Capitel 15. Wie ich das Gottshaus Thennenbach wider in unsere Händt und Gwalt gebracht mit allen Zuhörungen.

Da ich derohalben vorgemelter Maßen die Brieff erhalten, verzog ich nit lang, darmit gen Breysach zu gehn. Verließ derohalben den 20. Sept. Elzach wider, begab mich gen Kentzingen zu meinen neüen Beichtkinderen, ward mit Freüden von ihnen zwar empfangen, aber ich fand sie in grossem Ellendt und Armuet in einem kleinen rauchigen Badstüblin in eins Burgers Haus (dan ihr schöner grosser Hoff bey dem Pfarrhoff war schon mit allem was darin war verbrent); der Rauch und Feür schlug zwischen den Kachlen heraus. Es war die Abbtissin M. Ursula Casparin, Frau M. Elisabeth Egeterin, und Schwester Maria dorten beysammen; mir wurd ein Ligerstättlin in einer zwar grossen Kammer, welche aber ohne Fenster und Läden war. Ihr ganzer Reichtumb an Vihe war ein Kätzlin, ihr Wein war Leyren (Anm. Saft) von Schlehen; ihr Brodt muesten sie hin und wider bettlen, war rau von Korn und Gersten; in disen Anfang muest ich mich mit ihnen in Gedult ergeben. Da ich nun ein Tag 4 oder 5 also bey ihnen gewesen, erhebe ich mich den 26. Sept. nacher Breysach; und als ich daselbsten ankommen, ward ich von zwehn Musquetieren zum Französischen Commandanten Baron d´ Oisenville gefüehrt, präsentierte meine Brieff. Nachdem ich ein Weil gewartet, wurd mir der Bscheid gegeben, ich soll mich Morgens umb 7 Uhr wieder anmelden; gieng also hinweg zu dem H. Pfarrherren, damalen H. Hans Geörg Hanselman genant, welcher mich freüntlich empfieng und beherbergte.

Den anderen Tag kam ich wider und meldete mich an; der Commandant kam selber, redt mich freüntlich an und sagt: das gfall ihm und wird seim König auch gfallen, daß die Geistliche widerumb anfangen heimbzuziehen; er wöll hiemit mein Prälaten und die Seinige widerumb in das Ihrige eingesetzt haben. Allein er müest sich in eigner Persohn stellen und Revers von sich geben, daß er der Cron Franckreich treu und hold wölle sein. Ich antwort darauff und sag: was mein Prälaten anlange, sey er noch in der Frembde, und kön noch nit zu Haus wohnen; er hab noch ganz und gar keine Mittel weder zu leben noch zu hausen, sunder ich müest ererste nach und nach Glegenheit und Mittel suchen; so bald nun solche verschafft werde, müest er sich stellen und nach der Gebür halten; underdessen hab ich ein Generalpaß und königlichen Gwaltsbrieff hoch vonnöten. Er antwortet: disen soll ich auch bis Morgens umb 7 Uhr empfangen; underdessen soll ich zum General – Commissario gehn und mich mit ihm der Contribution halber vergleichen, dan contribuieren müest ich, wan ich anderst im Landt wöll sicher sein. Ich sagte darauff: ich wiß zwar außer zwehn oder drey Underthanen noch nit, welche noch hie in der Statt sich auffhalten und in unserem einigen Dorff nit haben wohnen dörffen. Ich wöll mich mit ihnen underreden. Da sagt er, ich soll hingehn und Morgens wider zu ihm kommen.

Ich gieng darauff mit Wolff Junckeren, dem eltesten Burger von Kiechlinspergen (welcher damalen Stattkieffer zu Breysach war) zum General – Commissario und vermeldete ihm den Befehl des Commandanten. Er verwunderte sich über dises Vorbringen und sagt: ich hab große Zeit gehabt, daß ich ankommen sey, dan innerhalb drey Wochen hab das Gottshaus Thennenbach unfehlbar einem Obersten verschenckt sollen werden; nun aber, weilen ich es ihme wider zuvor abgezwagt habe, so fordere er hiemit monatlich 30 Reichsthaler Contribution. Ich antwort: ich glaub nit, daß ich und meine wenig Bauren in einem ganzen Jahr für 30 Reichsthaler Werth Nutzen bekommen. Er aber wolt nit darvon abstehn. Da wir nun lang pro und contra stritten, und ich nit mehr als zwehn Thaler anerbotten, sagt er entlich: ich soll hingehen zum Commandanten, wan ers zufriden seye, so sey er auch zufriden. Worauff ich gleich hingangen und ihme meine Noth und Unmüglichkeit geklagt, auff welche er befohlen, daß einer von seinen Bedienten mit mir hett müessen zum General – Commissario gehn und anzeigen, daß er mir monatlich nit mehr als 2 Thaler anforderen und abnemmen soll, welches dann auch geschehen.

Den anderen Tag (es war der 27. September) kam ich wider zum Commandanten und meldete mich wegen des Brieffs an. Da schickt er etwar mit mir zu sein Secretario mit Befehl, er soll mir denselbigen ohne einige Auslösung hergeben; welches dann auch geschehen; und lautet der Brieff also:

Demnach der ehrwürdige Herr Prälat Bernardus des Gottshaus Thennenbach Abbt, wie auch desselben ganze Convent sambt zugehörigen Dorff Kiechlinspergen, dessen Einwohnern auch anderen Güetteren, sie seyen gelegen wo sie wöllen, Gefällen, Felderen, Wald, Zehenten, Weyeren, Wälden, allen Zugehörungen in der Königlich Protection zu Franckreich Schutz und Schirm auff und angenommen worden. Als wird hiermit Jedermäniglich nach Staatsgebühr ersuecht und erbetten, denenjenigen aber, so unserem Commando undergeben, alles Ernstes anbefohlen und gebotten, ihne H. Abbten und geistlichen Convent, wie auch obgedachtes Dorff Kiechlinspergen, dessen Inwohneren sambt anderen seinen Güteren, Gefällen, Zehenten, Weyeren, Wälden, Felderen, Wayden und allen Zuhörungen; alle dessen Diener und Angehörige, an Haus, Hoff, Viehe, mit Raubmachen, Brand, Mord, Exactionen, wie die gewandt und erdacht mögen werden: zu Haus und auff dem Feldt, bey dem Ackerbau, Gewerb und Handlungen durchaus gänzlich unangefochten verbleiben zu lassen; selbigen mit keiner eigenwilligen Einquartierung molestieren oder belegen; auch sowohl ihnen H. Abbten, als desselbigen Geistl. Convent und raisende Diener aller Orten in dem Landt frey, sicher, ungehindert, passieren und repassieren zu lassen. Alles bei Vermeidung unausbleiblicher Straff; darnach sich ein Jeder zu richten, und vor Schaden und Ungelegenheit zu bewahren wird wissen. Zur Urkundt dessen haben wir unser eigne Handt underschrieben und unser angeboren Insigel auftrucken lassen. Geben und beschehen zu Breysach den 27. September a. 1641. D´ Oisonville. Der Königlichen Majestät in Franckreich und Navarra bestellter und verordneter Obrist Gouverneur der Graffschaft Monbeliard, General – Leutenant des Gubernements Breysach, auch zugehörigen Plätzen und Länderen.

Mit disem Brieff bin ich den 28. September wider zu Kentzingen mit grosser Freuden ankommen, und hab die Klosterfrauen im Fest S. Michaelis in unser lieben Frauen Chörlin zu Kentzingen in der Pfarrkürch das erstemal Beicht gehört.

Nach solchem saumbte ich mich nit, mit meinem Brieff nacher Freyburg zu gehen, denselben dem Commandanten Kanoffski (Anm. Vgl. Schreiber, Gesch. d. Stadt Freiburg 4. Thl. Nr. XXXII. S. 75 – 119.) vorzuweisen und zumalen mich umb des Gottshaus Gerechtsame an Güteren, Zinsen und Zehenten (welche er alle under seim Gwalt hatte, baute, nutzte und nüeste) anzumelden, daß er mirs (vermög Königlichen Befehls) cediere und abtrette. Als ich nun von zwehn Musquetieren gegen seinem Losament gefüehrt wurde, und er mich daher kommen vom Ercker herab sahe, und eben der Jesuiter Bruder Michel bey ihm stuend, sagte der Commandant zu ihm, geht ihr hinab zu diesem München, der da kombt. Ihr müest sein Bapst sein, und fragt sein Anbringen. (Diser Bruder ließ sich von ihm in Allem gebrauchen, also daß er sich auch wie sein Kindsmagt gebrauchen ließ; dan er trueg sein kleinst Kindt offentlich auff der Gassen täglich ohne Scheü herumb). Also kam er auch mit dem Kindt auff dem Arm zu mir herab, und sagte, der Oberist hab gsagt, er müest mein Bapst sein, darumb soll ich sagen, wer ich sey, woher ich komb, und was ich beger? Ich antwort und sag: ich sey ein Religios vom Closter Thennenbach, und ich komb jetzundt von Breysach mit disem Brieff. Und weil ich in Erfahrnuß kommen, daß der Obrist schier alle Thennenbachische Güeter und Gfäll in Zinsen, Gelt und Wein einziehen lasse, die Güeter baue, und den Wein hinwegnemme; so hab ich jetzundt Befehl und Gwalt vom König in Franckreich, deßweilen ich jetzundt in der Contribution und under sein Schutz und Schirm sey, das Gottshaus mit allen seinen Renten, Gfällen und Gerechtigkeiten, Genüessen und Anforderen zurückzufordern, maßen ich es jetzundt an den H. Commandanten auch anbegeren wölle. Er sagt darauff, mit disem Begeren werd ich nit willkom sein; nimmt den Brieff, tragt ihn hinauff. Da hört ich alsobald droben fulminieren, boldern und sacramentieren. Über ein Weil kam der Brueder mit dem Kindt wider herab, hieß mich hinauffgehn; er aber gieng mit dem Kindt auff die Gassen und ließ mich im Stich.

Da ich nun hinauff kam, stuenden drey Damen fornen bey den Fensteren; er aber lieff den Saal auff und ab wie ein wilder Wolff; schnauft mich an und sagt: was ist es von Nöten gewesen, ein solchen Brieff zu Breysach auszuwircken, ob er dan nit selbsten ein solchen hett können geben? Ich sag darauff: ich hab müessen ein Brieff und Gwalt haben von dem, der das Commando über das ganze Landt und nit nur über Freyburg habe; dann das Gottshaus hab seine Gfäll hin und her im Land herumb. Er sagt, was ich dann jetzund beger? Ich beger des Gottshaus Gfäll und die Güeter, die er bishero genutzt und gebaut habe. Er schreitt darauff ganz furios auff und sagt: was du Münch? meinst du, ich soll dir deine Güeter jetzundt abtretten, welche ich mit solchen grossen Kosten in gueten Bau gebracht; gieb mir meine Unkösten zuvor wider, sunsten solt du nit gedencken, sie zu bekommen. Ich sag hinwiderumb: ich sehe nit, was ich könnte schuldig sein an Unkösten zu ersetzen; dan hab er Unkösten angewendt, so hab er auch großen Nutzen darum gehabt; zudem müessens ja ihme die Wälderbauren in Frohn und vergebens bauen. Über dise Wort erzürnte er sich dermaßen, daß er mich mit dem Bauch an die Mauren gerendt und sagt: Du tausent Sacraments – Münch, mach dich aus meinen Augen, oder ich stürtz dich die Stigen hinab. Ich sagte, das were nit von Nöten; ich sey noch jung und könn wohl selbsten hinab gehen. Die Damen erschracken, gratzten im Har und winckten mir, ich solte hinab gehen. Worauff ich gesagt: nun wolan, wan ihr die Güeter behalten und bebauen wolt, so müest ihr mir ein billich Zins davon geben. Da sagt er wider: was, du hagelsschlechtiger Münch? soll ich dir zinsen, ein Commandant und Herr über die ganze Statt, da doch kein Mensch im ganzen Landt zinset? Entlich sag ich: damit ihr mich nit die Stigen hinabwerffen köndt, will ich selbsten hinabgehn; aber ihr solt wissen, daß ich meine Güeter schon hübsch bekommen wölle. Er sagt hingegen: er hett ein Lust, er erstech mich mit dem Dägen durch und durch; er sey noch von keim Menschen also injuriert worden als von disem München.

Ich aber gieng hin und graden Wegs zum Commissario, der die Contribution einzog und die Soldatesca auszahlte. Ich klagte ihm, wie es mir ergangen were bei dem Commandanten wider die Königliche Brieff; und weilen ich ihme Commissario mein Contribution lieferen müesse, sey es also mir nit mügelich, solche zu liferen, wan man mir das Meinige nit einhändigen wölle, und ich kein Schutz und Schirm werde haben; wie er mich dann die Stigen hinunter zu stürtzen und mit dem Dägen durch und durch zu stechen angedreüt habe. Der Commissarius, als er solches vernamb, sagte er: der Commandant habe in diser Sache nit recht gehandelt; und weilen ich ihme mein Contribution müesse monatlich liferen, hab er auch den Befehl, die Contribuanten zu schützen, und ihnen zu dem Ihren zu helffen. Namb mich hinein in sein Zimmer und ich muest mit ihm zu Mittag essen.

Under wehrender Zeit aber, da ich also bey dem Commissario war und wir uns mit einander underredeten, wie der Sach zu thuen were, und der Commissarius (mit dem Zunamen Scheyd) sich resolviert, mit mir nacher Breysach zu kommen; dotterte es dem Tyrannen (Anm. Ward es dem Tyrannen Kanofski bang.), ich möchte ihn zu Breysach verklagen, ließ mich derohalben in der Statt herumb suchen (dann es wuste Niemand, wohin ich von ihme gangen were). Dis gschahe durch sein Procuratoren Christoph Rys. Dieser fandt mich entlich bei dem Commissario und sagt: ich soll wider zum Obristen kommen; er wöll sich mit mir vergleichen von wegen den Güeteren. Aber ich antwort ihm und sag: er soll ihm sagen, es glüst mich nit mehr in sein Haus zu kommen, damit er mich die Stigen hinabwerffen oder erstechen könne. Aber das seye mir nit zuwider, daß er die Thennenbachische Güeter behalte und baue, so lang er wöll, wan er mir nur darvon gebe, war recht und billich were. Disen Bscheid zeigt er dem Tyrannen an, und kombt gleich wider und sagt: er laß mir sagen, er wöll mir ein Willen darfür machen, wie ich wöll, wan es nur den Namen nit hab eines Zinses. Da sagte ich, nun wolan, so geht hin und sagt: wan er meine Contribution für mich gebe, nemblich Jhars 24 Thaler und meine Bauren zu Kiechlinspergen frohnfrey halten und die neunte Kriegsgarben von ihnen nit heischen wöll lassen, so soll er die Güeter behalten; aber die andere Gfäll in Gelt, Wein und Früchten, die er in und außerhalb der Statt auch eingenommen, müeß er mir auch cedieren. Der Procurator gieng hin und zeigte es an, kam auch gleich wider und sagt, der Obrist sey mit Allen zufriden: der Commissarius soll mir fürderhin kein Contribution mehr abnemmen; soll auch meine Bauren in Allem frei lassen, sunder er solls ihme Alles an seiner Besoldung abzihen, welches der Commissarius auch versprochen und gehalten. Dan wan schon die Underthanen im ganzen Landt in allen Orten gen Freyburg haben müessen, seind doch die Kiechlinsperger befreyt bliben; desgleichen auch von der neunten Kriegsgarben. Und wie ich zuvor alle Monat hinein gen Freyburg habe müessen, die Contribution hineinzutragen, bin ich dises jetzundt auch überhebt gewesen. Dises wehrte also bis Freyburg von Kaiserlichen wider eingenommen worden, und ich die Thennen-bachischen Güeter selbsten an mich wider gezogen und den Leüten umb ein Zins ausgeliehen.

So offt ich auch hernach gen Freyburg Gschäfften halber kommen, hatt man mich niemalen mehr zum Obristen dörffen füehren, sunder bin aus und eingangen ungefragt und hab meine Gfäll unverhindert mäniglich eingezogen. Hab ein Schaffner gesetzt, Mathis Pfluog genant; hatte den Wein und Früchten und Alles, was ich dem Gottshaus Thennenbach zugehörig zur Handt bracht, bei den Cathariner Closterfrauen in der Gwahrsame.

Sobald ich nun mit dem Krieg fertig war, welchen ich dem Commandanten Kanoffski gehabt, griff ich auch den Obersten Leutenant Polis an. Diser hatte auch vier Jüch Thennenbachische Acker auff dem Münchsfeldt im Bau; und da er eben damalen tröschen ließ, ging ich zu ihm in die Scheüren, da er bey den Tröscheren stuend, die sein Frucht auffaßteten, und sagte zu ihm: er wolle mir nichts verübel haben, ich hab ein Ansprach an ihn. Er sagt, was dann? Ich sag, er bau vier Jüch Acker, welche dem Gottshaus Thennenbach zugheren; er müest sie mit cedieren oder Zins darvon geben. Er sagte: was? Zins geben? Er wöll mir etwas anders weisen. Ich sag, ich sey under der Königlichen Protektion, müest contribuiren, darumb müest ich auch meine Gfäll haben vermög Königlichen Gwaltsbrieff. Er sagt: was? ob ich denn mein, ich wöll ihms machen, wie ichs dem Obersten gemacht. Wer ich dan sey, daß ich ein solche Gwalt verüben dörffe? Ich sag: ich hab das Hertz, dieweil ich in meiner Jugent auch im Krieg etlich Jhar lang mit geloffen. Er fragt: in welchem Krieg? Ich antwort: im Tennenmarckischen Krieg; er hingegen: bey welchem Volck und Regiment? Ich sag: bey der Tillischen Armee und im Alt Schmidischen Regiment. Darauff er widerumb: er sey im selbigen Krieg auch gewesen; ob ich dan wiß, was für Schlachten geschehen seyen? Ich antwort: in der Schlacht vor Hannover und bey Neyenburg in Westphalen sey ich gewesen. Da sagt er: nun nemb es ihn nit mehr Wunder, daß ich so unverzagt sey. Ich müest morgen zu Mittag sein Gast sein; wir wöllen mehr miteinander discurieren. Ich bedanckte mich des Einladens und sag: ich daug nit mehr under die Soldaten; man möcht mir mit Trincken so vil zusprechen, daß ich mich mit Reden vergreiffen und in ein Unglück geraten kondte. Er sagt: er geb mir Parolen, daß ich nichts zu gefahren müest haben, und trincken mög nach meinem Belieben. Welches ich dan eingewilliget und morgens gegen Mittag mich eingestellt, freüntlich empfangen und wohl tractiert worden. Nachdem wir dan freüntlich und lustig mit einander gewesen und ich wider in mein Quartier wolte, gab er mir das Gleit bis hinunder zu der Porten und sagt: dises soll anstatt der Zins für die Acker sein. Die für die andere Jhar aber, so lang ichs noch behalten werd, will ich alle Jhar einmal die Capuziner tractieren; welches ich dan auch eingangen, und hatt sich also diser Krieg auch geendet.

Nach disem zog ich im Landt herumb, und erforschte, wo ich etwas einziehen köndt; und weilen sich der Herbst herzunäherte, und ich den Zehnten in Kiechlinspergen von gebauten und ungebauten Räben einziehen mueste, und auch den vierten Theil am Endinger Zehenten hatt, meldet ich mich dessentwegen bey den Herren zu Endingen an mit Vermelden, daß ich mein Theil einziehen wölle. Die aber gaben mir zur Antwort: es wird nichts daraus werden, dan sie müessen ihn dem Cammer – Präsidenten Hr. Zangmeister zu Breysach überlieferen. Ich antwort: dis seye wider mein Königl. Brieff; ich wöll sie beym Commandanten verklagen. Sie sagen hingegen: sie dörffen mir nichts geben, dan sie haben den Befehl schon vom Zangmeister. Worauff ich gleich in der Eyl zum Commandanten gen Breysach geloffen und mich beklagt, daß man nichts auff sein mir von ihm gegebene Brieff geben wolle; und daß der Cammer – Präsident selbsten einer sey, der mir mein Zehnten zu Endingen sperren und hinwegnemmen wöll. Der Commandant schickt unverzogenlich sein Secretarius zum Zangmeister mit ernstlichem Befehl, er soll mir alsogleich ein schrifftlichen Befehl an die Statt Endingen geben, daß sie mir mein Wein und Alles dem Gottshaus Thennenbach Zugehörige unverhinderlich sollen folgen lassen. Damalen war der Zangmeister eben bey einer Hochzeit (dan er hatt sein Dochter ausgeben) der Principal – Gast; und da sie zu Tisch gesessen waren, muest er wider auffstehen, auff die Cammer gehn und mir den Befehl schreiben und geben. Solches verdroß ihn dermaßen, daß er mir schier gar ins Angsicht gespyen und ausgesagt: ey warumb hatt man disem Thennenbach nit auch gemacht wie mans Hochburg gemacht hatt. Ich antwort darauff und sag: Thennenbach habs nit also verdient wie Hochburg.

Nach empfangenem Befehl kam ich gen Endingen, fordert den Rath auff das Rathaus zu mir, welche auch erschien. Ich las ihm den Befehl vor. Sie verwunderten sich und hielten ihre Mäuler, ich aber fing an Anstalt zu machen und vertlehnte Vierling zum künfftigen Wein zu lassen.

Ich bekam also in disem Herbst bey 13 Saum von gebauenen und ungebauenen Räben an Zehnten; disen Wein ließ ich besserer Sicherheit halber bis auff 3 oder 4 Saum gen Waldkürch füehren, und löste bey 40 R. daraus über alle Unkösten, die ich darmit mueste haben.

Da nun meine Gschäften im Landt herumb ein wenig ein Endt hatten, suchte ich, wie ich bey den Wunnenthaleren ein wenig besser köndte accommodiert werden. Dan ich hatte nun selbsten ein Trincklin Wein, und machte auch die Closterfrauen dessen theilhafftig, aber mit dem Brodt gieng es noch rau her.

Ich möchte aber in dem rauchigen Stüblin und Haus zu Kentzingen nit sein, sunder beschaute, wie und ob es im Closter zu wohnen were. Gieng derohalben hinaus und fand Alles zerschlagen; kein Bänck noch Stüel; keine Fenster noch Läden, und alle Orte kneyshoch voller Müst und Koth. Wolt ich derohalben ein Wohnung haben, mueste ich mir selbsten eine zurüsten. Entlehnte derohalben Schauffel, Hauen, Beyel, Sägen, und was ich mehrers von Nöthen hatte; namb mein Bintel und trug ihn selbsten hinaus aus der Statt. Von den Closterfrauen wolt Niemand mit mir als die Schwester Maria; die kochte mir in meiner Arbeit und halff mir ausmüsten. Ich namb zum ersten das schwarz Portenstüblin für die Handt; namb hin und her alte verbrochene Fenster, richtete sie in der Fenstergstell; machte mir mit Bretteren ein Lotterbettlin (Anm. Ruhebett) und ein Tüschlin. Die Fenster muesten von Papeir sein; und weilen es schon anfieng wintterige Nächt und Täg abgeben, und der Stubenofen ganz baufällig und durchsichtig war, auch kein Haffner in der Gegend zu finden, als muest ich selbsten in Ofen schlupfen und denselbigen ausstreichen und ausflicken.

Alle Menschen mißrietheten mir und den Closterfrauen, wir soltens noch nit ins Closter wagen; wir seyen vor den Parteyen weder Tag noch Nacht nit sicher. Ich aber achtete diser Reden gar nit, sunder fuhr mit Ausbutzen und Ausbesseren immer fort, also daß entlich die Abbtissin und die andere Closterfrauen auch ein Lust bekamen hinauszuziehen, welches dan auch den anderen Tag nach Martini geschehen, da zuvor das Closter schon über die drey Jhar öd gestanden, und die Wölff darin gewohnt und gejunget (Anm. Junge geworfen.) haben.

Also waren sie gleich besser accommodiert; ich rüstete ihnen auch die Abbteystuben und Kammer zu; die Fenster, welche in die Statt geflehnt gewesen in einem Haus, welches zu allem Glück nit verbrent worden, ließ ich heraustragen und setzte sie ein.

Auch verbott ich gleich, daß sie nit mehr der Statt contribuieren sollen; und als die Herren solche (wie bishero) gleichsam mit Gwalt haben wolten, gab ich ihnen zur Antwort: das Gottshaus Wunnenthal sey ihnen nit underworffen; sie haben auch kein Gwalt darüber; sie haben unbillicher Weis bisher Contributionsgelter von den Closterfrauen abgetrungen; kein Heller soll ihnen mehr werden. Sie aber dreüten hefftig und sagten: sie wöllens schon hübsch auffschreiben und es alsdan mit einander bekommen. Ich aber lachte ihrer, gieng gen Breysach, bracht ihnen einen schönen Königlichen Brieff aus, worin sie gar contributionsfrey erklärt worden, wie sie dan auch also verbliben, bis die Kaiserische oder Österreichische Regierung wider zu Freyburg eingenistet hatt, und die Ständt ihre Pressereyen wider angefangen.

Da ich nun mein Wohnung gemeldter Maßen zu Wunnenthal befestiget, bin ich Tag und Nacht im Landt herumbgezogen, und hab Zins eingezogen, da doch sunsten noch kein Zinsherr dergleichen understanden. Mir seind aber auch bald noch andere nachgefolgt, als Ettenheimminster, S. Geörg auffem Schwartzwaldt, Schutteren ec.

Die Contribution der zwehn Taleren, welche die Kiechlinsperger geben muesten, hab ich anstatt der Zinsen, welche der Kanoffski hett sollen geben, einbehalten. Und weilen ich mit anderen Zinsen im Einziehen nit fortkommen kondte, habe ich dan die Thennenbachische Erneuerung und Register, welche zu Breysach auff der Cammer übel verwahrt lagen, abgeholt. Wie ich sie bekommen, wird hernach folgen.