Nachdem Freyburg obgemelter Maßen in die Gwalt des Kaisers aus der Handt der Franzosen kommen, und darin verbliben, muest ich ietzundt auff beede Wind, (Freyburg und Breysach) den Mantel hencken, und mit beyden mich accommodieren; und weilen mein Accord, welchen ich mit dem Kanoffski zu Freyburg gehabt, nun verloschen, und die Thennenbachischen Güeter mir heimbgefallen, daß ich ietz darmit schalten und walten kondt nach Belieben; muest ich doch die Contribution noch fort geben, und zwar gen Breysach, welche auch gesteigert worden.
Ich hab also das 1644. Jhar noch ganz allein im Land herumb gehauset, mit Einziehung der Gfällen, und hab mein Prälaten ein Wohnung zubereitet, damit ich ihn endtlich auch aus sein langwirigen Exilio wider in das Seinige einsetzen könne. Hab dessentwegen zwo Khüe, etliche Schwein, Hüner, Fruchtwein und Hausrath zusamen gerüstet; bin endtlich den 16. Februar anno 1645 zu Wunnenthal aufgebrochen, und abermalen im ärgsten Winter über den Schwartzwald gen Wettingen gereist. Hab den Prälaten endtlich überredt, daß er den 28. Februar zu Wettingen mit mir aufgebrochen, über den Schwartzwald Fridenweiler zu gereist. Allda er das erste Mal visitiert und den ersten Act seiner Prälatur verübt, dan er zuvor niemalen dergleichen etwas präsentieren hat können, dieweilen er niemalen im Seinigen gesessen, und sein Ampt hat können üben.
Den 15. Merzen seind wir endtlich glücklich zu Wunnenthal angelangt.
Den 27. ejusdem bin ich mit dem Gnäd. Herren nacher Kiechlinspergen gereist, und ich gar nacher Breysach zum Erlach, umb Paß für ihne zu erhalten, daß er sich dörff vor ihm stellen, (dan er war damalen allein Commandant), welches ich dan auch gleich erlangt.
Den 30. ejusdem hab ich ihn hinauf beleitet, und selbsten zum Erlach für sein Zimmer präsentiert, allwo er gute Audienz gehabt, und drei Wochen beym Dechant Herrn Hans Geörg Hanselman sich aufgehalten, und sich in unseren Documentis instruiert und ersehen, welche er vormalen nie under Augen gehabt, und ich aus der Wölfen (Ketzeren) Rachen wider heraus erzwungen, und beym Herrn Dechanten in Verwahrung gethan.
Nachdem nun der Prälat sich bey zwanzig Wochen zu Wunnenthal aufgehalten, hat er ein Magt angenommen; ist gen Endingen gezogen, und hat ein Haushälterlin angefangen; dis geschahe den 27. July des 1645. Jhars. Ich aber lief und zabbelte im ganzen Land herumb, und zog die Zinsen und Schulden ein, damit er erhalten kondt werden, und versahe doch die Beichterey zu Wunnenthal auch bstendig darbey. Den ersten October bin ich kranck worden; den anderen October ist die Fr. Helena Löfflerin aus dem Elendt oder Exilio, aus dem Schweizerlandt zu Wunnenthal wider ankommen. Sie war damalen Subpriorin.
Den 17. December ist Wunnenthal vom Abbt Bernhard das erst Mal visitiert worden. Und ist also das 1645. Jahr verflossen, und hatt das 1646. Jhar sein Anfang genommen.
Den 3. May anno 1646 ist die Frau M. Salome von Reinach zur Abbtissin von Güntersthal erwählt worden, und bin ich als ein Secretarius darbey gewesen.
Den 18. September ist P. Benedict Leüthin zu Friedenweiler gestorben; sunst ist dis Jhar hindurch nichts sunderbar Denkwürdigs verloffen, darumb ich ins 1647. Jhar schreite.
Den 27. April anno 1647 hab ich mit eim Bauren von Kiechlinspergen gen Wolfach verreisen müessen; dan weilen die Weimarische Armee im Kintzinger Thal ankommen, hat sie ihr Contribution weit und breit im Landt herumb ausgebreitet; darumb zogen sie auch das Gottshaus Thennenbach mit sampt dem Dorff Kiechlinspergen darzu, und schickte der Oberst, der zu Wolfach lag, in alle umbligendte Oerter Brief, daß sie Gsandten sollen schicken, welche mit ihnen wegen der Contribution tractierten; darumb ich mit einem Bauren, nemblich dem Heimburger zu Kiechlinspergen, Hans Schneider genant, dahin deputiert worden. Da ich daselbsten ankommen, war ich freundtlich vom Obersten empfangen, ja stattlich tractiert worden, dan er vermeinte, ich were der Prälat selbsten; darumb namb er auch seine fürnembste Hauptleüt zur Tafel, damit sie mir mit Trincken starck zusetzen sollen, und ich darnach umb so reichlicher im Contribution versprechen herausließ. Er ließ ein ganz gebraten Rehe aufstellen, und sunst köstliche Speisen, und ich muest das Ehrort haben.
Nach der Mahlzeit aber wolt er mir ein solche Irrten machen, daß es ein Greüel were; dan er hiesch dreyhundert Ducaten; aber ich bot nichts darauf sunder sagte, das Gottshaus stand noch öd, außer eines armen Mannes, der nur ein Geis hette, und das Dorff bestehe nur ererst in 6 Bauren, füehrten noch schlechten Ackerbau, leben mehrentheil von Obst; haben gar wenig an Vihe. Das wolt er Alles nit glauben, und sagt, er wöll mich da im Arrest behalten und ein Partey schicken, und Alles verkundtschaften. Wan er anders finde als ich sag, soll ich auf mich schauen, wie es mir ging. Ich sag darauf, ich müest es geschehen lassen, förcht mich nit darbey. Der Streit wehrte bis zwey Stund, dan stieg er ab auf 200 Ducaten, darnach auf 100, da wolt er nit weiter weichen. Auf solches sagte ich, Gott geb, wie er mir thue; ich könn mehr nit eingehen als 40 Thaler; wiß auch nit, wie ich solche bekommen werde, und wolt auch von disem nimmer weichen, sunder es mueste darbey verbleiben. Er entließ mich mit Unwillen und sagt, ich bezahl im schier sein Tractament nit. Da ich also wider zuruckkehrte, folgte mir bald hernach mit etlichen Reiteren der Rittmeister Hans, welcher mir auch das Best geredt hatte bey dem Obersten, und sein Quatier zu Haslach hatte. Diser da er zu mir auf der Straßen kam, sagte er, ich müest zu Nacht sein Gast sein, und mein Nacht-herberg in seim Quatier haben, und muests ihm versprechen. Er ritt vor, und ich kam erst ein Stundt darnach, da es schon anfieng dunkel zu werden. Eh daß ich aber gar gen Haslach ankamb, ritt er mir für die Statt hinaus entgegen; hatte sein Trompeter bey sich, und füehrt mich mit großer Ehrentbietung in sein Quatier; hatt auch zween Burgermeister und den Stattschreiber zum Nachtessen geladen, und wehrte solches mit Gsundheiten, Trompeten, und Schießen bis nach Mitternacht, bis alle voll und doll waren. Da es nun geendet, zwang er mich, daß ich in sein Bett ligen muste; er aber lag auf den härten Banck. Am Morgen ließ er ein köstlichen Dräserey (Anm. Eierkuchen) zurichten und ein stattlich Weinwarm; nach solchem entließ er mich, und er ritt wider gen Wolfach und sagt, er und alle Hauptleüt müessen mit dem Obersten heüt zum Tisch des Herren gehen.
Ich muest hernach noch einmal mit dem Haimburger gen Wolfach gehen, und die 40 Thaler liferen, gschahe mir aber nirgent kein solche Ehr mehr.
Nit lang nach disem kamen auch Reiter von Stauffen gen Kiechlins-pergen, und wollten auch Contribution herauspressen. Ich aber widersetzte mich dermaßen, daß ich sie hieß mit mir gen Breysach reiten für den Commandanten, dan sie gaben an, sie weren von dannen hieher gewisen worden. Sie ritten mit mir, und da wir etwan noch ein Viertelstundt von der Statt waren, bekamb uns der Commandant Erlach in einer Kutschen spazieren fahrendt. Ich stieg gleich ab, eh daß er ganz zu mir kam und da er zu mir kamb, hieß er den Kutscher still halten, und sagt zu mir: Pater, was ist euer Begeren? Ich beklagt mich über dise gegenwärtig Reitter, antwort ich, welche vom Dorf Kiechlinspergen Contribution erzwingen wöllen, da wir doch so schwerlich gen Wolfach angelegt seindt. Der General fart sie gleich mit rauen Worten an, und sagt, wer hat euch gen Kiechlinspergen gewisen; ihr habt nichts daselbsten zu forderen, geht mit einander hinauf zu mein Secretario, er wird euch weisen, wo ihr forderen sollen. Da wir nun zu ihm kamen, fart er sie noch ärger an, und sagt, packt eüch fort, ihr habt zu Kiechlinspergen nichts zu heischen; sie seind auf Wolfach angelangt. Kamb also mit Freüden wider heimb und die Soldaten liessen sich dorten nit mehr sehen.