Namen, wan dem also, so suecht euch ein anderen Beichtvatter, und ich will mir umb ein andere Wohnung schauen, und nimmer bey euch bleiben, obwohlen ich schon bald 38 Jhar beygewohnt, und vil Ellendt in geistlichen und leiblichen Sachen ausgestanden, ja vil Leib- und Lebensgefahren, wie hin und wider vil in disem Chronikbüechlin zu lesen gefunden wird; also wan ich dem Kloster Wunnenthal alles zu Geld hette können machen, ichs niemalen underlassen hette, dessen meine iederzeit gewesene Oberkeiten genuegsame gezeugen gewesen seind.

Stuend also von ihnen auf, gieng in Thennenbacher Hof zum Prior, und resignierte ihme mein Beichterey frey in seine Hendt auf; welcher dan dessen wohl zuefriden. Gleich ist er mit mir wider zu ihnen gangen und zu ihnen gesagt, daß sie hiemit wissen sollen, daß weil sein P. Senior ihr Beichterey, welche er so vil Jhar bey ihnen loblich versehen, viler erheblicher Ursachen halber aus Henden gegeben, er hiemit sich verobligiert finde, ihne under sein Schutz und Schirme zu nemmen und zu erhalten. Dargegen ihnen kein anderen mehr wisse an die Handt zu geben. Sie hingegen antworten: Er wöll sie zwingen, die Abbtissin müest mit ihm aus der Statt Freyburg hinweg ins Kloster Wunnenthal ziehen, welches aber vil Leüt mißrathen, als ein Sach, welche noch nit sicher seye zu understehen. Ich aber sagte, weilen andere Leut daselbsten herumb nun ein ziembliche Zeit lang in gueter Sicherheit gewohnt, wie dan auch die Thennenbacher selbsten, würden auch sie sicher können sein, und villeicht mehr als zu Freyburg, da man alle Tag nit weist, wan es wider belägert, und die Leüt wider eingeschlossen werden. Dem aber sey es, wie es wolle; sie mögen seinetwegen bleiben, oder nit; er aber wöll zu Freyburg gar nit mehr bleiben, sunder wöll wieder in sein Muettercloster Thennenbach. Ich stuendt darauf von ihnen auf, und gieng in mein Cammer. Die Frau Abbtissin aber ließ den P. Prior bey der Priorin und gieng mir nach, und fiehl mit zusamengeschlagenen Henden auf ihre Kney nider, und bittet umb der Liebe Gottes willen, ich soll sie nit verlassen; sie wöll mit mir gen Wunnenthal, es gang ihr gleich wie Gott wöll. Ich soll die Sachen nur anstellen nach meinem Guetbeduncken, worauf ich mich widerumb begüetigen lassen, und in der Eyl alle Anstalt gemacht, daß ich den anderen Tag abmarschieren und den 28. Februar dis lauffendte Jahrs 1678 wider zu Wunnenthal glücklich mit Freüden eingezogen, und also wider ein Anfang gemacht, wie von mir anno 1641 auch gethan worden, wie hie vornen zu sehen ist.

Also wohnen wir wider in die drey Monat in gueter Rueh, Sicherheit und Stille in dem Kloster.

Es ist allhie auch nit zu verschweigen, wie daß den 3. Februar von dem Commandanten zu Freyburg Boufloy der Frau Abbtissin ein scharffer Befehl ins Haus ist geschickt worden, daß sie alsobald bey ihm erscheinen soll, zu vernemmen, was man ihr vorhalten werde. Da sie nun erschinen, legte er ihr ein Verzeichnuß für, wie vil sie in der Contribution von den Ständen durch ihr Repartition angelegt seye; und wan sie es nit inner wenig Tagen erlegen werde, werd sie unfehlbar exequiert werden.

Die Summa aber des Anbegerens aber war dise: Das Lobl. Gottshaus Wunnenthal solle vermög gemachter Repartition über die 50.000 Francken, und über 30.000 Rationen Fourage bezahlen: …… Francken und 241 Rationen. Die Frau Abbtissin wendt vor ihr gänzliche Unmügligkeit; der Commandant sagt hingegen, wan es ihr zu Breysach nachgelassen werde, sey er wohl zufriden; wo aber nit, müest er exequieren, darumb sie dahin gehen soll zum Intendanten. Sie gieng gleich fort (wie wohl alt und ganz schwach baufällig).

Sobald sie zum Intendanten kam und er ihr Fürbringen vernamb, gibt er Antwort und sagt, die Sach gang ihn nichts an; die Ständt oder der Prälatstand haben sie also angelegt; wan er ihrs abnemme, sey ers wohl zufriden. Diser sagt hingegen, er werds niemalen ihr abnemmen, und auf sich selbst nehmen. Wens ihr aber der König nachlasse, seye ers auch wohl zufriden. Wir schwigen auf dises still, und gaben nichts. Wie es weiter ablaufen wird, gibt die Zeit, under dessen seind wir doch unexquiriert mit Sack und Pack ins Kloster zu ziehen, aus der Statt Freyburg gelassen worden, welches dan den 28. Februar geschehen, anno 1678.

Den 26. April ist die Schwester M. Francisca Pfeifferin von Wettingen wider zu uns gen Wunnenthal aus dem Exil ankommen.

Den 13. May ist die M. Francisca mit drey Rossen gen Villingen geflohen, dieweil der Exequi mit der französischen Armee (wie die gmein Red gieng), 40.000 Man starck den 17. May auf die Breysgauische Seiten wider über den Rhein gangen, und sich bey Rimbsingen verschantzt.

Hingegen legte sich der Lothringer mit der Kaiserischen Armee in 35 Tausent starck, wie die Red gangen, bey Ruost am Rhein, und nach etlichen Tagen gen Kentzingen, nemblich den 2. Juny, und den 4. gen Riegel, und den 5. von Riegel gen Hochburg, und den 7. gen Buochen und Holzhausen mit einem Fligel, und mit dem anderen aber gen Breysach.

Den 30. May gieng ich gen Ruost ins Feldläger zum Herzogen, bat um Sicherheit und ein Steur, erlangte solche und zwo Ducaten. Er lies mich auch zum Handkuß kommen.

Den 7. Juny ging ich wider gen Riegel ins Lager, ward daselbsten von zwen des Herzog Cämmerling bey einem Margententer gastiert, und kam erst umb Mitternacht wohl genärt wider ins Closter.

Den 8. und 9. Juny wurden von den zuruck kommendten Fuoteraschiereren alle der Wunnenthaleren Früchten und Gras hinweg gemeid und gefüehrt, also daß sie in das äußerst Verderben gesetzt, und die Abbtissin sambt mit dem Beichtvatter und Klosterfrauen gedrungen worden, in das Exil widerumb uns zu begeben; wie dan den 15. Juny der Aufbruch von uns geschehen, und wir von Wunnenthal hinweg, und den Weg auf Villingen, Schafhausen, Paradeis, Rheinau, Kaiserstuol, und den 28. Juni zu Wettingen angelangt, als nemblich die Frau Abbtissin, ich, die Frau M. Francisca Pfeifferin, und ein Convers Schwester Benigna genant. Und ist ein einige Schwester Catharina genant, mit etwan vier oder fünf weltlichen Personen im Kloster verbliben; zu diser Zeit war die Frau Abbtissin ihrs Alters im 72., und ich im 66. Jhar. Mercks wohl!

Dieweil das Papeir allhie ein Endt genommen, hab ich auch dem Buch ein Endt müessen machen; dieweilen aber mein Leben aus Gnaden Gottes noch kein Endt will haben, sunder dem Glück und Unglück noch länger muest underworffen sein, so hab ich noch ein neu Buech angefangen, welches der ander Theil soll sein, und die Continuirung der künftigen Jharen, so lang Gott will, mit sich soll bringen (Anm. Ist nicht vorhanden. [Ev. Ist die Anmerkung 1 nur missverständlich an eine falsche Stelle gesetzt worden, weil das nachfolgende Buch zum Iterniarium, die Chronik des Klosters Wonnental, sehr wohl vorhanden ist. pk])

Finis pro 39. Jhar.

Die vorhergegangene Jhar meiner Wanderschaft von Jugent auf (Anm. Dieses Buch (meiner Wanderschaft von Jugend auf) gilt als verschollen.) haben ein besunder Buch, da ich nemblich noch im weltlichen Standt gewesen.