Capitel 11. Wie ich im Closter Rhain unsers Ordens in Steürmarck auff und angenommen.

Das Gottshaus Rhain, auff lateinisch Rhuna, ligt zwo Stund von der Statt Grätz, eine Halbe Stund von der berüembten Wahlfart, welche zu dem Gottshaus gehört und ein Probstei darbey hatt.

Dise Wahlfart heißt Straßündel, ist so vil als Engelstraß, dieweilen daselbst Engel seind gesehen worden vom Himmel herab und hinauff steigen, dann es lag vor Zeiten ein alter Eichbaum daselbsten, da das Ort noch ein wilder Wald war. Da sahen die Hirten auff dem Feldt offtermal die Engel vom Himmel auff und absteigen im großem Glantz und mit himmlischen Gsängeren. Als es im Closter kundtbar worden, wurd ein grosse Procession angestellt; man find an dem Ort, wo die Engel gesehen seind worden, ein alten Eichbaum ligen, schon faul innerhalb. Er wird von einander gespalten; do findt man unser Herrgott am Creütz hangen, welcher recht also im Holtz gewachsen und villeicht etlich hundert Jhar also daselbsten gelegen bis es entlich von Gott miraculosischer Weis ist offenbart worden. Es ist gleich ein herrliche Kirch auf dem Platz gebaut und eine grosse Wahlfart zum hl. Creütz worden. Das Crucifix wird noch gezeigt, und geschehen vil Wunderzeichen daselbsten.

Der Prälat dises Klosters namb mich im Hoff zu Grätz auff und schickte mich innerhalb zwehn Tagen ins Closter; der P. Benedict Maucher aber, der gewesene Cammerad, zog in Kärnten in das Benedictiner Mans – Closter, Osceach genannt, am See gelegen. Ich blieb sechs Wochen im Gasthaus, ehe daß man mich ins Convent that, und gschahe mir große Ehr und Lieb. Man heist in disem Closter den Groskeller Hoffmeister; diser fiehrte die ganze Meisterschafft im Zeitlichen und gibt dem Prälaten und Convent ihr Deputat. Sie haben nit nur genueg, sunder ein grossen Ueberfluß in Essen, Trincken und Kleideren.

Das Closter ist mayestetisch gebaut, ist reich an allen Dingen, sunderlich in Wein und Fischweyern. Zu meiner Zeit, da ich daselbsten gewesen, ist nur ein Weyer gefischt worden, worin Hecht gewesen, zu zwei in dreyssig Pfundt schwer; und obwohlen allen fürnembsten Herren im Land herumb eine grosse Quantitet verehrt ist worden, und einem jeden Religiosen, deren über die dreyssig, auch ein hübscher Hecht verehrt gewesen, ohne die man zur Speisung behalten, hatt man doch noch auff die 2000 R. aus dem Ueberrest gelöst, wie mir der Hoffmeister selbsten bekent. Es hatt ein jeder Priester ein eigene Stuben- und Auffwarter, der ihm Betten und die Kleid, und Stuben sauber halten mueß. Es mag sich ein Jeder ein Pocal für sein Trinckportion kauffen, so groß einer will; es wird ihm eingeschenckt. Ich kieff mir ein drey Quartaligs, Andere hatten wohl übermässige, was einer über Tisch nit trinckt, mag ers mit sich in sein Cell nemmen.

Es ist mir in wehrendter Zeit, da ich im Gasthaus noch ein Expectant war, dis Nachfolgendte begegnet. Es war ein Underkoch in der Kuchin, der hatte eine heimbliche Feindschafft wider dem Pater Hoffmeister, weil er zimblich streng war; gedachte derohalben ihme mit Gifft zu vergeben. Es war da der Brauch, daß am Mittwoch Flaisch in dem Gasthaus gespeist wurde, umb der Gäst willen. Der Hr. P. Hoffmeister aber, welcher allzeit die Hofftafel hielt, ließ sich am Mittwochen absönderlich Fastenspeisen kochen. Dise Gelegenheit namb der treulose Koch und machte ihm Eyerknöpflin, über die Maßen lieblich anzusehen, goldgelb, aber mit Gift wohl angemischt. Was gschicht? Allerley Flaischspeisen werden für die Gäst auffgetragen, allein aber für den Hr. P. Hoffmeister Fastenspeislin; am Tisch saß ich mit ihm allzeit an der rechten Seiten; und so offt er etwas hatte, das ihn besunder guet dunckte zu sein, sobald er ein wenig darvon genommen, stieß ers mir zu, und muest ich ehrenthalber auch darvon essen. Also gschahe es mit disen Knöpflinen. Dann obwohlen ich meine guete Flaischspeisen vor mir hatte, so bald er nur ein wenig Knöpfflin genommen, stieß er mir das Schüßelin zu. Die Knöpflin gefielen mir wohl, und weilen ich sunst gern Knöpfflin aß, namb ich zwey darvon, stieß das Schüßelin dem Rechtsbeysitzendten. Er namb eins, stieß es ehrenthalber seim Nechsten auch zu und also fortan, allweil etwas im Schüßelin gewesen. Gar nit lang darnach schreyt der Hr. Hoffmeister auff, oh wie will mir werden? Steht vom Tisch auff, geht hinaus und erbricht sich hefftig. Da er wider hereinkommen, sagt er, er müest etwas unrains gessen haben. Ich sag, er soll einen Trunck des stercksten Weins hollen lassen, und ein Glas voll Calmus einnemmen, es werd ihm den Magen wider stercken, welches er auch gethan. Aber kaum ist er wider in die Stube kommen, stuend der, welcher neben mir gesessen auch auff, gleich darnach ein Anderer, und sofort alle Andere, die von den Knöpfflin gessen hatten, und erbrachen sich alle starck, allein ich erhielt noch das Feldt, bis man von der Tafel auffgestanden und ich in mein Zimmer gangen. Kaum kam ich darein, da fieng ich mich auch an so grausam zu erbrechen, daß nit allein Alles aus mir kommen, sunder nit anderst vermeint, als daß das ganz Eingeweyd aus mir erbrechen werde. Und das wehrte von acht Uhr Abents an bis Morgens umb 6 Uhr; kein menschliche Hilff war vorhanden, dann Niemand war auff, und kondt ich vor dem Erbrechen nirgendt hinkommen; es wust auch Niemand, daß mir also ergange. Morgens aber umb 6 Uhr hatt ich ein wenig Platz, etwar zu rüeffen, und ließ den Hr. Hoffmeister zu mir kommen, welcher auch erschienen und mich schier halber todt gefunden. Da schickte er eylents gen Grätz zum Doctor, welcher auch umb 9 Uhr zugegen gewesen und gleich gesagt, wir haben Gifft bekommen. Der Hr. Hoffmeister hatt gleich den Argwohn auff den Underkochen, dann der Oberkoch war nit daheimb; ließ ihn alsbald ergreiffen und däumblen, welcher es dan auch gleich bekent, daß er Gifft in die Knöpfflin gethan habe; es sei aber allein auff den Hoffmeister gemeint gewesen, und nit auff Andere auch. Was ihm nun darumb für Straff angethan worden, weiß ich nit; das aber weiß ich wohl, daß er gleich aus dem Land verwisen worden. Der Doctor gab mir Sachen ein wider das Gifft und Confortativa; aber gleichwohl hab ich noch alle Zeit daran zu deuen gehabt, und wan ich nit noch so jung und starck gewesen were, hett es mir ohne Zweiffel das Leben gar genommen, wie es der Doctor selbsten bekent.

Da ich nun in den Convent auffgenommen gewesen, brauchte man mich zuem öffteren hinaus auff die Pfarrey zu prädigen. Und weilen das Gottshaus auch ein Pfarrey hatte, drey Stunden vom Closter gelegen, S. Pancratz genant, welches ein grosser Marcktflecken ist, und einer Gräffin zusteht, welche, wie nit vorlengst der Flecken, von der Ketzerey zum Catholischen Glauben bekert worden, – hat mich darauff der Prälat ad interim gethan, bis er ein andere Disposition mache; blib also zehen ganzer Wochen darauff. Underdessen eyferten die im Closter wider mich, warumb abermalen ein Fremdling auff ihrer besten Pfarrey sein sollte? Wollten mich also nit darauff leiden, sundern einen von des Closters Priesteren darauff setzen. Als aber die Burgerschafft solches vermerckten, lieffen sie unwissend meiner zu ihrer Oberkeit, der Gräfin, und baten, daß sie mich wolte da behalten, dan sie rundt keinen aus dem Closter wöllen, dieweilen sie sogar unexemplarische Leüth weren, wie sie dann Alle schon wohl kennen. Underdessen merckte ichs von ihnen, daß sie mich von ihnen nit hinweg wolten lassen, und daß es Händel zwischen dem Gottshaus und der Gräfin von meinetwegen abgeben werde. Gedachte derohalben heimblich hinweg und ins Closter zu reiten, dan ich hatte ohne das kein Lust daselbsten zu bleiben, dieweilen es wunderliche, noch halber uncatholische Leüth daselbsten hatte. Und dieweil die Pfarr allzu groß, dan sie streckte sich auff 7 Stund weit in die Ründe herumb, und hatte auff die vier Tausent Communicanten. Der Pfarrhoff hatte siben leibeigene Underthanen, welche dem Pfarrer frohnen müessen; er muest allezeit ein Pferdt auff der Strau (Anm. Stroh, hier so viel als in Bereitschaft.) erhalten und hett nit bald ein Tag Ruh, daß er nit etwan zwo oder drey Stundt weit zu den Krancken und Sterbendten reiten muest.

Damit ich derohalben von ihnen mit List hinweg käm, schickte ich ein Tag zuvor, vor Tag mein Pack hinweg ins Closter; den anderen Tag wolt ich hinach folgen. Aber ich kondt es so heimlich nit angreiffen, daß es nit kundtbar wurd; darumb kam der Schultheis, Burgermeister und etlich des Raths, sambt über die zwanzig Burgeren für den Pfarrhoff. Ich erschrack erstlich, dan ich wust nit, was darmit gemeint were; gieng hinab, da sie schon in dem Hoff stuenden, und fragte, was sie mit disem Auffzug vermeinten? Der Schultheis gibt zur Antwort und sagt: Herr, wir haben vermerckt, daß ihr von uns hinwegstellen (Anm. Hinwegstehlen) wöllt. Nun solt ihr wissen, daß wir euch von uns nit

hinweg dörffen lassen. Dann wir seind dessentwegen bei unserer Gnd. Oberkeit der Gräfin gewesen, und haben ihren Willen darüber erholt; welche dann uns in ernstlichen Befehl gegeben, daß wir euch keineswegs hinweg lassen sollen, dan sie wöll rundt keinen aus dem Closter daselbsten gedulden. Darumb söllen wir euch mit allem Ernst allhie behalten, und wan das Closter euch auch mit Gwalt hinwegnemmen wolte lassen, sollen wir euch auch mit gewöhrter Hand hinderhalten. Darumb so muest ich den Pfarrhoff mit Malenschlössern verschliessen und mit einer starcken Wacht umbgeben. Ich antwort darauf und sag, wan sie mich mit Gwalt einschliessen wöllen, daß ich nit mein freyen Paß könne haben, so könn ich ihnen nit verhalten, daß sie in die Excommunication und geistlichen Bann gefallen seyen. Dan sie seyen nit befuegt ein Pfarrer gwalttätiger Weis einzusperren oder ihm Gwalt anzuthuen. Der Schultheis antwortet, dises geschehe nit aus Bösem sunder aus Guetem; dan dieweilen ich der Gräfin und ganzen Gmein lieb und angenemb sey, wöllen sie mich auch nit von sich lassen. Da nun die Malenschlösser angelegt waren, gieng der Schultheis und die andere hinauff in die Stuben, und ich hieß die Magt ein gueten Immiß zurichten. Underdessen trueg ich ihnen Trincken zu, und henckte ihnen ein dichten Rausch an. Der Pfarrhoff hatte ein klein Dörlin und ein groß Thor, und war mit Mauren grings herumb umgeben; und die zwanzig oder mehr Burger lagen mit Feürrohren darumb her außerhalb.

Wir aßen zu Mittag und ich stellte mich sehr lustig zu sein, that auch nit dergleichen, daß ich hinweg wolte. Da es aber gegen Abent wurd, und alle voll und doll waren, sagt ich: Ihr Herren, damit ich nun sehe und erkennen könne, daß ihr mir kein Gwalt begeren anzuthuen, so last mich etwa ein halb Stund lang hinaus ins Feld spatzieren reiten. Underdessen bleibt ihr nur da und trinckt. Sie sagen, ja, wenn ihr uns nit entreiten wolt. Ich antwort, wie solt ich euch entreiten können, ich hab ja mein Sack und Pack noch da, und will nichts auffbinden (dan sie wusten nit, daß ich schon Alles hinweg geschickt hatte). Sie liessens geschehen und ich ritt hinaus, dann ich hatte ein stattlich ungarisch Pferdt. Sobald ich nun aus dem Hoff geritten, haben sie mir fünf Bauren mit Feürrohren nachgeschickt, auf mich Achtung zu haben; aber ich ritt ab dem Weg auff dem Feld herum, und dummelte das Pferdt, und sahe die Bauren wohl von weitem stehen. Entlich gab ich dem Roß die Sporen und ritt spornstreichs darvon. Die Bauren jagten mir von allen ihren Kräfften nach; es war aber vergebens, dan ich kam zwo Stundt vor ihnen ins Closter, und war das Closterthor schon lang beschlossen. Aber sie ruefften erst zu Nacht umb zehn Uhr an, und schrieen, man soll ihnen ihren Pfarrer herausgeben; aber man gab ihnen kein Antwort. Sie muesten also ins Würthshaus übernacht zu sein.

Am Morgens frühe waren sie wider vorhanden und wollten mich mit allem Ernst heraus haben. Man gab ihnen aber zur Antwort: Ich wöll und begehr nit mehr hinauff; ich sey ein Fremdling, sey ihnen nit underworffen; sie können mich nit zwingen. Ich aber, damit meinetwegen keine weitere Händel erwachsten, resolvierte mich von dannen hinweg, und wider in mein Vatterlandt zu ziehen und zu sehen, ob ich etwan wider in mein Thennenbach köndte kommen. Begerte derohalben mein Abscheid, welcher mir dann auff folgendten Tenor gegeben worden.

Nos F. Blasius, Divina permissione Abbas Mñrii. B. M. V. in Rhuna Styriae, Ord. Cist. Dioce. Salisburgensis, Sacrae Caesareae, Regiaeque Hungariae et Bohemiae Majestatis Ferdinandi III Consiliarius praesentes lecturis Salutem. Ut caritatis et misericordiae opera nobis commendaret, ipse misericordiae Dns. inter alia sese olim dicturum sancte pronuntiat; Hospes fui et colligistis me; huic nos conformare et participes reddere semper aequum duximus et salutare. Quare cum dilectus Nobis in Christo P. Conradus Burger Mñrii. B. M. V. de Porta Coeli, vulgo Thennenbach Cist. Ord. Const. Dioec. Professus et Sacerdos per annum et dimidium in nostro monasterio non minus laudabiliter quam religiose vixerit ac bono exemplo optimisque moribus aliis praeiverit, nullum ei caritatis opus denegare potuimus nec voluimus. Unde est, quod a nobis discedentem, quo possumus favore prosequimur, rogantes in Dno. omnes et singulos, ad quos devenerit, ut eam, quam sibi in simili praestari vellent, caritatem ei largiri non dedignentur parem a Nobis, si res tulerit, praeter eam, quam spopondit ipse, qui etiam calicem aquae frigidae tantum in nomine discipuli datum non irremuneratum relinquet. In quorum fidem praesentes manu et sigillo nostro Abbatiali munire voluimus.

Rhunae 14. Mar. 1641. F. Blasius, Abbas.

In disem Closter Rhain ist dieses zu notieren würdig, daß alle Jhar auff Quasimodo ihr Kirchweihung gehalten wird, und zwar mit solcher Solemnitet, daß ihretwegen vil hundert Menschen, auch die fürnembsten Herren im Landt, dahin sich begeben und alle gespeist und getrenckt werden, und man auff dem freyen Feld muest kochen, und vil Ochsen und Kölber, ohne die große Summe des Gfliegels, müessen gemetzget werden. Auch last der Prälat vil hundert silberne Schüsselin machen, deren auch gar vil vergult werden. Dise benediciert er; die vergulte schickt er den großen Landtsherren, auch einen dem Kaiser und Kaiserin selbsten; die silberne den anwesendten Gästen und sunst gueten Freünden. Dise Schüsselin sollen grosse Krafft haben wider allerhandt Gspenst und wider das Ungewitter und die Zaubereyen (Anm. Man beachte die Wohlhabenheit der österr. Klöster im Gegensatz zu den oben geschilderten französischen.).

Weilen ich in disem Closter gewohnt, hatt sichs auch noch sunst allerley zugetragen über diejenigen Sachen, von denen oben gemelt. Einsmals ließ sich ein Exulant aus dem Closter Ebrach in Francken gelegen an, daß er sein erste Prädigt in einem großen Flecken, zwo Stund vom Closter gelegen, halten wolte, und rüstete sich vier Wochen lang darzu. Da nun der Abent ankommen, daß er Morgens an S. Johann Baptist umb vier Uhren dahin solte, gieng er zum Prior und sagt, er getrau ihm einmal nit zu prädigen; er mög hinschicken, wen er wölle. Der Prior war im Sack; er hatte versprochen ein neuen erst anfangendten Prädiger dahin zu schicken; dises war auff der Canzel verkündiget, nemblich Achttag zuvor, und war zugleich auff disen Tag die Kirchweihung, da vil hundert Menschen dahinkamen. Also wußte der Prior weder aus noch an; im ganzen Convent kondt er kein bekommen, und anderstwoher in so kurzer Zeit auch Niemand. Lieff also desperat herumber bis er entlich selbander auch zu mir kam, und das erst under der Complet Zeit: spricht mich ganz flehentlich an, ich soll ihnen in diser Not zu Hilff kommen, damit das Gottshaus nit in ein Spott komme. Ich antwortet ihnen und sag, wie das müglich könne sein? an einem solchen Ort können prädigen, der kein Stund Platz hette, sich darzu vorzubereiten. Sie liessen doch nit nach und sagten: ich soll doch in der Nacht noch etwas zusammen klauben; sie wöllen mir Prädigbücher herbringen. Ich antwort hinwiderumb, sie mögen bringen was sie wöllen, ich könn ihnen nichts versprechen. Sie giengen also zwischen der Hoffnung und Zweiffel von mir, und ich wuste nit, was ich thuen oder anfangen solte. Ich ließ ihr Bitt nit gern lär ausschlagen und das Gottshaus in ein Spott kommen; zu prädigen aber auff solche Manier erscheinte auch eine Unmüglichkeit zu sein; dann ich war damalen selbsten nur noch ein junger Anfängling. Endlich suchte ich in der Eyl ein Materie also. Dieweilen am selbigen Tag die Kirchweyhung und zumalen auch St. Johannes Baptist Festag war, machte ich von beeden halb und halb ein Concept zusammen, daß ich doch ein guete Stund lang den Leüten Satisfaction gethan, die alle vermeint hatten mit Verwunderung, es seye der, welcher erst die allererste Prädig thuen wölle. Bin also mit Freuden Aller im Closter wider heimbkommen, dann es war auch ein Convers – Bruder mit mir geschickt, der allem beygewohnt gehabt.

Ein anderesmal wurde ich auch auff ein Schloß geschickt, den Gottsdienst zu halten, wo vil gräfliche Personen zusammen kammen, dan die Gräfin gab eine Dochter zur Ehe aus, und gschahe damalen der Handtstreich (Anm. Handgelübde, Verlobung) . Zu disem wollte sich auch keiner aus dem Convent gebrauchen lassen, dieweilen sie zu herrisch waren, außer dem Closter zu dienen, oder von Natur zu dürmisch, daß mans nit dörfft gebrauchen. Als einsmals Einer aus Ihnen sein eignen Prälaten, der ihn nur mit wenig Worten beredt, die Fenster in seiner Abbtey eingeworffen und in Gegenwart über die sechszig Underthanen offentlich vor dem Thor geschlagen; kam dann der Prälat von hl. Creütz als ordinariusvisitator; visitierte und ward der Religios in Verhafft gelegt bis auff weiteren Rath.

In disem Strudel wolte ich nit zugegen sein, sunder darmit ich nit einvermischt werde, ging ich zum Prior und sagte: dieweilen ihr Visitator bey ihnen ankommen werde zu visitieren, und mich ihr Visitieren nichts angange als ein Fremdling; dan sie lassen mich auch nit zu ihren heimblichen Räthen. Darumb beger ich mich so lang zu absentieren bis die Visitation vorüber seye. Es wohnen zwey Closterfrauen zu Judenburg in Obersteyermarck, die seyen von Fridenweyler, einem Closter der Visitierung meines Prälaten underworffen und mir wohl bekant. Dise haben mir schon underschidlich zugeschrieben, ich soll sie heimbsuechen; darumb beger ich ein Tag etlich (Anm. Etliche Tage) Licenz dahin zu gehn. Der Prior wolt sich erstlich difficultieren, aber letzlich erlaubte er mir. Ich hatte neun Stundt Wegs und kam mit Freüden dahin und ward mit Freüden empfangen.

Es war ein Pater unseres Ordens vom Closter Neüenberg auff einem Flecken, etwan drey Stundt von ihnen; diser erhielte sie mit allen Victualien, die er ihnen alle Monat auff einem Wagen zufüeren liß. Er war vom Adel und reich; hatte sein eigne Kutschen und Kutschenpferdt und besuechte sie allen Monat auffs wenigst einmal, und war damalen auch bei ihnen, da ich zu ihnen kam. Da war Alles voller Freüden, dan er hatte ebensowohl ein Freüd ab mir als sie; er schenckte mir Gelt, und sie versahen mich mit zarten Krägen, Fazenetlinen und Hembderen, daran ich grossen Mangel hatte, und thaten mir vil Guts. Aber ich war kaum zwehn Tag bey ihnen, da kam eylents ein Bott mit einem Brieff daher des Inhalts: Ich soll alsobald wider ins Gottshaus Rhain kommen, der Visitator beger meiner gar starck. Ich ließ den Botten wider fortgehen mit der Antwort, ich wöll schon kommen, wan es mir belieb; ich hab nichts mit ihrem Visitator zu schaffen und er mit mir nit. Gleichwohl ging ich den anderen Tag wider dahin; aber eh daß ich ankommen, war der Visitator wider weg und zog in Kärnten das Gottshaus Sittich, ein Mannskloster auch unseres Ordens, zu visitieren und hinderließ, daß man verschaffen soll, daß er mich unfehlbar finde, wan er wider zuruck komme. Aber es hatte ihm gefählt; dan indem er in Kärnten war, ist ihm vom Kaiser aller Gwalt zu visitieren genommen worden, und auch, was er zu Rhain geordnet, Alles zernichtet, also daß er nit mehr dahin hatt kommen dörffen. Hingegen ist der Gwalt dem Prälaten von Lilienfeldt übergeben worden und hatt er den Prälaten zu Rhain abgesetzt, und den Religiosen, der ihn geschlagen incarceriert, wie lang, weiß ich nit, dan ich war schon von dannen hinweg.

Dann eh daß der Prälat dorthin gezogen, bin ich selbst gen Lilienveldt von Rhain aus ankommen.